Chinesische Literatur: Einführung und Gespräch über Eileen Chang

CHINA TIME Hamburg 2008
Liebe und Subjektivität im Fokus chinesischer Literatur
Einführung und Gespräch über Eileen Chang (1920-1995)

Montag, 15. September, 20.00 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38

Im Rahmen der CHINA TIME 2008 widmet sich Hamburg drei international berühmten Autoren aus China, Hongkong und Taiwan: Mo Yan, Lung Yingtai und Eileen Chang. Am 15.09. steht Shanghai im Fokus mit der wohl einflussreichsten chinesischen Schriftstellerin der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, der Grande Dame der chinesischen Literatur: Eileen Chang. Sie stammte aus einer einflussreichen Shanghaier Familie, die Mutter studierte in London und ließ sich von ihrem Ehemann scheiden, Chang fühlte sich immer zur Mutter hingezogen, studierte später Literatur und liebte unglücklich den verheirateten „Landesverräter“ und Lebemann Hu Lancheng, Schriftsteller und Kollaborateur der Japaner, dessen Nebenfrau sie wurde. Später trennte sie sich von ihm, ging nach Hongkong, dann in die USA und heiratete dort einen amerikanischen Drehbuchautoren. Sie selbst arbeitete neben ihrer Schriftstellertätigkeit als Drehbuchautorin und Übersetzerin amerikanischer Literatur.

Eileen Changs Kurzgeschichte „Gefahr und Begierde“ (Claassen Verlag), die am 15.09. vorgestellt wird, ist semiautobiografisch und schildert ihr Verhältnis zu Hu Lancheng im von Japan besetzten Shanghai der Vierziger. Ang Lee verfilmte diese Geschichte vom „verhassten Kollaborateur und der Lockvogel-Partisanin, denen der Sex plötzlich zur einzigen Sprache wird, in der sie sich verständigen können. Zur Körpersprache, wie Ang Lee es nennt.“ (SZ,18.10.08).

Susanne Messmer in der TAZ: „Der Film beruht auf einer Geschichte Eileen Changs, der interessantesten Autorin Chinas, die in Deutschland kaum jemand kennt. Was kein Wunder ist, denn wieder ist die deutsche Verlagslandschaft ihrem Ruhm gerecht geworden, in punkto China so ziemlich alles zu verschnarchen, was relevant ist. Anders als in den USA, wo viele von Eileen Changs Werken in englischer Übersetzung vorliegen, ist nur ihr Roman „Das Reispflanzerlied“ auf Deutsch erschienen – und das war vor 51 Jahren.“ (TAZ 7.6.08)

„Changs verstörende Psychogramme zeichnen Analogien zwischen Geschlechterkampf und Krieg, Besatzung und erotischer Abhängigkeit. Gefühlsblockaden gehen mit politischer Vereinnahmung einher, Moralverfall mit äußerer Zerstörung. In stimmungsvollen Weltstillstandsstudien evoziert Chang Romanzen in Zeiten des Ausnahmezustands. Nach konsequenter Ignorierung zur Mao-Zeit kam es, während sie in Taiwan seit den 1960er Jahren Kultstatus genoss, erst in den 1990er Jahren zur breiten Rezeption der melancholischen Chronistin der chinesischen Moderne und zu einem regelrechten Eileen-Chang-Fieber in der Volksrepublik.“ (FAZ)

Die Übersetzerin, Germanistin und Sinologin Dr. Susanne Hornfeck, die mit Wang Jue und Wolf Baus die Short Stories ins Deutsche übertrug, wird anwesend sein, eine kurze Einführung in Eileen Changs Werk geben und lesen. Sie übersetzte zahlreiche Belletristik und Fachbücher aus dem Englischen und Chinesischen. 2007 wurde sie für ihre Übersetzung des Buches „Verräterische Bücher. Eine Verschwörung im alten China“ von Jonathan Spence aus dem Englischen mit dem Beck Preis ausgezeichnet.

Dr. Ma Kafai (Ma Jiahui), Autor, Essayist, Filmkritiker und Kolumnist, vom Center for Chinese Civilisation der City University Hongkong wird Fragen zu Eileen Chang und Shanghai, der Hongkonger Szene und der filmischen Umsetzung der Short Story beantworten. Er hat u. a. ausführlich über Eileen Chang und Ang Lee geschrieben.
Martina Hasse, Hamburger Sinologin und Übersetzerin, wird dolmetschen.

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