Mit Blick auf die Pannenserie bei Vergleichsarbeiten an Hamburger Schulen hat der SPD-Bildungspolitiker Wilfried Buss der Schulbehörde „schlampiges Vorgehen und einen unsensiblen Umgang mit den Schülerinnen und Schülern“ vorgeworfen. „Vergleichsarbeiten sind sinnvoll. Die Schulbehörde scheitert aber offensichtlich schon daran, diese Arbeiten ordentlich vorzubereiten und durchzuplanen. Leidtragende sind in erster Linie die Kinder – und bei denen müsste sich die Behörde eigentlich entschuldigen“, sagte Buss am Mittwoch.
Die von der Schulbehörde gezogenen Konsequenzen aus den bisherigen Pannen seien „nicht wirklich überzeugend“, sagte der Abgeordnete weiter. Er verwies dabei auf die Antwort Senats auf eine Kleine Anfrage zur Annullierung der Vergleichsarbeiten im Fach Deutsch für die dritten Klassen (siehe unten).
Die Vergleichsarbeit hatte in der vergangenen Woche zurückgezogen werden müssen, weil die Aufgaben – so der Senat – „nicht altersangemessen waren“. Jetzt wurde bekannt, dass die Hamburger Gymnasien kurzfristig neue Aufgaben für die heute stattfindenden Tests in Fach Deutsch erhalten haben.
Buss kritisierte in diesem Zusammenhang den Umgang der Behörde mit den Schülerinnen und Schülern. „Es geht hier um Kinder, die teilweise schon in den ersten Jahren ihren Schul-Frust verpasst bekommen“, sagte der Abgeordnete. Er warnte die Behörde in diesem Zusammenhang vor Alleingängen: „Die zurückgezogene Deutsch-Arbeit soll jetzt Ende Mai wiederholt werden – trotz Kritik aus den Schulen. Man hat den Eindruck, die Behörde habe aus den Fehlern der letzten Tage nichts gelernt.“
Es sei zudem zu befürchten, dass die Behörde das Chaos um die Vergleichsarbeiten in naher Zukunft nicht in den Griff bekommt, sagte Buss. So sei noch offen, wie mit der zu wiederholenden Vergleichsarbeit in Deutsch und bereits geplanten Klassenreisen umgegangen werden soll. „Es kann nicht sein, dass jetzt Klassefahrten ausfallen müssen. Die Kinder dürfen nicht für einen Fehler bestraft werden, den sie nicht zu verantworten haben.“
Die Fragen zu den Klassenarbeiten:
BÜRGERSCHAFT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 18/
18. Wahlperiode
Schriftlich Kleine Anfrage
des Abgeordneten Wilfried Buss (SPD)
Betr.: Ungültige zentrale Klassenarbeit in den dritten Klassen im Fach Deutsch
Die erste zentrale Klassenarbeit in den dritten Klassen im Fach Deutsch wurde zurückgezogen. Sie soll am 31. Mai wiederholt werden.
Ich frage den Senat:
1. Aus welchen Gründen wurde die erste zentrale Klassenarbeit in den dritten Klassen im Fach Deutsch zurückgezogen?
2. Wer hat die Aufgaben konzipiert?
3. Wer hat daran mitgewirkt?
4. Welche Aufgaben wurden gestellt? Welche Fähigkeiten sollten geprüft werden?
5. Welches pädagogische Ziel sollte mit dieser zentralen Klassenarbeit erzielt werden?
6. Wie soll zukünftig sichergestellt werden, dass die Aufgaben altersgemäß sind?
7. Wie ist das Ergebnis dieser zentralen Klassenarbeit ausgegangen?
8. Wie wird den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern erklärt, dass die Klassenarbeit zurückgezogen wird?
9. Welche organisatorischen sowie pädagogische Probleme gibt es durch die Wiederholung der zentralen Klassenarbeit am 31. Mai und wie werden sie gelöst?
10. Wann wurden bzw. werden die zentralen Klassenarbeiten in Mathematik in der dritten Klasse geschrieben?
a. Liegen bereits Ergebnisse vor? Wenn ja, wie sehen sie aus?
b. Wenn nein, wann werden sie vorliegen?
11. Unterscheidet sich die Erarbeitung der zentralen Klassenarbeiten in der Dritten Klassen von der Erarbeitung zentraler Klassenarbeiten in anderen Jahrgangsstufen und Fächern?
a. Wenn ja, inwiefern?
12. Wann werden bzw. wurden die zentralen Klassenarbeiten in den anderen Jahrgangsstufen geschrieben?
a. Wenn ja, liegen bereits Ergebnisse vor? Wie sehen sie aus?
b. Wenn nein, wann werden die Ergebnisse vorliegen?
Die Antworten des Senats:
30. April 2007
Antwort des Senats
auf die Schriftliche Kleine Anfrage
des Abgeordneten Wilfried Buss
– Drucksache 18/6169 –
Zu 1. und 8.:
Die ersten Rückmeldungen zur zentralen Klassenarbeit (Vergleichsarbeit) im Fach Deutsch für die Klasse 3 haben gezeigt, dass die Aufgaben nicht altersangemessen waren. Die Schulen haben die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern über diesen Sachverhalt und die daraus resultierenden Konsequenzen informiert.
Zu 2. und 3.:
Die Aufgaben wurden von drei Deutschlehrkräften konzipiert, die in verschiedenen Grundschulen unterrichten. Darüber hinaus hat ein Fachreferent der zuständigen Behörde mitgewirkt.
Zu 4.:
Es wurden Aufgaben zu einem Sachtext gestellt, mit deren Beantwortung die Fähigkeit nachgewiesen werden soll, dass die Schülerinnen und Schüler dem Text Informationen entnehmen und diese gedanklich verknüpfen können, sie zudem Folgerungen aus dem Text ziehen und Gedanken zu ihm formulieren können.
Zu 5.:
Pädagogisches Ziel der Vergleichsarbeit ist es, auf der Grundlage des Rahmenplans Deutsch Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften und den Eltern eine Rückmeldung über den aktuellen Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler zu geben.
Zu 6.:
Die Eignung der Aufgabenvorschläge für Vergleichsarbeiten wird künftig durch ein erweitertes Überprüfungsverfahren sichergestellt, zusätzlich werden erfahrene Fachkolleginnen und -kollegen die Aufgabenvorschläge begutachten.
Zu 7.:
Da die Klassenarbeit von der zuständigen Behörde zurückgezogen wurde, liegt kein Ergebnis vor.
Zu 9.:
Probleme können sich durch Terminüberschneidungen ergeben, z.B. bei bereits gebuchten Klassenreisen. Diese werden ebenso wie mögliche andere Probleme in Absprache zwischen Schulleitung und Schulaufsicht gelöst.
Zu 10. a) und 10. b):
Am 24. April 2007. Ergebnisse werden voraussichtlich Ende Mai vorliegen.
Zu 11.:
Nein.
Zu 11. a):
Entfällt.
Zu 12.:
Klassen 6: Deutsch am 20. April 2007, Englisch am 23. April 2007 und Mathematik am 25. April 2007.
Klassen 8: Deutsch am 22. Mai 2007, Englisch am 24. Mai 2007, Mathematik am 30. Mai 2007 und die weitere Fremdsprache an Gymnasien am 1. Juni 2007.
Klassen 10: Deutsch am 2. Mai 2007, Englisch am 4. Mai 2007, Mathematik am 8. Mai 2007 und die weitere Fremdsprache am 10. Mai 2007.
Zu 12. a) und 12. b):
Erste Ergebnisse werden jeweils ca. drei bis vier Wochen nach dem Termin der Arbeit vorliegen.