Beust verkauft Hamburg an Springer

netz.jpgDer Axel-Springer-Verlag übernimmt 51 % der Internet-Plattform www.hamburg.de (hier der Bericht des Abendblatts). Jens Kerstan, wirtschaftspolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion, kritisiert die Abgabe der Mehrheit von hamburg.de an die Axel Springer AG scharf.

„Mit der Übernahme von hamburg.de baut der Axel Springer Verlag mit aktiver Hilfe des Senates seine beherrschende Marktstellung in Hamburg aus.Von Beust sorgt für die Verminderung der Medien- und Meinungsvielfalt in Hamburg und schadet damit der Meinungsbildung in der Demokratie“, so Kerstan.

Bereits jetzt dominiert Springer den Tageszeitungsmarkt, mischt mit Radio Hamburg beim Marktführer der Lokalprivatradios mit und ist außerdem am einzigen TV-Regionalsender HH 1 beteiligt.

Wenn jetzt noch hamburg.de hinzukomme, werde die Meinungsmacht des Springerkonzerns auch im Internet-Onlinebereich zementiert. abendblatt.de und hamburg.de werden zusammen mehr als 60 Prozent Marktanteil erreichen.

„Ich hoffe, dass diese Fehlentscheidung des Senates vor dem Kartellamt keinen Bestand haben wird. Nicht umsonst wurde die Übernahme von SAT1/Pro7 durch Springer untersagt“, sagt Kerstan.

Kerstan hält die heutige Entscheidung zusätzlich für eine schlechte Nachricht für die prosperierende Medienlandschaft in Hamburg, da mit einem Stellenabbau bei hamburg.de zurechnen sei. Redaktion, Marketing und Vertrieb würden zukünftig vom Springerkonzern zugeliefert werden.

Die Entscheidung des Senates ist aus seiner Sicht zusätzlich auch deshalb unverständlich, weil der Axel Springer Konzern seit langem dabei ist, sich vom Standort Hamburg zu verabschieden und bereits eine Vielzahl seiner Aktivitäten und Schwerpunkt nach Berlin verlagert hat.

Farid Müller, medienpolitischer Sprecher der GAL-Fraktion, bewertet die neue Mehrheitsbeteiligung als Resultat einer vom Senat verschuldeten Fehlentwicklung. Er kritisiert, dass der Senat konsequent die Bürgerbeteiligung bei hamburg.de beschnitten und damit dem Portal die wichtigste Funktion genommen habe: „Schon jetzt besteht der Inhalt von hamburg.de weitgehend aus „Liebe & Dating“, „Alte Schulfreunde finden“ und viel Werbung. Projekte und Initiativen haben keine Möglichkeit mehr zur Selbstdarstellung. Diskussionsforen, Blogs und andere Tools der Internet-Neuzeit fehlen völlig. Hamburg.de braucht ein Konzept, das neue und echte Beteiligungsmöglichkeiten schafft und keine Beteiligung des Springer Verlages.“

8 Gedanken zu „Beust verkauft Hamburg an Springer“

  1. Nicht Hamburg hat seine Anteile verkauft sondern die Banken u. Sparkassen, Hamburg behält seine 20% Anteile. Ob ein anderer großer Medienpartner besser wäre, muss man bei der deutschen Medienlandschaft bezweifeln.
    Vielleicht hätte man ja auch ein Bürgergebegehren machen sollen wo man fragt ob die Bürger 2-3 Euro / Jahr dafür ausgeben wollen. Dann wäre hamburg.de in Bürgerhand! Nur „wer“ vertritt dann die Bürger?

  2. Genau, Banken und HASPA haben sich von einem scheinbar unersättlichen Finanzloch getrennt. Insoweit hat der Senat damit nichts zu tun. Brisant wird es, wenn der 10-jährige Pachtvertrag für die Nutzung des Domainnamens „hamburg.de“ durch die hamburg.de GmbH&Co KG abläuft. Der CDU-Senat hat den ursprünglich noch von der SPD-Finanzsenatorin verhandelten Vertrag bereits geändert. Der ist nicht öffentlich und so wissen wir nicht, welche „Verlängerungsoptionen“ dort inzwischen drinstehen.

    > “wer” vertritt dann die Bürger?

    Dafür wurde, als es noch bei hamburg.de eine „Bürgersäule“ geben sollte, der „Netzrat Hamburg e.V.“ gegründet, der wie ein Rundfunkrat zusammengesetzt ist. Wir sind aber schon lange bei „hamburg.de“ ausgezogen und entwickeln auf rein ehrenamtlicher Basis „hamburg.org“. Da redet uns keiner dazwischen oder vermüllt die Seiten mit Werbung.

    Ich meine übrigens, dass ein Teil der Rundfunkgebühren, die neuerdings von Firmen für internetfähige PCs gezahlt werden müssen, dem Netzrat für seine informationelle Grundversorgung auf hamburg.org zustehen sollte.

    Klaus Schleisiek,
    Vorsitzender des Netzrat Hamburg e.V.

  3. entsetzt habe ich heute gelesen, dass der springerkonzern 51% von der internetplattform hamburg.de übernehmen wird. ursprünglich angetreten war hamburg.de unter der sehr demokratischen vorstellung, jedem hamburger bürger eine kostenlose emailadresse und platz für eine eigene homepage zu bieten.

    heute ist die startseite von hamburg.de wie ein vor werbemüll überquellender briefkasten, aus dem man sich umständlich die wichtige post herausnehmen muss. pikant erscheint mir, das alle landesbehörden hier erreichbar sind und die leute gezwungen werden, sich dem ganzen müll auszusetzen.

    das wird in zukunft sicher noch schlimmer.

  4. K.S: „Da redet uns keiner dazwischen oder vermüllt die Seiten mit Werbung.“

    Da redet überhaupt keiner mehr – seit „Dont Feed the Troll“ zur Maxime geworden ist.

    Kleine Erinnerung an das http://Forum.hamburg.de, welches Bürger und Bürgerin von 1999 – 2003 mit e-Partizipation gefüllt haben – Netzrat Aktion bevor der Deal perfekt ist!

    u

  5. Peinlich! Hamburg lässt sich hamburg.de aus der Hand nehmen. hamburg.de Mailadressen kosteten auf einmal Geld. Für wichtige städtische Services (z.B. Katatstrophenschutz (s. Link)) werden einfachste kostenlos verfügbare technische Dienste (RSS, Email Newsletter, Kalender, …) verpennt. Pressemitteilungen werden nur als PDF versendet. Die zu hamburg.de verdammten Behörden würden – nach meiner Deutung – gerne solche ‚modernen‘ Dienste anbieten, aber werden wahrscheinlich von hamburg.de vor ‚unüberwindbare‘ Kostenhürden bei der Verwirklichung gestellt. Kostenlos verfügbare Dienste, die all das anbieten, werden wahrscheinlich nicht erlaubt.

  6. tja, angesichts des unglaublich unfähigen managements bei hamburg.de ist die entwicklung doch kein wunder. wer einen ehemaligen vertriebler einer großen brauerei als GF einstellt, der danach schon mitgeholfen hat die new economy balse böttcherhinrichs platzen zu lassen, muss sich nicht wundern, das hamburg.de heute so aussieht, wie es aussieht und dabei immer noch miese macht.

  7. Hey Hamburg
    Traurig gesenkten Kopfes tritt man den Bürger entgegen.
    Dem Schrebergarten gehört der Sieg.
    Jedoch nicht dem ANTI-AUTISMUS.
    Beseelen brauchen die noch lange nix.
    Solange ja bis jeder lernt DIE REGEL aktzeptieren,
    und dann bis der letztejenes auch schon kapiert
    sind wir vielleicht und möglichweiße
    krepiert.
    Wer früher stirbt ist länger Tot.
    Und MUNDTOT ists wie schon geschrieben.
    Bildchen wahn und Blätterwahn
    Auf Seite 8 steht schon geschrieben
    Du musst Vichy nehmen damit du weißt wie du es kannst.

    Ich bevorzuge den Biber als Damm gesellen.

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