Beratungsangebot zu psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz kommt an

Hamburger Anlaufstelle „Perspektive Arbeit & Gesundheit“ zieht erste Bilanz zur Halbzeit des Modellversuchs

Seit Januar 2016 steht die Hamburger Anlaufstelle „Perspektive Arbeit & Gesundheit“ (PAG) Beschäftigten und Betrieben als niedrigschwelliges und kostenloses Beratungsangebot zur Verfügung. 206 Beschäftigte und 112 betriebliche Akteure nutzten seitdem das Angebot, um sich Tipps zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz zu holen. Insgesamt 820 Beratungskontakte fanden zwischen dem Beraterteam und den Ratsuchenden statt. 70 Prozent davon entfielen auf ratsuchende Beschäftigte. Der dreijährige Modellversuch wird von der Hamburger Gesundheits- sowie der Sozialbehörde finanziert und vom Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und maritime Medizin (ZfAM) wissenschaftlich begleitet.

Ziel der Anlaufstelle in der Sternschanze ist es, mit einer orientierenden Erstberatung die persönliche berufliche oder die allgemeine betriebliche Belastungssituation mit Ratsuchenden zu klären, Problemlösungen zu besprechen und gegebenenfalls an originäre Stellen weiter zu vermitteln. Eine einzige orientierende Beratung genügt in einer Vielzahl der Fälle. Mehr als zwei Dritteln der Beschäftigten (70 Prozent) und etwa jedem fünften betrieblichen Akteur (16 Prozent) empfiehlt die Anlaufstelle eine weiterführende Stelle, die konkrete Hilfe leisten kann. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks: „Damit wird das Ziel der PAG erreicht, eine präventive, orientierende Erstberatung zur Klärung weiterer Schritte und eine qualifizierte Weitervermittlung zu leisten. Die Beratungen zeigen, dass Fragen der Beschäftigungsfähigkeit vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftebedarfes in Unternehmen eine wichtige Rolle spielen.“

Von den betrieblichen Funktionsträgern nutzten zur Halbzeit des Modellversuchs vor allem Mitarbeitervertretungen (38 Prozent) sowie Geschäftsleitungen und Führungskräfte (20 Prozent) das Beratungsangebot der PAG. Während betriebliche Funktionsträger besonders häufig Rat zur systematischen Beurteilung von Arbeitsbedingungen suchen (70 Prozent), sind für mehr als die Hälfte der Beschäftigte vor allem Probleme in den sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz bedeutsam (53 Prozent). Das Thema „Beschäftigungsfähigkeit“ nimmt bei beiden Gruppen eine prominente Stellung ein.

Vor allem kleinere Betriebe mit weniger Kenntnissen und Ressourcen im Arbeits- und Gesundheitsschutz nutzten das kostenlose Angebot der PAG: 44 Prozent der Ratsuchenden kamen aus kleinen und mittelgroßen Betrieben (KMU). Der Blick auf die Wirtschaftszweige zeigt einen deutlichen Schwerpunkt im Gesundheits- und Sozialwesen: 26 Prozent der ratsuchenden Funktionsträger aus Unternehmen und 27 Prozent der ratsuchenden Beschäftigten stammen aus diesen Bereichen. Jeweils etwa ein Fünftel der Ratsuchenden arbeitet in der Dienstleistungsbranche. Die Ergebnisse einer anonymen schriftlichen Befragung ratsuchender Beschäftigter zeigt, dass sie die Beratung als sehr hilfreich empfinden.

Während betriebliche Funktionsträger über den Kontakt zu einer Gewerkschaft, über Bekannte und über die Medien von der PAG erfahren, finden ratsuchende Beschäftigte vor allem über Akteure im Gesundheitswesen und betriebliche Kontakte den Weg zur Beratung. 70 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer der Anlaufstelle sind weiblich. Etwa ein Drittel der Ratsuchenden ist zwischen 40 und 50 Jahren alt, nur wenige sind jünger als 31 Jahre (6 Prozent) oder älter als 60 Jahre (5 Prozent).

Die Ergebnisse der Evaluation sollen für die Umsetzung des Modellvorhabens in ein regelhaftes Angebot und eine mögliche Ausweitung auf die Metropolregion genutzt werden. Darüber hinaus sollen weitere Träger zur Unterstützung gewonnen werden.

Für den Hintergrund
Ratsuchende können sich telefonisch, persönlich oder per E-Mail an das Beraterteam der PAG wenden. Wer keinen Termin vereinbaren möchte, kann die offene Sprechstunde nutzen. Weitere Details oder Informationen stehen unter www.pag-hamburg.org zur Verfügung.

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