Gezielte Förderung statt Strafrunden

photocaseSCHULE.jpegSchulsenatorin Dinges-Dierig hat zugegeben, dass in vielen ihrer viel zu großen Eingangsklassen eine anständige Förderung der Schüler kaum mehr möglich ist. Eine der Konsequenzen: viele Sitzenbleiber. Einen Tag vor der großen Bürgerschafts-Schuldebatte am morgigen Donnerstag hat die SPD-Fraktion deshalb den Senat noch einmal aufgefordert, den alten Zopf „sitzen bleiben“ endlich abzuschneiden.

„Wir fordern den Senat auf, dieses hoch fragwürdige Instrument in allen Schulformen zu streichen“, sagte der schulpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Wilfried Buss, am Mittwoch.

Die SPD plädiert dafür, zwar das Elternrecht auf Wiederholung zu erhalten. In pädagogisch begründeten Einzelfällen solle eine Klassenwiederholung nach Abstimmung zwischen Schule und Eltern möglich sein.
„Für das diktierte sitzen bleiben gibt es aber spätestens seit der PISA-Studie
keine vernünftige Argumentation mehr“, sagte Buss.

Während in Deutschland fast drei Prozent eines Altersjahrgangs die entsprechende
Klasse wiederholen müssten, sei das sitzen bleiben in den anderen OECD-Ländern
eher die Ausnahme. Auch der pädagogische Sinn lasse sich nicht belegen: „Durch
gezielte Fördermaßnahmen in den problematischen Fächern werden mit mehr
Motivation bessere Ergebnisse erzielt“, sagte Buss.

Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Kultusministerkonferenz (KMK), die in
ihrem diesjährigen Bildungsbericht ähnliche Aussagen mache. „Internationale
Erfahrungen zeigen, dass eine verstärkte individuelle Förderung aller
Schülerinnen und Schüler, gerade aber der Leistungsschwächeren, die jedoch nicht
zu Lasten der Leistungsstarken gehen darf, höhere Erfolgsaussichten bietet“,
zitierte Buss aus dem Bericht der KMK.

Die SPD-Fraktion schließt sich mit ihrem Antrag der Meinung der
schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) an, die das
sitzen bleiben in ihrem Bundesland abschaffen will. „Ich teile die Ansicht, dass
man jungen Menschen durch das sitzen bleiben Schaden zufügt. Die individuelle
Förderung von Schülerinnen und Schülern muss ganz oben auf die Agenda“, forderte
der SPD-Schulpolitiker. Sitzen bleiben führe zu „gewaltigen persönlichen
Problemen. Die Schüler verlieren häufig die Motivation, sie schämen sich für ihr
vermeintliches Versagen in der Schule“, sagte Buss. Das sitzen bleiben sei ein
Instrument aus der „Mottenkiste der Pädagogik“ – „das ist ein alter Zopf, und
der gehört abgeschnitten.“

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