„Zwischen Harz und Heide“

Die KZ-Gedenkstätte zeigt vom 30.4. bis 31.7.2016 die Ausstellung über Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945

Am 30. April 2016 wird in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme die Sonderausstellung „Zwischen Harz und Heide – Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945“ eröffnet. Sie ist bis Juli 2016 im Foyer der Gedenkstätte zu sehen und verdeutlicht anhand von Tagebüchern, Erinnerungsberichten und Zeichnungen ehemaliger Häftlinge das Ausmaß der Gewalt während der Todesmärsche.

In den letzten Kriegswochen eskalierten die NS-Verbrechen – nun nicht mehr im vermeintlich fernen „Osten“, sondern inmitten der deutschen Gesellschaft. Angesichts der vorrückenden alliierten Streitkräfte ließ die SS die Konzentrationslager räumen. Mit Bahntransporten oder auf Fußmärschen sollten die KZ-Gefangenen in andere Lager gebracht werden. Im April 1945 waren allein in Nordwestdeutschland 60.000 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Bergen-Belsen, Mittelbau-Dora und Neuengamme unterwegs. Viele Transporte irrten ziellos durch das Land. Oftmals war ein Weiterkommen aufgrund zerstörter Transportwege und Frontverschiebungen nicht mehr möglich. Tausende KZ-Häftlinge starben an Erschöpfung oder wurden vom Wachpersonal ermordet.

Die deutsche Zivilbevölkerung war Augenzeuge der Todesmarschverbrechen, teilweise beteiligte sie sich sogar an ihnen. Ab Ende März 1945 räumte die SS zahlreiche Außenlager des KZ Neuengamme sowie das KZ Mittelbau-Dora im Harz. Allein 30.000 Häftlinge, darunter über 3.000 Jüdinnen aus den Frauenaußenlagern des KZ Neuengamme, kamen in das bereits überfüllte KZ Bergen-Belsen. Tausende Häftlinge, die ihre Befreiung schon vor Augen hatten, wurden während der Todesmärsche ermordet. Nach dem Krieg bemühten sich die Alliierten, die während der Todesmärsche begangenen Verbrechen aufzuklären. Die meisten Deutschen hingegen lehnten eine Auseinandersetzung mit dem Thema ab.

Die Ausstellung verdeutlicht das Ausmaß der Gewalt während der Todesmärsche und zeigt, dass die Verbrechen in aller Öffentlichkeit begangen wurden. Zudem thematisiert sie das „Kasernenlager“ in Bergen-Hohne, das im April 1945 zur Unterbringung der Häftlinge aus Mittelbau-Dora als Nebenlager des KZ Bergen-Belsen genutzt wurde. Später befand sich hier das größte jüdische DP-Camp („displaced persons“) Deutschlands.

In der Sonderausstellung werden Tagebücher, Erinnerungsberichte und Zeichnungen ehemaliger Häftlinge gezeigt, die annährend deutlich machen, wie dicht die Hoffnung auf die nahe Befreiung und die unmittelbare Lebensbedrohung während der Räumungstransporte beieinander lagen. Zugleich dokumentiert die Ausstellung das breite Ausmaß der Mittäter- und Komplizenschaft in der deutschen Bevölkerung – und die mangelnde Bereitschaft vieler Deutscher nach dem Krieg, sich der Verantwortung für die vor Ort begangenen Verbrechen zu stellen.

„Zwischen Harz und Heide – Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945“
Eine Ausstellung der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
vom 30. April bis 31. Juli 2016
im Foyer der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9:30 bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag, an Feiertagen: 12 bis 19 Uhr
Der Eintritt ist frei

Ausstellungseröffnung: 30. April 2016, 16:30 Uhr
Südflügel der ehemaligen Walther-Werke
Es sprechen: Dr. Detlef Garbe, Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Dr. Dagmar Lieblova, Prag, Überlebende des KZ Neuengamme, Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Dr. Stefan Hördler, Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Musikalisches Rahmenprogramm: Nele B. Nelle (Hamburg), Klarinette

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