„Wege nach Neuengamme“ ab sofort digital

„Treffpunkt: Vor dem Thalia-Theater, Alstertor 1“ – hier beginnen die regelmäßig sehr schnell ausgebuchten szenischen Rundgänge der Landeszentrale für politische Bildung unter dem Titel „Wege nach Neuengamme“. Jetzt gibt es eine Alternative auf CD.

Für diejenigen, die für diese Stadtführung der besonderen Art bisher keinen freien Platz mehr reservieren konnten und für alle, die die einzelnen Szenen in Ruhe zu Hause noch einmal anhören möchten, hat die Landeszentrale für politische Bildung die Rundgänge nun akustisch konserviert.

Ab sofort können Hör-CDs inklusive eines informativen Begleitheftes im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung, Dammtorwall 1, gegen eine Bereitstellungspauschale von je 1,- Euro abgeholt werden.

Wer sich die akustische Version der szenischen Rundgänge lieber kostenlos als mp3 herunterladen möchte, der findet die entsprechende Datei auf der Homepage der Landeszentrale für politische Bildung unter www.hamburg.de/politische-bildung.

Die Szenen werden gesprochen von der Schauspielerin Herma Koehn und dem Schauspieler Wolfgang Hartmann, die erläuternden Zwischentexte von Dr. Rita Bake. Idee,Konzeption und Texte dieses Rundganges stammen von Dr. Rita Bake und Jens Michelsen (†).

Die Hörerinnen und Hörer begeben sich gemeinsam mit Herma Koehn, Wolfgang Hartmann und Dr. Rita auf die Spuren von Hamburgerinnen und Hamburgern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und in das KZ Neuengamme eingewiesen wurden.

Während des Rundgangs werden in der Hamburger Innenstadt die Orte des alltäglichen Lebens und der Verfolgung der Opfer nachgezeichnet.

Ablauf des szenischen Rundgangs:

Der Rundgang beginnt am Thalia-Theater mit der Geschichte der Schauspielerin Hanne Mertens, die im Februar 1945 wegen angeblicher „Wehrkraftzersetzung“ verhaftet wurde und kurz vor Kriegsende mit weiteren 13 Frauen und 58 Männern in das schon weitgehend geräumte KZ Neuengamme gebracht und dort ohne Urteil erdrosselt wurde.

Im Aufgang zum Sitzungssaal der Hamburgischen Bürgerschaft im Rathaus erinnert eine Gedenktafel an die Mitglieder der Bürgerschaft, die nach 1933 Opfer totalitärer Verfolgung wurden. Wir erinnern an die Bürgerschaftsabgeordneten Wilhelm Heidsiek und Otto Schumann. Beide fanden als Häftlinge des KZ Neuengamme den Tod.

Am Alten Wall befand sich das Schallplattenhaus „Benjamin“, in dem noch während des Krieges verbotene amerikanische Swing-Platten unterm Ladentisch erhältlich waren. Lernen Sie die Swing-Kids Lisa und Peter kennen und hören Sie, was Peter aus dem KZ Neuengamme berichtet.

In einem Café in den Alsterarkaden sitzt der Schriftsteller Heinrich Christian Meier und blickt sinnierend auf das Barlach-Relief an der Kleinen Alster. Er erinnert sich an seine Jugendzeit nach dem Ersten Weltkrieg und an seine Haftzeit in Neuengamme.

Die Buchhandlung Felix Jud am Neuen Wall ist nach ihrem Gründer benannt, der ohne Verurteilung eineinhalb Jahre im Gefängnis Fuhlsbüttel und im KZ Neuengamme verbringen musste, u.a. weil er von den Nazis verbotene Bücher vertrieb und mit seinen Kunden die politische Lage diskutierte.

Der Weingroßhändler Benno Landau sollte als Jude polnischer Herkunft 1938 nach Polen abgeschoben werden und musste sich deshalb an einer Sammelstelle in der Neustadt einfinden, wohin seine Tochter Cecilie ihm einen Koffer bringen sollte. Cecilie wurde später als 16-jährige zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ins Ghetto Lodz deportiert, weiter nach Auschwitz und in das Neuengamme-Außenlager am Dessauer Ufer. Heute lebt sie unter ihrem amerikanischen Namen Lucille Eichengreen in Kalifornien.

An der Fassade des Hauses Jungfernstieg 50, wo sich bis vor wenigen Jahren noch die evangelische Buchhandlung Anneliese Tuchel befand, erinnert eine Gedenktafel an den nach dem Zweiten Weltkrieg so benannten Hamburger Zweig des Widerstandskreises „Weiße Rose“. In der Buchhandlung trafen sich während des Zweiten Weltkrieges Gegnerinnen und Gegner des NS-Regimes, darunter auch Margarethe Mrosek und Dr. Kurt Ledien, die im KZ Neuengamme erhängt wurden.

Auf dem Weg zur Stadthausbrücke begegnen wir dem Widerstandskämpfer Kurt Schill, sowie dem Namensgeber des schwierigsten Hindernisses beim Deutschen-Spring-Derby in Hamburg-Flottbek, Eduard F. Pulvermann. Kurt Schill wurde im KZ Neuengamme erhängt. Der Hamburger Kaufmann Eduard F. Pulvermann wurde wegen angeblicher Spionage ins KZ Neuengamme verschleppt.

In der Gestapo-Zentrale an der Stadthausbrücke 8 wurden viele NS-Verfolgte verhört und brutal misshandelt. Zu ihnen gehörten auch einige Homosexuelle, deren Verfolgungsschicksal lange Zeit verdrängt wurde. Bis heute gibt es für die nach dem § 175 Verfolgten kaum Entschädigung.

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