Viel zu wenig für die Bildung

VIEL_GELD.jpegWährend PolitikerInnen mehr oder weniger einmütig feststellen, dass Hamburg deutschlandweit annähernd die höchsten Pro-Schüler-Ausgaben im Bildungsbereich aufwendet, nimmt die GEW eine OECD-Studie zum Anlass, die Bezugsgrößen zurecht zu rücken: Gemessen an der Wirtschaftskraft nämlich sei Hamburg bei den Bildungsausgaben Schlusslicht.

VIEL_GELD.jpegDer Vorsitzende der GEW Hamburg, Klaus Bullan, übt scharfe Kritik an der Weigerung von Hamburgs Bildungssenatorin, sich verantwortungsvoll mit den soeben veröffentlichten Ergebnissen der OECD Studie Bildung auseinanderzusetzen: „Senatorin Dinges-Dierig steckt – wie leider andere konservative Bildungspolitikerinnen auch – angesichts der massiven Probleme im deutschen Bildungswesen den Kopf tief in den Sand und beschimpft die Überbringer der schlechten Nachricht. Es fehlt die Bereitschaft, Realitäten
anzuerkennen und daraus dann Konsequenzen zu ziehen, damit mehr SchülerInnen
zu einem qualifizierten Schulabschluss kommen und das Bildungsniveau gerade
bei den jüngeren Menschen erhöht werden kann.“

Auch die Bundesländerauswertung durch das Statistische Bundesamt belege, dass Hamburg im internationalen Vergleich zu wenig Geld für Bildung ausgäbe, zu wenig junge Menschen mit Studienberechtigung und zu wenig HochschulabsolventInnen hervorbringe. Zwar habe Hamburg die zweithöchste Akademikerquote in Deutschland, allerdings profitiere Hamburg als Stadtstaat von der Zuwanderung von Studienanfängern aus den Nachbarländern und aus dem Ausland. Trotzdem, so das Statistische Bundesamt, erreichen auch die
Stadtstaaten nicht annähernd den OECD-Durchschnittswert.

Bullan: „Es ist erschreckend, dass Deutschland neben den USA das einzige Land ist, in dem die 45-54 Jährigen häufiger einen Hochschulabschluss haben als die 25-34 Jährigen, und das auf ausgesprochen niedrigem Niveau gemessen am OECD Durchschnitt. Vor 30 Jahren hat Deutschland einen hohen Prozentsatz von Menschen, die mindestens Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, erreichen können – seitdem stagniert der Wert in
Deutschland, während er in fast allen anderen OECD-Staaten expandiert.“

Bullan plädiert dafür, die Bildungsausgaben in ein Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu setzen: „Gemessen an der Hamburger Wirtschaftskraft gibt Hamburg viel zu wenig Geld für die Bildung in der Stadt aus. Hamburg ist hier das Schlusslicht in Deutschland.“

Während die Ausgaben pro Bildungsteilnehmer in Bezug zum Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Bundesdurchschnitt bei 27% liegen, in Thüringen bei 42%, liegen sie in Hamburg nur bei 19%. Dies gilt für die Ausgaben im Grundschulbereich, in der Sekundarstufe sowie im Hochschulbereich. Die öffentlichen Gesamtausgaben für Bildung in Hamburg, gemessen am BIP, lägen deutlich nicht nur hinter den OECD Ländern, sondern
auch hinter den übrigen Bundesländern zurück: Hamburgs öffentliche Kassen geben nur 3,1% des BIP für Bildung in Schulen und Hochschulen aus, während der Bundesdurchschnitt bei 4,2% und der OECD-Durchschnitt bei 5,1% liegen.

Bullan: „Gemessen an der Wirtschaftskraft der Stadt könnte und sollte viel mehr als bisher in die Bildung der Hamburger Kinder und Jugendlichen investiert werden. Was wäre nicht alles möglich, wenn Hamburg in den Bildungsausgaben auch nur Deutsches Mittelmaß wären? Wir hätten 800 Millionen € mehr für die Bildung und wären nicht das Schlusslicht in Deutschland bei den Klassengrößen der Grundschüler.“

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