Stoppt die nächste Elbvertiefung

ELBE.jpegVon 1850 bis zur letzten Vertiefung 1999 wurde die Elbe von knapp fünf auf 15,30 Meter vertieft. Von Behörden und Planern wird behauptet, dass durch die erneute Vertiefung um nochmals bis zu zwei Metern keine Verschlechterung des jetzigen Zustandes erfolgt, sie gehen gar von einer ökologischen Verbesserung für die Elbe aus. Unsinn, meint ein breites Bündnis.

In einer Erklärung zum Thema heißt es:

Die Realität sieht anders aus! Die bisherigen Eingriffe in das System Elbe haben bereits dazu geführt, dass

+ durch Strombaumaßnahmen und Eindeichungen in den letzten 40 Jahren ca. 75 % der wertvollen Vordeichsflächen vernichtet worden sind,

+ die Brackwasserzone sich in den Jahren von 1953 bis 1994 um ca. 20 km stromaufwärts verschoben hat,

+ der Tidenhub sich in Hamburg seit 1900 um 1,80 Meter erhöht hat und das mittlere Hochwasser um 0,60 Meter höher geworden ist,

+ die Baggermengen sich im Hamburger Elbabschnitt nach der letzten Elbvertiefung (1999) von ca. drei Mio. Kubikmeter um das Dreifache auf ca. 9 Mio. jährlich erhöht haben,

+ der Sauerstoffhaushalt sich nach der letzten Elbvertiefung verschlechtert hat,

+ die Verlandungen von Nebenelben, Altarmen stark zugenommen haben,

+ zwischen 2003 und 2004 das Mühlenberger Loch im Südosten zwischen Airbus-Halbinsel und Estemündung um 21 cm verlandet ist.

In Zukunft sollen Containerschiffe mit Tiefgängen von 14,80 Meter den Hamburger Hafen tideabhängig und mit 13,80 Meter tideunabhängig erreichen können. Die Maßnahmen kosten den Steuerzahler 350 Millionen Euro, obwohl auf der Unterelbe im Jahr 2006 von insgesamt mehr als 6000 Containerschiffen nur rund 200 einen tatsächlichen Tiefgang von mehr als 12,80 Meter hatten.

Das “Arbeitstier“ im Containerverkehr wird auch in Zukunft nach Einschätzung der Expertenmehrheit das 8.000 TEU Schiff sein und dies kann bereits heute in der Regel den Hamburger Hafen problemlos erreichen. Damit ist eine weitere Elbevertiefung nicht mehr erforderlich.

Es ist nicht hinnehmbar, dass neben dem Bau eines Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven nun die Elbe und die Weser erneut vertieft werden sollen. Um weitere Umweltzerstörungen und Fehlinvestitionen zu stoppen, müssen alle Hafen- und Hinterlandplanungen sowie Flussausbaumaßnahmen auf den Prüfstand und endlich ein Hafenkonzept für die Deutsche Nordseeküste erstellt werden.

Der Botanische Verein, der BUND Hamburg, die GAL, der NABU Hamburg, der Förderkreis Rettet die Elbe und weitere Organisationen whaben in Hamburg mit einer Fackel-Kette gegen die ökologisch und ökonomisch unsinnige erneute Elbvertiefung demonstriert. Die Aktion reiht sich ein in den Protest entlang der gesamten Unterelbe zwischen Cuxhaven und Hamburg. 10.000 Menschen wollen auf den Deich und an Ihren Fluss gehen, um gegen die Baggerwut der Maritimen Wirtschaft und der Hamburger Politik Front zu machen.

2 Gedanken zu „Stoppt die nächste Elbvertiefung“

  1. Auch wenn Hamburg (noch) keine Küstenstadt ist: Sturm und Wasser, Fluten, Deiche und damit verbundene Katastrophen sind auch für diese große Stadt ein wichtiges Thema.
    Haben wir nicht schon in der Schule gelernt, dass Flussvertiefungen auch eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit mit sich bringen, dass die Elbe mit ihren Deichen und ihrer breiten Mündung wie ein Trichter anzusehen ist??
    Je höher die Deiche und je tiefer die Elbe, um so mehr Wasser rast bei entsprechenden Windrichtungen elbaufwärts, auch das Hamburger Gebiet wird künftig immer stärker betroffen sein.

    Angesichts der zu erwartenden Meeresspiegelerhöhung und Orkanaufkommen werden bisherige Maßstäbe gesprengt, schon bei der letzten Sturmflut wurden in der Nordsee in Küstennähe Wellen von bis zu 10m Höhe gesichtet, das hat es zuvor nicht gegeben. Die jüngsten Klimaprognosen sollten sämtliche alten Planungskonzepte in Frage und auf den Prüfstand stellen.

    Hamburg verfolgt legitime Wirtschaftsinteressen, aber sie können nicht alleiniger Faktor für derart gravierende Entscheidungen sein und auch keine Entschuldigung für die Gefährdung der Elbufer und -anwohner benachbarter Bundesländer. Immer weiter ansteigende Wasserfluten gefährden vorhandene Deiche, weitere zu erwartende ökologische Schäden wurden im Artikel oben bereits aufgeführt. Ist Hamburg bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen – oder sind die Verantwortlichen entschlossen – wie andernorts auf dieser Welt -, „Kollateralschäden“ zugunsten einer fragwürdigen Politik in Kauf zu nehmen?
    Dann kann es nur heißen: nicht in unserem Namen, wir wollen eure (Wirtschafts-)Kriege nicht und unterstützen alle, die nein sagen zu diesem Projekt.

  2. Selbst, wenn man davon ausgeht, dass aus den 200 großen Containerschiffen vielleicht 300 werden, wenn also alle 200 Großcontainerschiffe nach Hamburg wollen, UND ein erhebliches Wachstum in diesem Segment besteht, dann kostet der Kram immer noch über 1 Mio Euro pro Containerschiff.

    Rechnet man nun diese Maßnahme auf 10 Jahre hoch, und rechnet man großzügig damit, dass jene 300 Containerschiffe dank dieser Maßnahme ca. 1500 Container zusätzlich transportieren, dann erhält man auf Basis dieser sehr großzügig hochgerechneten Rechnung in der Summe 4,5 Mio Container, für deren Transport nach Hamburg also 350 Millionen Euro ausgegeben werden.

    Also rund 80 Euro pro Container. Wahnsinn. Für den Preis kann man Container fast schon europaweit speditieren. Rechnet man seriöser, kommt man sogar auf den drei- bis fünffachen Betrag an Steuergeldern, der pro Container aufgewendet werden soll.

    Wenn Beust das unbedingt machen will, dann ist er m.E. völlig irre.

    Leider: Beust und seinen teils hochkorrupten Parteifreunden dürfte es völig egal sein, dass die von ihnen durchgepeitschte Elbvertiefung ökonomischer Blödsinn ist.

    Mit Geld umgehen kann der Beust-Senat nicht.

    Den Willen der Bevölkerung achten? Darüber lacht Beust.

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