SPD fordert Neustart in der Museumspolitik

Die SPD-Kulturexpertin Christel Oldenburg hat sich für eine Neuausrichtung der Museumspolitik in Hamburg ausgesprochen. Für die LINKE fordert Norbert Hackbusch „Finanzierung statt Verwüstung“.

„Hamburgs Kulturleben braucht nicht nur die Elbphilharmonie, sondern auch ausreichend finanzierte Museen, die ihre Schätze auch präsentieren können“, sagte Oldenburg in der Bürgerschaft. Es sei alarmierend, dass wiederholt Museen – mit Hinweis auf angebliche Brandschutzmängel – an den Rand der Betriebsfähigkeit gedrängt worden seien.

Oldenburg schlug vier Punkte vor, um die Hamburger Museen wieder in ruhiges Fahrwasser zu bekommen. „Es muss zunächst ein Kassensturz vorgenommen werden. Obwohl es der Senat schon vor Jahren angekündigt hat, gibt es immer noch kein funktionierendes Controlling“, kritisierte die SPD-Abgeordnete. Ein solches Controlling sei aber Voraussetzung, um den tatsächlichen Finanzbedarf der Museen zu erfahren.

Oldenburg sprach sich weiter dafür aus, das Stiftungsgesetz so wie bisher zu erhalten. Eine Reduzierung der Stiftungsräte von zehn auf sechs lehnte sie ab.

Drittens solle Kultursenatorin Karin von Welck das „unselige Experiment“ der Stiftung Historische Museen beenden. „Diese Stiftung ist eine Konstruktion vom Reißbrett. Sie hat sich nicht bewährt. Auch diese Stiftung hat Schulden gemacht“, sagte Oldenburg.

Letztlich werde der Ausstellungsfonds von zwei Millionen Euro die Probleme der Museen nicht lösen. „So wird nur eine unproduktive Konkurrenz zwischen den Häusern etabliert“, bedauerte Oldenburg. „Der Vorschlag der sogenannten Expertenkommission, ein Museum in einen Grundbetrieb und Sonderausstellungen zu teilen, ist willkürlich. Sonderausstellungen gehören heute zum normalen Museumsbetrieb – sonst wird sich die Besucherzahl in den Museen drastisch verringern. Der Ausstellungsfonds ist bürokratisch und degradiert die Direktoren zu Bittstellern bei einer Jury, die dann darüber bestimmt, was in den Häusern gezeigt wird. Das kann keine Lösung für unsere Museen sein.“

Museen: LINKE fordert Finanzierung statt Verwüstung

Während der Senat die Kostenexplosion der Elbphilharmonie gefeiert hat, hinterlässt er eine Schneise der Verwüstung in der Hamburger Museumslandschaft. Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab, Museen werden mit fadenscheinigen Gründen dichtgemacht. Die Kulturbehörde scheint jede Kontrolle verloren zu haben. Deswegen hat die Fraktion DIE LINKE einen Antrag in die heutige Bürgerschaftssitzung eingebracht, in dem sie die auskömmliche Finanzierung der Museen einfordert: „Können wir die kulturellen Schätze in den Museen dieser Stadt nutzen?“ (Drs. 19/6246).

Die Informationen der letzten Wochen sind dramatisch: Im Februar beschlossen die Direktoren der Stiftung Hamburgische Museen, das Hafenmuseum in diesem Jahr nicht zu öffnen, um Gelder einzusparen. Das wurde nicht Realität, aber der Kulturausschuss weiß bis heute nicht wo stattdessen gespart wurde. Im März gibt es einen Aufschrei in Harburg – das Harburger Museum und ihr Direktor werden abgewatscht. Zudem gab es Gerüchte, dass das Museum der Arbeit schließen soll und vielleicht Standort des zentralen Depots wird.

„Wer weiß, was als nächstes kommt. Aber wichtig ist doch die Ergebnis: Hier gibt es ein strukturelles Problem“, erklärt Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion.

Das wird auch deutlich an einem der von schwarz-grün gern aufgeführten Musterknaben der Museen: Das Museum für Kunst und Gewerbe kurz MKG. Frau Dr. Schulze, die Direktorin, führt in der Anhörung im Kulturausschuss im März diesen Jahres aus, dass für sehr viel Geld das Gebäude saniert wird, aber es fehlt das Geld, die Abteilungen nach der Sanierung wieder einzurichten.

„Das kann doch nicht ernst gemeint sein. Augenscheinlich gibt es eine Unterfinanzierung, die der Kulturbehörde seit Jahren bekannt ist und die systematisch dazu führt, dass die kulturellen Schätze häufig nicht präsentiert werden können. Geschweige denn eine wirklich kulturelle Öffnung, wie sie in den Debatten um Kultur für alle gefordert, umgesetzt wird. Hier warten seit Monaten auf eine Antwort. Die lautet jedoch stoisch: Die Experten haben doch gesagt, die Summe ist auskömmlich. Die Kulturbehörde reiht sich in die kopflose Chaospolitik des Senats ein, wo einerseits sozial ungerecht gespart wird, anderseits das Geld mit vollen Händen rausgeworfen wird für Dinge die niemand braucht. Die Behörde fährt die Hamburger Museen bei vollem Bewusstsein an die Wand. Die einzigen Zweifel die daran bestehen: Sind Senat und Kulturbehörde noch bei Bewusstsein?“

Die Hamburger Presse hat Vergleichszahlen veröffentlicht, die eindeutig zeigen, dass die Hamburger Museen keine Geldverschwender sind, sondern vielmehr im Vergleich zu den großen Museen von Hannover, Bremen, Köln, München und Stuttgart finanziell schwach ausgestattet sind. Dafür herrscht zwischen Kulturbehörde und kulturellen Aktiven inzwischen richtig schlechte Stimmung, obwohl die Beschäftigten und die Freundeskreise entscheidend für die Entwicklung der Museen sind.

„Warum sind Museen so wichtig? Sie sind das Gedächtnis einer Gesellschaft. Meine Damen und Herren, sorgen Sie mit dafür, dass das Gedächtnis stark bleibt“, schließt Hackbusch.

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