SPD fordert: Jetzt ausbilden – für später

Anlässlich der aktuellen Zahlen vom Hamburger Arbeitsmarkt hat die SPD-Arbeitsmarktexpertin Elke Badde an die Hamburger Unternehmen appelliert, mehr auszubilden. Der Fachkrätemangel der nächsten Jahre sei absehbar. Auch die LINKE sieht „keinen Grund zur Entwarnung“.

Der saisonbedingte Rückgang der Arbeitslosigkeit in Hamburg könne nicht über die dunklen Wolken über dem Arbeitsmarkt hinwegtäuschen, sagte Badde. So sei die Zahl der Arbeitslosen im Bereich des Arbeitslosengelds I im Vorjahresvergleich um 41,5 Prozent gestiegen. Erneut sank demgegenüber die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen.

„Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben die Unternehmen 16 Prozent weniger Ausbildungsstellen gemeldet. Junge Menschen dürfen aber nicht Opfer der Wirtschaftskrise werden“, sagte Badde. Mit dem Ausbildungsbonus und insbesondere dem Ausbildungsbonus bei Insolvenz stünden Instrumente zur Verfügung, um Betrieben die Ausbildungsanstrengungen zu erleichtern. Es gelte die Aussage des Bundesarbeitsministers: Mit 20 Jahren soll jeder Mensch entweder das Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, sagte Badde.

Im Mai 2009: hatten 22,5 Prozent der in Hamburg gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz einen Hauptschulabschluss. 39,5 Prozent hatten einen Realschulabschluss, 68,2 Prozent ihren Schulabschluss im Vorjahr oder noch davor erworben. (Quelle : Bericht der Agentur für Arbeit: Bewerber und Berufsausbildungsstellen. Mai 2009, S.9).

Im Einzelhandel, der insbesondere auch Jugendliche mit niedrigen Bildungsabschlüssen ausbildet, geht die Zahl der Ausbildungsstellen zurück. (minus 4%). Im Schnitt aller Brachen ging die Zahl der Ausbildungsverträge sogar um 7,8% zurück.

„Wir schulden den jungen Menschen einen guten Start in das Arbeitsleben. Für die Wirtschaft wird trotz der Krise schon bald der Fachkräftemangel spürbar werden. Deshalb müssen Stadt und Wirtschaft dieses Jahr ganz besondere Anstrengungen zur Ausbildung unternehmen“, sagte Badde.

Arbeitsmarktzahlen kein Grund zur Entwarnung – Senat bleibt passiv

Die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg ist im Juni 2009 leicht gesunken. Im aktuellen Monat waren 78.067 Hamburger arbeitslos, das sind 951 oder 1,2 % weniger als im Vormonat Mai. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (Juni 08) hat sich der Bestand der arbeitslosen Hamburger allerdings um 6.950 oder 9,8 % erhöht.

Zu den neuen Arbeitsmarktzahlen, erklärt der haushaltspolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion DIE LINKE, Dr. Joachim Bischoff: „Die neuen Arbeitsmarktzahlen sind kein Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil. Die Passivität des schwarz-grünen Senats trägt dazu bei, dass die Hamburger Wirtschaft mehr und mehr in schweres Wasser gerät. Schwarz-Grün zeichnet sich angesichts des sich für den Herbst/Winter abzeichnen¬den Szenarios für Wirtschaft, Beschäftigung und soziale Sicherungssysteme vor allem durch arbeitsmarktpolitische Tatenlosigkeit aus. Gleichzeitig wird viel Geld ausgegeben für die sinnlose Sanierung der HSH Nordbank und Leuchtturmprojekte wie die HafenCity Universität. Man setzt offensichtlich vorwiegend drauf, dass der Exportmotor irgendwann wieder anspringt.“

Positiv ist, dass der Senat trotz massiver Einbrüche bei den Steuereinnahmen auf eine kontraproduktive Sparpolitik verzichten will. Um den drohenden massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit und die weitere Belastung des Haushalts durch zusätzliche krisenbedingte Ausgaben und weiter wegbre¬chende Steuereinnahmen zu begrenzen, wäre allerdings sehr viel mehr notwendig als die viel zu gering dotierten Maßnahmen der „Hamburger Konjunkturoffensive“. Vor allem: Eine Orientierung auf einen gesellschaftlichen Strukturwandel Hamburgs, der die hohe Exportabhängigkeit der Stadt ge¬gensteuert, ist weit und breit nicht zu erkennen.

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