„Sie haben eine Lücke gelassen“

Es war eines der größten Konzentrationslager in Deutschland: Buchenwald. Am 11. April vor 70 Jahren wurde es befreit. Vor Überlebenden erinnerte Martin Schulz in Weimar an die Entmenschlichung und Barbarei des Hitlerregimes – und an die Verantwortung der Nachgeborenen. Gegen die „Rückkehr von Dämonen, die wir in Europa für überwunden hielten“.

56.000 Menschen wurden in Buchenwald ermordet – durch Hunger, Krankheit, Zwangsarbeit und Folter, Hinrichtung. Insgesamt 250.000 Menschen aus ganz Europa mussten durch die Hölle des Arbeitslagers gehen: Juden, Sinti und Roma, Obdachlose, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, politische Gegner der Nazis, wie Sozialdemokraten und Kommunisten, Widerstandskämpfer. Am 11. April schließlich gelang es den Häftlingen bei der Annäherung der 3. US-Armee durch einen Aufstand die Kontrolle über das Lager zu übernehmen.

„Die zerstörten Leben werden für immer fehlen. Sie haben eine Lücke gelassen, die niemals geschlossen werden kann“, sagte der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz in seiner Rede [PDF, 310 kb] auf dem Gedenkakt in Weimar. „Wir verneigen uns vor den Opfern und den Ermordeten.“

Sein Dank gilt den Überlebenden, die trotz ihrer Qualen „die Menschheit nicht aufgegeben“ hätten. „Sie haben die Hölle der Konzentrationslager überlebt und die Hölle der Erinnerung bezwungen. Sie haben die Kraft gefunden, Ihre Geschichte mit uns zu teilen, uns zu berichten, was Sie in Buchenwald erlebten und erlitten, erschütternde Geschichten, die uns den Atem stocken lassen. Damit Ihre Erinnerung unsere gemeinsame Erinnerung wird.“

Eine besondere Verantwortung sieht Schulz in der heutigen Generation – den Schwur „Niemals wieder“ einzulösen, „Freiheit und Demokratie energisch verteidigen“. Denn wieder zeigten in Europa Antisemitismus, Rassismus, Ultranationalismus und Intoleranz ihre „hässliche Fratze“. 70 Jahre nach Buchenwald fühlten sich Juden nicht mehr sicher in Europa. Der Terror von Paris bei Charlie Hebdo und in einem jüdischen Supermarkt, Hetze gegen Flüchtlinge, Ausländerhass. Demokraten, mahnte Schulz, müssten sich dem gemeinsam und in aller Entschlossenheit entgegenstellen.

Denn „für den Sieg des Bösen“, zitierte der den Philosophen Edmund Burke, „reicht die Untätigkeit der Guten“.

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