Senat ist in die Gänge gekommen

Geeinigt: Die Stadt kauft das Gängeviertel zurück. 2,8 Millionen Euro bekommt der niederländische Investor, und mit der Künstlerinitiative „Komm in die Gänge“ wird über eine neue Nutzungsvereinbarung geredet.

„Selbstverständlich werden wir bei den weiteren Planungen die Vorstellungen der Künstler einbeziehen. Unser Ziel ist es, das Gängeviertel zu einem lebendigen, kreativen innerstädtischen Quartier weiterzuentwickeln“, sagte Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos), die das Verhandlungsergebnis präsentierte. Im Januar will man „mit allen Beteiligten“ anfangen, Pläne für die Zukunft der Gänge zu machen. Saniert werden soll trotzdem, allerdings schonend und bei Erhaltung der vorhandenen Strukturen. Hanzevast wollte ein neues innerstädtisches Szene-Quartier machen.

Die Parteien begrüßen die Lösung; der Reihe nach:

„Den selben Fehler nicht zum dritten Mal machen“
Grote warnt vor weiteren Verkaufsversuchen

Im Streit um die Zukunft des historischen Gängeviertels hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion die Einigung zwischen dem Investor Hanzevast und der Stadt begrüßt. „Es ist gut, dass nun der lange gewünschte Schritt vollzogen ist. Die Stadt hat damit wieder volle Handlungsfreiheit im Gängeviertel. Sie muss ihre Möglichkeiten jetzt nutzen – für eine Lösung im Gemeinwohlinteresse“, sagte der SPD-Stadtentwicklungsfachmann Andy Grote. Er hatte sich in der Diskussion um das Gängeviertel früh für eine Rückabwicklung der Verträge mit Hanzevast ausgesprochen.

Grote forderte, der Senat müsse sich vor allem vom Plan der erneuten Veräußerung an einen dann dritten Investor verabschieden. „Der Senat darf den selben Fehler nicht zum dritten Mal machen“, sagte Grote. Er verwies darauf, dass der Senat sich diese Variante weiter offen hält. „Die Erfahrungen der vergangenen acht Jahre haben aber gezeigt, dass das Gängeviertel als Investorenprojekt nicht taugt. Kein Investor hat an dem Interesse, was dort von fast allen gewollt wird: ein möglichst vollständiger Erhalt der historischen Bausubstanz und die Schaffung günstiger Flächen für Wohnen, Kunst und Gewerbe“, sagte Grote. Sanierung und neues Nutzungskonzept müssten deshalb von der Stadt in eigener Regie und Verantwortung – etwa über die SAGA – umgesetzt werden.“

Gümbel und Becker: „Schwarz-Grün hält Wort“

Der Senat hat sich heute endgültig mit dem niederländischen Investor Hanzevast auf einen Rückkauf des historischen Gängeviertels verständigt. Die GAL-Fraktion begrüßt, dass die Stadt ihr Versprechen hält und die Chance zur Umsetzung eines neuen Konzepts ergreift.

Eva Gümbel, kulturpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, erklärte: „Der schwarz-grüne Senat hat Wort gehalten: Jetzt kann für das Gängeviertel eine Lösung gefunden werden, die sowohl den Interessen der Künstlerinnen und Künstler wie auch denen des Denkmalschutzes gerecht wird. Wir als Grüne haben uns seit der Besetzung des Viertels durch die Künstlerinitiative ,Komm in die Gänge’ für eine solche Lösung eingesetzt.“

Horst Becker, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion, sagte: „Das ist ein gute Nachricht. Sie zeigt, dass Hamburg verantwortungsvoll mit seiner historischen Bausubstanz umgeht. Es wird nun Gespräche geben, um ein sinnvolles und tragfähiges Konzept zu erarbeiten, das die Belange von Stadtentwicklung und Denkmalschutz ebenso berücksichtigt wie die Ideen der Kreativen.“

SPD begrüßt die Auflösung des Vertrages mit Hanzevast

Die SPD Fraktion in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte begrüßt die Auflösung des Vertrags mit dem niederländischen Investor Hanzevast für das Gängeviertel. Bereits bevor die Künstler mit ihrer Aktion auf die Situation im Gängeviertel aufmerksam gemacht haben, hat die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte im Mai 2008 auf Antrag der Bezirkskoalition aus SPD und GAL gefordert, das Gängeviertel in Rahmen einer „Hamburger Lösung“ zu sanieren.

„Wir freuen uns deshalb, dass der Weg für diese Lösung, wenn auch spät und zu unnötig hohen Kosten, nun frei gemacht wurde. Nur so konnte am Schluss möglichst viel vom historischen Kern des Gängeviertels gerettet werden“, kommentiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Hansjörg Schmidt die jetzige Bekanntgabe des Senats. Die Strategie der Finanzbehörde, städtische Grundstücke immer zum Höchstpreis zu verkaufen, hat aus Sicht der SPD aber erst die Probleme hervorgerufen, die jetzt mit viel Geld beseitigt werden müssen. Erst diese falsche Senatspolitik habe zu dieser für den historischen Kern Hamburgs unerträglichen Gefährdung geführt.

„Wenn nun gutes Geld schlechtem Geld hinterher geworfen werden muss, hat die Finanzbehörde hier schlichtweg versagt.“ So bewertet Hansjörg Schmidt die Zahlung von 2,8 Mio. Euro, mit denen dem niederländischen Investor der Ausstieg aus dem Vertrag vergoldet wird.

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