„Scheinkompromiss statt kluger Lösung“

Auch Hamburger Kita-Anbieter widersprechen den Gedankenspielen der ehemaligen Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig. Der Bildungsort Kita bietet aus Sicht der Träger ein ideales pädagogisches und räumliches Lernumfeld für Kinder im Vorschulalter.

Die frühere Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig hat sich in die politische Debatte um die Schulstrukturreform zurückgemeldet. Sie schlägt eine Vorschulpflicht für 5-Jährige in einer verkürzten Primarschule bis zur 5. Klasse vor. Danach solle fast alles so bleiben wie im bisherigen Schulsystem.

„Ihre Vorschläge sind ein billiger Scheinkompromiss statt einer klugen Lösung“, sagt Gabi Brasch, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Hamburg, „sie widersprechen zentralen Zielen der Schulstrukturreform.“ Längeres gemeinsames Lernen und das Ziel der kurzen Wege für kurze Beine würden in dem Vorschlag von Dinges-Dierig – immerhin einer erklärten Gegnerin der Schulstrukturreform – erneut den deutlich erkennbaren Interessen der Gymnasien untergeordnet.

Die Hamburger Kita-Träger Arbeiterwohlfahrt, Diakonisches Werk, PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband, Soal – Alternativer Wohlfahrtsverband und die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten sprechen sich für die Lösung aus, die das Land Berlin gefunden hat: Berlin lässt die Kinder vor der Schule konsequent länger gemeinsam in Kitas lernen – wohnortnah und familiengerecht. Eine Vorschule wie in Hamburg wurde in Berlin im Zusammenhang mit
der Einführung der offenen Ganztagsschule für alle abgeschafft. Erst danach wechseln die Kinder in das sechsjährige Berliner Grundschulsystem.

Hamburg leistet sich als einziges Bundesland an dieser zentralen Stelle des Übergangs ein konkurrierendes System aus Kita und (Vor-)Schule.
„Für Eltern ist das System intransparent, der Stadt entstehen durch die Doppelstruktur zusätzliche Kosten“, kritisiert Dr. Franziska Larrá, pädagogische Geschäftsführerin der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten, „ohne Not werden an dieser wichtigen Nahtstelle der kindlichen Bildungsbiografie zwei Bildungssysteme in Konkurrenz gebracht, die dann den Übergang im Interesse und zum Wohl des Kindes gemeinsam gestalten sollen.“

Individualisiertes, jahrgangsübergreifendes, wohnortnahes und altersangemessenes Lernen werde in den rund 850 Hamburger Kitas bereits heute mit großem Erfolg praktiziert. „Dies darf nicht einer schulpolitischen Kontroverse geopfert werden, deren Sprengkraft am anderen Ende der Primarschulzeit – nämlich dem Übergang in das zweigliedrige Schulsystem – liegt“, so Martin Peters, Referent des PARITÄTISCHEN Hamburg.

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