Können kostenlose Router einen flächendeckenden, mobilen Zugang ins Internet für Hamburg schaffen?

photocase375176432.jpg(Von Carsten Heeder)
Nachdem mir die T-Com kürzlich wegen einer Tarifumstellung (entgegen anderer Ankündigungen) für drei Tage den Internetanschluß nahm und ich deswegen den Gebührenzähler der UMTS-Karte meines Notebooks zum glühen brachte, erkundigte ich mich mal wieder nach dem neusten Stand öffentlicher WLANs in unserer schönen Stadt.

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Nachdem mir die T-Com kürzlich wegen einer Tarifumstellung (entgegen anderer Ankündigungen) für drei Tage den Internetanschluß nahm und ich deswegen den Gebührenzähler der UMTS-Karte meines Notebooks zum glühen brachte, erkundigte ich mich mal wieder nach dem neusten Stand öffentlicher WLANs in unserer schönen Stadt.

Klar, seit Jahren gibt es Hamburg-Hotspot.de; aber mit nicht einmal 40 Access-Points in einer Millionenstadt eignet sich dieses Angebot vielleicht für einen gezielten Besuch eines Kaffeehauses mit Hotspot. Um wirklich mobil online zu sein, reicht dies aber nicht aus. Da benötigt man schon ein Handymodem, UMTS-Karte oder ähnliches.

Was wäre aber, wenn all diejenigen, die sowieso schon ihr WLAN in die Nachbarschaft funken, ihre Tore öffnen würden? Wie bringt man sie dazu, dies zu tun?

„Wir schenken ihnen einen Router“ verspricht nun die spanische Firma „Fon“. „Wir wollen austesten, wie stark die Nachfrage ist, wenn alle Hürden fallen“, so die Beiratsschefin von „Fon Deutschland“, Christiane zu Salm. Im Gegenzug dazu verspricht der Empfänger des Routers, ihn dafür zu verwenden, einen Access-Point zu betreiben. In den Access-Point einloggen können sich nur andere registrierte User, denn der Anschlußinhaber wäre im Zweifel auch haftbar für z.B. illegale Downloads und anderen Unfug, den die Nutzer des Access-Points treiben.

Der Firma „Fon“ ist bewußt, dass sie wenig tun kann, um das „Versprechen“ einzufordern und baut auf Freiwilligkeit. Wer einen Access-Point betreibt, wird „Linus“ genannt und erhält das Recht, jeden anderen Access-Point kostenlos zu nutzen. „Aliens“ sind registrierte User, die keinen Access-Point betreiben und sich für 3 Euro/Tag einen Zugang zu den Access Points kaufen können. „Bills“ betreiben einen Access-Point, und bekommen, statt des kostenlosen Zugangs zu anderen Access-Points, 50% der Einnahmen, die über deren Zugang generiert wurden.

Im großen Stil Hardware zu verschenken und dies mit einstelligen Euro-Beträgen refinanzieren zu wollen, klingt nach einem gewagten Geschäftsmodell. Gewagt sind auch die Ziele: aus den bisher weltweit 100.000 Mitgliedern (10.000 in Deutschland) sollen bis Ende 2007 eine Millionen werden. Schon bald will man mehr Hotspots anbieten können als T-Mobile.

Nach dem Milliardendeal um youtube.com wurde endgültig klar, dass die Branche in Bereiche investiert, deren wirtschaftlicher Sinn sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Zu den Investoren und Partnern gehören auch auch bei „Fom“ wieder Google sowie Skype.

Eine rechtliche Hürde ergibt sich für diejenigen, deren Internetdiensteanbieter eine Nutzung des Internetzugangs durch Dritte
untersagt. Bisher hat es die Anbieter wenig interessiert, dass ihre Kunden aus Unkenntnis oder Faulheit ihr WLAN ungeschützt durch die Gegend funkten. Mit steigendem Erfolg des „Fon“-Angebots könnte aber auch der Datentransferumsatz für die Anbieter steigen und sie dazu bewegen, eine klare Stellung zu beziehen: Verträge außerordentlich kündigen oder irgendwie mitspielen?

„Wieso soll ich einen Flatratetarif bezahlen, wenn ich ihn nicht zwei Straßen weiter benutzen kann?“ lautet eine schlüssige Argumentation aus Sicht der Kunden. Das wirtschaftliche Problem: Zwar versprechen die Anbieter von DSL-Flatrates, dass man theoretisch 24 Stunden die maximale Bandbreite des Anschlusses nutzen könnte, aber die wenigsten Kunden tun dies und auf Grundlage dieser Werte wurden auch die aktuellen Tarife berechnet. Sollte das Angebot von „Fon“ tatsächlich spürbar genutzt werden, könnte dies auch zu Preiserhöhungen führen, wenn sich die Anbieter nicht selbst um eine günstige mobile Nutzung ihrer Internetzugänge kümmern oder mit dem neuen Angebot kooperieren.

Die Standorte der „Fomeros“, also derjenigen, die ihren Bandbreitanschluss für andere User zu Verfügung stellen, kann man einfach per Postleitzahl nachschlagen und auf einer Google-Map ansehen.

Dafür, dass ich mobil online bin (und daheim, wenn das DSL ausfällt) zahle ich monatlich fast 20 Euro für meinen UMTS-Tarif (+1,86 Euro/MB bei Überschreitung der inklusiven 30 MB/Monat).

Ich spiele gern mit bei einem Geschäftsmodell, welches meiner bezahlten Flatrate die örtliche Beschränkung zu nehmen versucht. Man darf sehr gespannt sein, wie der Markt reagiert.

Zum Anbieter: www.fon.com

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Carsten Heeder (33) ist selbständiger Internetdienstleister, Mitarbeiter einer der größten internationalen Jugend-Communitys und Student der Wirtschaftsinformatik.

2 Gedanken zu „Können kostenlose Router einen flächendeckenden, mobilen Zugang ins Internet für Hamburg schaffen?“

  1. Sag mal, ist das nur ein Zufall oder so gewollt dass du oben im Artikel of das N mit dem M vertauscht, wenn es um den Namen der Community und deren Mitgliedern geht?

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