Mindestlohn für Schwarzarbeit verantwortlich? Wolfgang Rose widerspricht dieser Behauptung in einem Leserbrief im Abendblatt

Das Hamburger Abendblatt hatte vor kurzem einen Wirtschaftswissenschaftler mit der These zitiert, der Mindestlohn sei ursächlich verantwortlich für einen Anstieg der Schwarzarbeit. Dieser Behauptung widerspricht der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und ehemalige ver.di-Landesleiter Wolfgang Rose in einem heute im Abendblatt erschienenen Leserbrief deutlich.

Im folgenden der Leserbrief on Wolfgang Rose in ungekürzter Fassung:

„Der Mindestlohn gilt gerade mal vier Wochen, doch die Kampagne gegen ihn wird immer bizarrer. Nun behauptet ein Wirtschaftswissenschaftler, der Mindestlohn führe ursächlich zu mehr Schwarzarbeit – obwohl er Schwarzarbeit an anderer Stelle seines Interviews im Hamburger Abendblatt gar nicht schlecht findet, sondern sogar behauptet, ‚ohne Schwarzarbeit ginge es uns viel schlechter‘, sie sei ‚produktiv‘, gar ‚wohlfahrtssteigernd‘. Ja, was denn nun? Dann müsste man dem Mindestlohn doch eigentlich dankbar sein, oder? Aber diese Logik ist insgesamt krude, denn man kann nicht die notwendige Bekämpfung eines Missstandes – unwürdige Armutslöhne – verantwortlich für einen anderen Missstand wie die Schwarzarbeit machen. Ja, Schwarzarbeit ist schlecht, aber ist es weniger schlecht, wenn die Leute die Arbeit zwar offiziell, aber zu Hungerlöhnen machen müssen, wie bisher?

Insgesamt bekommt man den Eindruck, es werden immer abstrusere Behauptungen aufgestellt, um das Zerr- und Schreckensbild vom Mindestlohn um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Wahrscheinlich ist der Mindestlohn demnächst auch noch für den Ausbruch der Schweinepest verantwortlich?!

Anstatt die Schwarzarbeit zu durchsichtigen und unsachlichen Angriffen gegen den Mindestlohn zu nutzen, brauchen wir geeignete Maßnahmen gegen die Schwarzarbeit: Wir müssen den Zoll verstärken, damit er sowohl Schwarzarbeit als auch Verstöße gegen den Mindestlohn und andere Arbeitsschutzregelungen wirksam kontrollieren und bekämpfen kann. Vor allem aber gilt: Je besser und gerechter die regulären Einkommen der Beschäftigten sind, desto weniger sind sie zur Schwarzarbeit gezwungen. Und je eher die Leute wieder gerechte Leistungen aus ihren Einzahlungen in die Sozialversicherungen erwarten können – vor allem bei der Rente – desto geringer wird die Neigung, die Sozialbeiträge per Schwarzarbeit zu umgehen.“

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