MigrantInnen per Fragebogen gesucht

Die Absicht ist ehrenwert, die Umsetzung aber wieder peinlich: 15 Monate, nachdem der Senat mit großem Presseecho verkündet hat, den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund erhöhen zu wollen, verschickt er einen Fragebogen an alle Mitarbeiter der Stadt. Begründung, so der von Ole von Beust selbst unterschriebene Vortext: Bisher weiß die Stadt nicht einmal, wen sie beschäftigt.

„470.000 Menschen mit Migrationshintergrund leben inzwischen in Hamburg: Mehr als jede/r Vierte hat entweder einen ausländischen Pass oder Wurzeln jenseits der Landesgrenzen“, heißt es im Anschreiben. Nur, so stellt der Bürgermeister bedauernd fest: Leider weiß die Stadt eben nicht, wer davon im Öffentlichen Dienst gelandet ist.

Der Fragebogen, so wird versichert, ist und bleibt anonym. Die Teilnahme ist freiwillig. Fraglich ist daher, wie aussagekräftig das Ergebnis sein wird: Erfahrungen mit solchen Fragebögen gibt es nicht. Preisfrage: Gibt man an, dass man ausländische Eltern hat oder gar selbst aus dem Ausland zugezogen ist? Und, das dürfte eigentlich in der CDU nicht unumstritten sein: Haben Spätaussiedler, also Menschen, die nach allen gültigen Gesetzen als Deutsche gelten und womöglich über einen Flüchtlingsausweis verfügen, einen Migrationshintergrund? Ist also die Zuwanderung aus, sagen wir, Oberschlesien, anders zu beurteilen als eine Zuwanderung aus z.B. Bayern oder Baden-Württemberg?

Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind. Leicht ist indessen, festzustellen: Die pressewirksame Behauptung von 2006, man wolle für eine angemessene Beteiligung von MigrantInnen sorgen, war mindestens vorschnell. Denn: Der Senat hat eben keine Ahnung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.