Linken-Zoff erreicht das „Neue Deutschland“

Der Chefredakteur des einstigen SED-Zentralorgans „Neues Deutschland“, Jürgen Reents, hat eingeräumt, dass der erbittert geführte Führungsstreit in der Linkspartei auch seine Zeitung in eine schwierige Lage bringt. Das Blatt hatte jüngst Artikel von Spitzenpolitikern der Linken abgelehnt.

„Die aktuelle Situation macht uns Probleme“, sagte er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“. „Denn sie polarisiert auch unsere Leserschaft. Eine weibliche Doppelspitze würde es ermöglichen, diese Konfrontation aufzulösen.“ Mit Blick auf vom „Neuen Deutschland“ jüngst abgelehnte Artikel von Spitzenpolitikern der Linken fügte Reents hinzu: „Wir sind kein Parteiorgan, sondern eine redaktionell unabhängige Zeitung. Wir entscheiden daher selbst, was wir drucken und was nicht. Das haben einige noch nicht ganz begriffen.“ Ein Artikel des Parteivorsitzenden Klaus Ernst habe einen anderen Inhalt gehabt als der, der vereinbart war, so Reents. „Wir veröffentlichen keinen Artikel über Belgien, wenn ein Artikel über Dänemark vereinbart war. Und der Beitrag von Diether Dehm und Wolfgang Gehrcke war ein einseitiger Kampfaufsatz gegen Dietmar Bartsch. Wir wollten uns nicht für die konfrontative Personaldebatte instrumentalisieren lassen.“

Sowohl Ernst als auch Dehm und Gehrcke hatten sich daraufhin beschwert. Das „Neue Deutschland“ ist zu 50 Prozent in Parteibesitz.

Aus der Sicht Bodo Ramelows (Linke) sind die partei-internen Streitigkeiten der Linken ein Männerproblem: „Der Streit, den wir im Moment haben, ist ein reiner Männerstreit. Und das nervt mich ungemein“, so Ramelow in der PHOENIX-Runde. „Es ist eine unserer Stärken, dass alle unsere Fraktionen überwiegend mit Frauen besetzt sind. Es wäre gut, wenn einige der Hauptakteure einmal direkt aufeinander zugehen würden und sagen: Wir machen das gemeinsam.“

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