Kita-Streit in der SPD

SchulkinerWährend sich frühere SPD-Landesparteitage stundenlang über wichtige Probleme auseinandersetzten, um die für Hamburg beste Lösung zu finden, gilt heute die Devise: Alles muss im Vorfeld so lange diskutiert werden, bis eine einvernehmliche Kompromisslösung mit großer Mehrheit beschlossen werden kann. Beim Thema „vorschulische Bildung“ scheint das Prinzip des Konsens hinter verschlossenen Türen zu platzen.

Nicht strittig ist die Erkenntnis, das gerade kleine Kinder besonders gut lernen können. Zwei- und Dreijährige lernen zum Beispiel die deutsche Sprache besonders leicht, wenn sie entsprechend gefördert werden. Zusätzliche Sprachförderstunden in der Grundschule bringen nur weitaus schwieriger und langwieriger Erfolge.

Die Kita-Experten der SPD wollen deshalb den Kindergarten-Besuch für Kinder ab drei Jahren preisgünstiger gestalten: Eine Anhebung der Freigrenzen und eine deutliche Absenkung der Beiträge sollen besonders „ärmere“ Eltern dazu bewegen, ihre Kinder frühzeitig in die Obhut von professioneller Kinderbetreuung zu geben.

Eine andere Linie verfolgen die „Schulexperten“: Sie wollen einen kostenlosen Kitabesuch für alle Fünfjährigen und damit dafür sorgen, dass alle Kinder über ein Mindestmaß an Sprachkenntnissen verfügen, bevor sie die Grundschule erreichen. Der SPD-Landesvorsitzende Mathias Petersen forderte in diesem Zusammenhang, die Schule (kostenlos) für alle Kinder mit fünf Jahren beginnen zu lassen.

Eine Maßnahme, die wenig bringt, kontern die Kita-Experten. Grund: Schon jetzt besuchen 97 % aller Fünfjährigen einen Kindergarten. Mit der vorgezogenen Schulpflicht würden die Eltern zwar Geld sparen – es würden aber kaum mehr Kinder als heute die notwendige Sprachförderung bekommen.

Mehr Sinn würde es nach ihrer Meinung machen, den Dreijährigen den kostenlosen Kita-Besuch zu ermöglichen. Wer dann einmal im System sei, werde schon bleiben, weil die Eltern merkten, welche Vorteile den Kindern daraus erwüchse, so die Begründung. So hat es – in mehrjährigen Stufen – das Bundesland Berlin beschlossen.

Eine Kompromisslösung waäre es, für alle Kinder ab drei Jahren die Beiträge abzusenken. „Wer es sich leisten kann, soll gern auch zukünftig den Kita-Platz bezahlen“, so zum Beispiel die familienpolitische Sprecherin der SPD, Carola Veit, „aber eine deutliche Anhebung der heute geltenden Sätze der Einkommenstabelle für die Eltern würde dazu führen, dass vielmehr Eltern mit geringem Einkommen sich den Kita-Besuch für ihre Kinder auch leisten können.“

Weil gerade Kinder von Eltern mit geringem Einkommen dann billigere Kita-Plätze bekämen, sei zu erwarten, dass entsprechend mehr Kinder frühzeitig gefördert würden – und mit besseren Deutsch-Kenntnissen in der Grundschule ankämen.

Gut eine Woche bleibt den Sozialdemokraten noch, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Sonst dürfte es über diese Frage eine ernsthafte inhaltliche Debatte beim Landesparteitag geben. Endlich, sagen manche Delegierte, die in die Vor-Kungelrunden nicht eingebunden sind und sich wünschen, endlich wieder einmal inhaltlich diskutieren und abstimmen zu können.

An dieser Stelle sind auch die über 600 täglichen hh-heute-LeserInnen gefordert: Was meinen Sie? Lieber billigere Kitas für alle, oder lieber ein kostenloses letztes Kita Jahr? Schreiben Sie einen Kommentar!

6 Gedanken zu „Kita-Streit in der SPD“

  1. Kinderbetreuung ist teuer, vor allem, wenn die Gruppen eine vernünftige Größe haben sollen. Warum sollen Leute, die es sich leisten können, nicht dafür zahlen? Die andere Lösung finde ich viel „sozialdemokratischer“. Das nämlich die Eltern, die wenig Geld haben, ihre Kinder früher billiger unterbringen können.

  2. Die Berliner, die trauen sich was…..

    Aber im Ernst: Bevor man jetzt allen Kindern aus Blankenese und den Walddörfern ein kostenloses Kindergartenjahr vor der Schule anbietet, sollte man lieber den Kindern, die jetzt nie eine Kita von innen sehen, eine Chance geben!

    Hoffentlich erkennt die SPD noch rechtzeitig, wo ihre Wähler sitzen!

  3. So ganz, ganz langsam läuft mir die Galle über. Kriegen diese Eltern denn nie genug für ihre verzogene Brut? Von der Geburt über den Kindergarten und die Schule bis hin zur Uni (oder gleich zum Arbeitsamt) liegen die mir als Single ständig auf der Tasche! Wenn sie mir die nicht zum Dank vorher noch im Park klauen.

  4. Nanana, Verena, und wer füttert Dich und wischt Dir den A… ab, wenn Du irgendwann 92 bist? – Zu Walther, Sylvia, Marcus: Eigentlich habt Ihr wohl Recht, aber das letzte Jahr kostenlos wäre doch immerhin ein Einstieg. Bevor man es jetzt ganz zerredet und dann um des lieben Friedens Willen ausklammert.

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