HVV: Hamburg soll vorne einsteigen

Am 7. März 2011 startete der HVV auf den Buslinien im Bergedorfer und Harburger Raum das Pilotprojekt „Einstieg vorn“. Bald ist die ganze Stadt dran.

Jetzt lägen nämlich neben den Praxiserfahrungen mit der neuen Regelung „äußerst positive Untersuchungs­ergebnisse“ vor, teilt der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) mit. In den Gremien des Verbundes sei deshalb die Entscheidung gefallen, das Modell im März 2012 auf das gesamte HVV-Gebiet auszudehnen. Aberr: Die Metrobuslinien 4, 5 und 6 bleiben tagsüber vom Einstieg vorn ausgenom­men. Vor allem im Innenstadtbereich sind diese Linien in vielen Bereichen so stark belastet, dass der Einstieg vorn nicht praktikabel ist.

Als Grundlage für die Entscheidung hat der HVV in den vergangenen Monaten die Entwicklung von Schwarzfahrerquoten, Fahrkartenverkauf sowie Akzeptanz bei Fahrgästen und Fahrpersonal untersucht und ausgewertet.

Bereits im April 2011 ergaben Fahrkartenkontrollen, dass in Bergedorf der Schwarzfahreranteil im Vergleich zum April 2010 von 4,8 auf 1,9 Prozent und in Harburg von 6,6 auf 1,7 Prozent zurückgegangen ist. Dieser Erfolg bestätigte sich bei weiteren Vergleichskontrollen im September 2011. Der Umsatz beim Fahrkartenverkauf konnte im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 20 Prozent gesteigert werden. Die vom HVV zu Beginn des Projekts erwartete Minderung der Einnahmeverluste in den Pilotgebieten in Höhe von zwei Mil­lionen Euro pro Jahr wird damit realisiert.

Zudem nahmen der HVV und die Verkehrsunternehmen umfangreiche Mes­sungen und Beobachtungen der Fahrtzeiten vor. Grundsätzlich lässt sich fest­stellen, dass bei einem Fahrgastwechsel mit bis zu zehn Personen der Einstieg vorn in der Regel schneller und bei mehr als zehn Personen langsamer ist. In der Summe heben sich diese Effekte gegenseitig annähernd auf und ergeben nur geringe Verzögerungen, die sich nicht auf den Fahrplan auswirken.

Die Fahrgäste in Bergedorf und Harburg haben sich gut auf die neue Situation eingestellt. So äußerten sich schon zu Beginn der Maßnahme 69 Prozent der Befragten positiv oder neutral zum Einstieg vorn. In der zweiten Befragung im September ist dieser Wert sogar auf 79 Prozent gestiegen. Eine kürzlich erfolgte Umfrage im HVV-Gesamtgebiet zeigte zudem, dass 86 Prozent der Befragten die Einführung im gesamten HVV positiv oder neutral bewerten, wobei dieser Wert bei den älteren Menschen mit 91 Prozent noch höher ausfällt.

Die Busfahrerinnen und Busfahrer in den Pilotgebieten wurden im August ebenfalls nach Ihrer Meinung zum Einstieg vorn befragt. Das Ergebnis zeigt auch hier eine hohe Zustimmungsrate: 81 Prozent äußerten sich positiv oder neutral.

Um die Akzeptanz bei Fahrgästen und Fahrpersonal noch weiter zu erhöhen, plant der HVV ergänzende Maßnahmen. Hierzu gehören beispielsweise eine noch deutlichere Kennzeichnung der Fahrzeuge, weitere Schulungen des Personals, Förderung des Automaten- und Onlineverkaufs von Fahrkarten sowie Vereinheitlichung und bessere Lesbarkeit der Fahrkarten, um den Fahrerinnen und Fahrern die Prüfung zu erleichtern.

Das Pilotprojekt „Einstieg vorn“ ist Teil eines neuen, seit Herbst 2010 ange­wendeten Gesamtkonzepts, mit dem der HVV die Schwarzfahrerquote und die daraus resultierenden Einnahmeverluste senken will. Anlass hierfür waren vorangegangene Stichproben auf verschiedenen Buslinien im Großbereich Hamburg, bei denen deutlich überdurchschnittliche, teilweise sogar zwei­stellige Schwarzfahrerquoten festgestellt wurden.

Das gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen entwickelte Konzept sieht unter anderem 50 Prozent mehr Fahrkartenprüfungen im Busbereich vor. Außerdem arbeiten die Prüfdienste der einzelnen Verkehrsunternehmen vermehrt zusam­men, um besonders bei gemeinsamen Schwerpunktaktionen wie jüngst in Norderstedt, Nettelnburg, Neugraben, Rahlstedt und Pinneberg effektiver vorgehen zu können.

Der HVV erwartet durch sein neues Prüfkonzept insgesamt eine Senkung der Schwarzfahrerquote um 1 bis 1,5 Prozentpunkte und damit eine Reduzierung des Einnahmeverlusts um bis zu sechs Millionen Euro pro Jahr. Zudem will er das Gerechtigkeitsempfinden der zahlenden Fahrgäste bestätigen, denn schon bisher gab es von dieser Seite viel Zustimmung für häufigere Fahrkarten­kontrollen.

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