„Höhere Gewalt“ ist nicht „verlässlich“

SchulkinerDer erste Wintersturm Anfang des Monats brachte für Eltern in den Vier- und Marschlanden die Erkenntnis: Weder die bezahlte Vorschule noch die „verlässliche Halbtagsgrundschule“ bieten wirklich die Gewähr dafür, dass Kinder ordentlich betreut werden. Wenn Hochwasser droht, werden die Schulen Kirchwerder und Ochsenwerder nämlich für die Deichverteidigung gebraucht.

Wenn das Wasser vor der Haustür steht, wird das Problem nicht auftreten, weil jeder in den Marschgebieten sieht, was los ist. Anders aber, wenn die Flut trotz vorheriger Warnungen dann doch nicht kommt: Dann stehen Eltern in Teilen Hamburgs buchstäblich auf dem Schlauch. So geschehen bei der ersten größeren Hochwasserwarnung dieses Winters.

Katrin S.* aus Spadenland: „Ich wollte unsere Tochter wie gewohnt vor der Arbeit zur Vorschule bringen. Dort wurde ich zurückgeschickt: Die Schule werde als Bereitstellungsraum für die Deichverteidigung gebraucht, hieß es. Also musste ich Jenny wieder mitnehmen, konnte an dem Tag nicht zur Arbeit. Hätten die Lehrerinnen und Lehrer nicht eine andere Betreuung organisieren können? Man hätte doch mit den Kindern einen Ausflug machen können! Oder zumindest hätte man uns früh morgens telefonisch informieren können, dann hätten wir versucht, selbst eine Betreuung zu organisieren.“

Die familienpolitische Sprecherin der SPD, Carola Veit, fragte mit mehreren Kleinen Anfragen nach. Ergebnis: So flexibel sind die Schulen nicht. „Verlässlichkeit“ ist eine Schönwetter-Regel – bei Sturm gelten die Zusagen nicht. Nicht einmal einen finanziellen Ausgleich gibt es: Die Eltern der Vorschulkinder müssen für die Betreuung zahlen, auch wenn sie gar nicht stattfindet. Eine Erstattung für die teure spontane Kinderbetreuung gibt es nicht.

Veit fragte auch nach Alternativen: Können sich die Deichverteidiger nicht andernorts sammeln? Gibt es keine anderen Räume, in denen im Zweifel Vor- oder Grundschule stattfinden können? Der Senat meint „Nein“. Veit meint: „Doch.“ Alle Buslinien verkehrten ohne Einschränkung. Es wäre kein Problem gewesen, mit den Kindern zum Beispiel ein Museum, die Sternwarte oder andere interessante Ausweichziele anzusteuern. Eben nur ein paar Meter höher gelegen als die Vier- und Marschlande.

* Name geändert – das Kind soll noch einige Jahre in Ochsenwerder die Schule besuchen…

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