Hamburgs Gymnasien: Sieben sie doch aus?

Mit der Novellierung des Hamburgischen Schulgesetzes in 2010 wurde
geregelt, dass die Gymnasien ab Klasse 7 keine SchülerInnen mehr per
Zeugniskonferenz-Beschluss an andere Schulformen „abschulen“ dürfen – das gehört zum gleichberechtigten Zwei-Säulen-Schulsystem. Doch jetzt tauchen Zahlen auf, die daran zweifeln lassen.

Schon 2010 wurde befürchtet, dass im Schuljahr 2011/2012 nach der 6.
Klasse eine übergroße Zahl von SchülerInnen an die Stadtteilschulen
weitergereicht werden würden. Das scheint sich bewahrheitet zu haben.
Obwohl die Schulbehörde in die Klassenfrequenzen für die Klasse 7 Puffer
für zurückkommende SchülerInnen eingebaut hatte, reicht es nicht.

In einer kleinen Anfrage (Drs. 20/4682) wollte die schulpolitische
Sprecherin der LINKEN wissen, welche Stadtteilschulen zusätzlich 7.
Klassen einrichten müssen. Aus der Antwort geht hervor, dass
zusätzliche siebte Klassen für Schulwechsler an folgenden
Stadtteilschulen zum Schuljahr 2012/2013 eingerichtet werden: je eine
siebte Klasse in der Stadtteilschule Oldenfelde, Stadtteilschule
Altrahlstedt, Irena-Sendler-Schule, Stadtteilschule Poppenbüttel,
Stadtteilschule Holstenhof/Denksteinweg, Stadtteilschule Stübenhofer
Weg, Stadtteilschule Stellingen, Stadtteilschule Richard-Linde-Weg,
Heinrich-Hertz-Schule und zwei Klassen in der Stadtteilschule Eppendorf.

„Insgesamt müssen 11 zusätzliche Klassen in Stadtteilschulen
eingerichtet werden. Damit ist offenkundig, dass ungefähr 275
SchülerInnen mehr aus den 6. Klassen der Gymnasien abgeschult wurden,
als erwartet. Das nennt man ‚Aussieben‘ und geht meist mit sozialer
Auslese einher“, kritisiert Dora Heyenn.

Eine Konzentration von Abschulungen gibt es offenkundig in Wandsbek und
Nord, wo jeweils 3 neue Klassen eingerichtet werden müssen. In der
Region 19 (Rahlstedt) sind es offenkundig die Gymnasien Oldenfelde,
Rahlstedt und Meiendorf; in der Region 17 (Hummels-, Poppen-,
Wellingsbüttel und Sasel) die Gymnasien Oberalster und Hummelsbüttel
sowie das Heinrich-Heine-und Carl von Ossietzky- Gymnsium; in der
Region 15 (Marienthal, Jenfeld, Tonndorf) das Gymnasium Marienthal, das
Charlotte-Paulsen- und das Matthias-Claudius-Gymnasium, die verstärkt
SchülerInnen an die Stadtteilschulen im Bezirk Wandsbek schicken.
In der Region 12 verursachen offenkundig das Gymnasium Eppendorf, das
Heilwig-Gymnasium und die Gelehrtenschule des Johanneums, dass in
Hamburg Nord drei neue 7. Klassen bei der Heinrich-Hertz-Schule und der
Stadtteilschule Eppendorf eingerichtet werden müssen.

Von welchen Gymnasien wie viele SchülerInnen zum Schuljahresende
2011/2012 abgeschult wurden, kann die Behörde noch nicht beziffern.

“Auf die genauen Daten werden wir wohl bis zur Herbststatistik warten
müssen, die ja meistens erst zu Weihnachten erscheint. Wenn sich der
abzeichnende Trend bewahrheiten sollte, wird ein gleichwertiges
Zwei-Säulensystem nicht erreicht“, schließt Dora Heyenn.

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