Fachkräfte flüchten vor Billiglöhnen

Der Abbau von Arbeitsplätzen auf den deutschen Werften ist vorerst gestoppt: Nach der Schiffbauumfrage von IG Metall Küste ist die Zahl der Beschäftigten im Schiffbau in den vergangenen zwölf Monaten sogar um 500 (3,1 Prozent) auf 16.850 Beschäftigte gestiegen. Die Gewerkschaft warnt vor Billiglöhnen.

„Wir freuen uns über die wider erwartend gute Entwicklung. Erstmals seit Beginn der Krise in 2008 haben wir wieder mehr Beschäftigte. Das zeigt: Der Schiffbau hat trotz aller Schwierigkeiten eine Perspektive in Deutschland“, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, zur Vorstellung des Berichts, der gemeinsam mit dem Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen und der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS) erstellt wurde.

Um die Branche zu stärken, fordert die Gewerkschaft eine Innovationsoffensive von Bund, Ländern und Industrie: „Deutschland wird in dem ruinösen Wettbewerb auf dem Weltmarkt nur mit Innovationen, Qualifizierung, Forschung, Entwicklung, Kooperationen und einer intelligenten Arbeitsorganisation überleben“, erklärte Geiken. Er warnte die Unternehmen davor, in der weiterhin angespannten Situation die Löhne drücken zu wollen: „Qualität hat ihren Preis. Wer auf Billiglöhne setzt, wird den Kampf um Fachkräfte und damit den Wettbewerb auf dem Weltmarkt verlieren.“

Nach der Umfrage arbeiten neben den 16.850 Stammbeschäftigten rund 6500 Menschen mit Werkvertrag und 3300 Leiharbeiter auf den Werften. „Einige Betriebe haben seit Jahren einen hohen Anteil an Leiharbeitern und ersetzen dadurch offenbar systematisch Teile ihre Stammbelegschaft“, kritisierte Geiken. Positiv wertet die IG Metall Küste die deutlich gestiegene Zahl der Neueinstellungen und das nach wie vor hohe Ausbildungsniveau. „Mit dem Beschäftigungsaufbau muss aber auch die Zahl der Ausbildungsplätze weiter steigen“, forderte Geiken. Dass es einen hohen Bedarf an Fachkräften gebe, zeige sich auch darin, dass fast alle Auszubildenden übernommen worden seien – allerdings zum überwiegenden Teil nur befristet.

Die leicht verbesserte Auslastung, weitere Fortschritte bei der Umstellung auf den Spezialschiffbau und das Ausbleiben von Kurzarbeit machen Hoffnung auf eine weitere Verbesserung. Für die kommenden Monate erwarten die Betriebsräte einen weiteren Beschäftigungsaufbau. „Mit der Insolvenz der P+S-Werften in Stralsund und Wolgast stehen wir jedoch vor großen Herausforderungen. Gemeinsam mit allen Verantwortlichen werden wir alles für den Erhalt der beiden Standorte und der Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern tun“, so Geiken.

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