Domplatz: Kuh bleibt auf Eis

photocasePOMPIDOU.jpegDer Versuch des Bürgermeisters, die Domplatz-Kuh vom Eis zu bekommen, ist offenbar gescheitert: Sein Spitzengespräch mit dem Einweihungssenator führte zwar zu einem lauen Kompromissvorschlag, der aber von GAL und SPD unmittelbar abgelehnt wurde.

Der heutige ‚Krisengipfel’ zur Domplatzbebauung, zu dem Bürgermeister von Beust geladen hatte, hat für die Probleme des Projektes nichts Entscheidendes ergeben, fasst die GAL zusammen. „Weder zur Gestaltung, noch zur Finanzierung war heute von Senator Freytag etwas Neues zu hören“, kritisiert der stadtentwicklungspolitische Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion Claudius Lieven.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat die Ergebnisse des Domplatz-Krisengipfels als „halbherzig und mutlos“ kritisiert. „Der Bürgermeister will die umstrittene Domplatzbebauung gegen alle Kritik durchziehen und ist nur zu Alibi-Korrekturen bereit“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Jan Quast. Es reiche aber nicht, dem umstrittenen Bauprojekt „nur ein bisschen die Luft rauszulassen“, sagte der Abgeordnete. Der Hauptkritikpunkt am Entwurf sei der optische Gesamteindruck auf diesem historischen Platz. An diesem Gesamteindruck wolle der Senat aber festhalten. „Unser Ziel ist ein besserer Entwurf. Der jetzige ist für die Bürgerinnen und Bürger nicht akzeptabel. Darüber werden wir mit den anderen Bürgerschaftsfraktionen sprechen“, kündigte Quast an.

Nach Informationen der GAL hat der Senat lediglich beschlossen, dass die Bürgerschaft auf einen Teil ihrer Flächen verzichtet. „Erstens kann der Senat das gar nicht entscheiden. Zweitens würde das nicht reichen, selbst wenn die Bürgerschaft ihre Flächen halbieren würde“, so Lieven. Denn nur rund zwanzig Prozent der Fläche sind bisher für Räume der Bürgerschaft vorgesehen.

Der SPD-Stadtentwicklungsexperte betonte, die SPD-Fraktion halte weiterhin am Ziel fest, eine Konzentration der Bürgerschaft am Domplatz zu erreichen. Zugleich kritisierte Quast die Versuche des Senats, die Verantwortung für die verfahrene Lage um die Domplatzbebauung jetzt den Bürgerschaftsfraktionen in die Schuhe zu schieben.

„Bürgermeister von Beust hat mit seinem trotzigen Festhalten an der aktuellen Planung die Misere erst produziert. Jetzt hat er nicht den Mut zu einer echten Korrektur. Stattdessen will er den Fraktionen den schwarzen Peter zuschieben. Das machen wir nicht mit.“

Der SPD-Abgeordnete sagte, unabhängig von der Diskussion über den Entwurf der Domplatzbebauung müsste der Senat Klarheit darüber schaffen, wie sich das Projekt auf andere Einrichtungen in der Stadt auswirkt. So sei es aus Sicht der SPD-Bürgerschaftsfraktion nicht akzeptabel, dass der Umzug der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) auf den Domplatz zu weiteren Bücherhallen-Schließungen in den Vierteln führt – allein weil die Betriebskosten der HÖB am Domplatz weitaus höher liegen dürften als in den Stadtteilen.

Lieven stellt für die GAL-Fraktion klar, dass eine Einigung über das „Jahrhundertprojekt“, wie sie Freytag heute als erforderlich dargestellt hat, nur eine Einigung über das Gesamtprojekt sein kann. „Wir können da nicht nur über den Flächenanteil der Bürgerschaft reden, wie es Freytag offenbar vorschwebt“, so Lieven.

Lieven schlägt außerdem eine Verlagerung der geplanten Wohnungen in das unmittelbar benachbarte ‚Haus am Domplatz’ vor. „Dann könnte die Baumasse erheblich verringert und eine neue Gestaltung entwickelt werden“, so Lieven. Dies allerdings widerspricht den Absichten des Bezirks, für den „Wohnen“ ein wesentlicher betandteil des Gebäudekomplexes sein sollte.

(PS wegen mehrerer Anfragen: Die schon mehrfach verwendete Illustration zeigt einen Ausschnitt aus dem Pariser Centre Pompidou. Senator Freytag möchte, dass die Domplatz-Bebauung einst ebenso weltbekannt und -berühmt wird.)

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