DGB: Zu wenig gute Ausbildungsplätze in Schleswig-Holstein

Die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz in Schleswig-Holstein befindet sich seit Monaten auf einem Höchststand: Im Juli hatten knapp 6.198 registrierte BewerberInnen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative – der höchste Stand seit Jahrzehnten. Der DGB Nord sieht massiven Handlungsdruck auf Politik und Wirtschaft:

„Ausbildungsbereitschaft und –fähigkeit der Unternehmen im Norden müssen deutlich gesteigert werden, um endlich allen jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten. Weil Quantität, Vergütungen und vielfach auch die Qualität im Keller sind, droht ein erheblicher Fachkräftemangel in den schleswig-holsteinischen Unternehmen“, sagt Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord. Es sei nicht zielführend, als Arbeitgeber immer nur die Ausbildungsbereitschaft der jungen Menschen zu hinterfragen: „Nötig sind passgenaue Angebote, eine gesicherte Ausbildungsqualität und gute Perspektiven für die Berufslaufbahn. Die neue Landesregierung muss die Ausbildung auf die Top 10 ihrer Prioritäten setzen.“

Die hohe Zahl unversorgter Personen sei vor allem Folge von deutlich mehr BewerberInnen um einen Ausbildungsplatz (zuletzt +6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) – mit 18.898 ist dies ist der höchste Bewerberstand in Schleswig-Holstein seit der Jahrtausendwende. Nur 6.211 dieser BewerberInnen (33 Prozent) mündeten bisher in eine duale Berufsausbildung tatsächlich ein, alle andere BewerberInnen blieben unversorgt oder mussten sich eine Alternative oder Warteschleife suchen. Die Zahl der Altbewerber blieb in der letzten Statistik mit über 55 Prozent deutlich zu hoch. Besonders ist die Zahl der Altbewerber aus dem Vorjahr (+11 Prozent) gestiegen, ein Grund dürfte der um ein Jahr verzögerte Eintritt des doppelten Abiturjahrgangs in die berufliche Ausbildung sein. Gleichzeitig stieg das Angebot an Ausbildungsplätzen zuletzt nur mäßig um 2,1 Prozent bzw. 375 Plätze. Besorgniserregend sei auch die fallende Ausbildungsquote: 2015 kamen auf 100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte 6 Auszubildende – 1999 waren es noch fast 7.

Der Beschluss von CDU, FDP und Grünen, die Zuständigkeit für die gesamte Berufliche Bildung vom Bildungsministerium in das Wirtschaftsministerium zu verlegen, sei kein Beitrag, um die Zusammenarbeit zwischen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen zu verbessern, so der DGB Nord: Dieses wichtige Ziel drohe im Zuständigkeitswirrwarr der Ministerien unterzugehen. „Was das Land braucht, sind mehr gute Ausbildungsplätze in der Fläche und bessere Arbeitsbedingungen an den Schulen“, so Uwe Polkaehn: „Schleswig-Holstein benötigt mehr betriebliche Ausbildungsplätze in Zukunftsberufen und eine bessere Ausbildungsqualität, um so zu weniger Vertragslösungen und zu deutlich weniger Jugendlichen in Übergangsmaßnahmen zu kommen. Die Berufsschulen brauchen die Aufsicht und Anleitung aus dem Bildungsministerium. Der Jugendarbeitsschutz muss ausgebaut, ausbildungsunfähigen Betrieben muss die Ausbildungserlaubnis entzogen werden.“

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