DGB Nord fordert besseren Vermögensbericht

Der Deutsche Gewerkschaftsbund Nord (DGB Nord) fordert die Finanzminister der Länder auf, den Quartalsbericht der Bundesbank zur Entwicklung privater Geldvermögen als unzureichend zurückzuweisen und eine Neuversion einzufordern.

„Die Bundesbank hält wichtige Informationen zurück. Sie liefert Daten zum Vermögen der Privathaushalte, die nicht der sozialen Wirklichkeit entsprechen. Meldungen wie „Die Deutschen werden immer reicher“ zeigen, welche Verwirrung hier durch die Bundesbanker gestiftet wird: Der geringste Teil der Deutschen wird immer reicher – die Arbeitnehmer haben ein Jahrzehnt Lohnstagnation hinter sich und verzeichnen erst in den letzten Jahren wieder reale Lohnzuwächse, so dass die Schere zwischen den hohen Vermögen und den Nöten in der unteren Hälfte der Gesellschaft immer größer geworden ist. Daher muss die Bundesbank einen auch nach Einkommens- und Vermögensschichtungen differenzierten Quartalsbericht vorlegen, der dann auch Hinweise für politische Maßnahmen zu einer gerechteren Steuerpolitik geben kann“, so Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord.

Auch Ökonomen bemängeln die bestehenden Veröffentlichungen: Während sich die Datengrundlage für Armut und Niedrigeinkommen verbessert habe, seien die Reichen häufig noch unerforscht. Unstrittig ist, dass die Einkommens- und Vermögensungleichheit in Deutschland heute weit höher ist als noch vor gut 20 Jahren: Rund 64 Prozent des Nettoprivatvermögens in Deutschland sind in der Hand des obersten Zehntels, für fast drei Viertel aller Haushalte liegt das Vermögen unterhalb des Durchschnitts, die unteren 20 Prozent besitzen gar kein Vermögen, das untere Zehntel hat nichts als Schulden.

Die Bundesbank hatte das Vermögen privater Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen Ende des zweiten Quartals 2016 auf insgesamt 5,401 Billionen Euro summiert – Immobilienbesitz wurde nicht beleuchtet. Das Geldvermögen sei „so hoch wie noch nie“, es gebe eine Präferenz der privaten Haushalte für liquide Einlagen, teilte die Bundesbank mit. In der Berichterstattung wurde aus diesen statistischen Angaben dann die Nachricht, es gebe ein durchschnittliches Geldvermögen von rund 67.500 Euro pro Kopf. „Viele Menschen in Deutschland sehen eine andere Zahl auf ihrem Kontoauszug. Für liquide Einlagen fehlen ihnen Einkommen wie Vermögen. Im Durchschnitt verdienen die Dax-Vorstände 57-Mal mehr als ihre Mitarbeiter. Eine Sekretärin und ihr Chef haben eben nur in der Statistik jeweils eine Million auf der hohen Kante. Die Bundesbank kann und muss in ihrer Quartalsberichterstattung besser werden“, so Polkaehn.

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