Der Busfahrer will allen Guten Tag sagen…

Mit Beginn der Hamburger Frühjahrsferien am 5. März 2012 wird es ganztägig auf den Buslinien im gesamten HVV-Gebiet heißen: Bitte vorne einsteigen und Fahrkarte vorzeigen! Der HVV rechnet mit Mehreinnahmen von 6 Millionen Euro.

Das teilt der HVV mit: „Schon die bis zum Herbst 2011 ermittelten Ergebnisse des am 7. März 2011 im Bergedorfer und Harburger Raum gestarteten Pilotprojekts „Einstieg vorn“ waren so positiv, dass die Gremien der Verkehrsverbundes damals beschlossen, das Modell auf den gesamten HVV-Bereich auszuweiten.

Der Einstieg vorn ist Teil des seit Ende 2010 praktizierten HVV-Fahrkarten-prüfkonzepts zur Reduzierung des Schwarzfahrens, das – nach aktueller Schätzung – rund 24 Mio. Euro jährlichen Einnahmeverlust verursacht. Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren bei Fahrkartenprüfungen 3 bis 3,5 Prozent der Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis angetroffen. Im Busbereich zeigte sich zudem ein überdurchschnittlich hoher Schwarzfahreranteil, gegen den es im Interesse der zahlenden Fahrgäste vorzugehen galt. In der Folge hat der HVV die Prüfvorgaben im Busbereich um 50 Prozent erhöht, eine intensivere Zusammenarbeit der Unternehmensprüfdienste bei Schwerpunktkontrollen organisiert und den Einstieg vorn als Pilotprojekt gestartet.“

Der Vorher-Nachher-Vergleich im Pilotgebiet ergab daraufhin eine Reduzierung der Schwarzfahrerquote von 4,8 auf 1,9 Prozent in Bergedorf und von 6,6 auf 1,7 Prozent in Harburg. Analog dazu konnten die Einnahmeverluste in einem Jahr um rund drei Millionen Euro reduziert werden. Lutz Aigner, Geschäftsführer des Hamburger Verkehrsverbundes GmbH: „Damit hat das Pilotprojekt unsere Erwartungen noch übertroffen, denn wir hatten mit zwei Millionen Euro ge-rechnet. Die Reduzierung von Verlusten durch Schwarzfahren ist unerlässlich, denn angesichts der stetig steigenden HVV-Fahrgastzahlen wird jeder Cent für den Erhalt und Ausbau unserer Angebotsqualität benötigt.“

Die Erfahrungen des Pilotprojekts zeigten außerdem, dass der Vorneeinstieg in der Praxis gut klappt. Die Fahrgäste haben sich schnell umgestellt; zu den von einigen Skeptikern befürchteten Fahrzeitverlängerungen ist es nicht gekommen. Oft klappt es mit dem Vorneeinstieg sogar schneller als mit der alten Regelung. Nur wenn an einer Haltestelle mit vielen Fahrgästen der Ein- oder der Aussteiger-anteil deutlich überwiegt, kann es zu Verzögerungen kommen, die aber in der Summe durch den schnelleren Fahrgastwechsel an anderen Haltestellen ausgeglichen werden. „Der Einstieg vorn hat uns in allen Punkten überzeugt. Anfängliche Bedenken konnten schnell ausgeräumt werden. Auch der Umgang zwischen Fahrgästen und Fahrern ist erfreulich – man hat sich jetzt wieder im Blick“, sagt Ulrich Sieg, Vorstandsmitglied der Hamburger Hochbahn AG.

Die guten Praxiserfahrungen sind offenbar ein Grund dafür, dass die Fahrgäste
(79 Prozent) ebenso wie die Fahrerinnen und Fahrer (81 Prozent) trotz der
erforderlichen Verhaltensumstellung den Einstieg vorn mehrheitlich positiv oder
neutral gegenüberstehen, wie die im vergangenen Jahr vom HVV durchgeführten
Befragungen ergaben. Voraussetzung für das gute Funktionieren war die
intensive Information durch den HVV und die beteiligten Verkehrsunternehmen
sein. Die Kundenbefragung im Pilotgebiet unmittelbar nach Start Projekts ergab,
das 90 Prozent der Befragten die neue Regelung kannten. Dr. Thomas Becker,
Vorstand der VHH PVG-Unternehmensgruppe: „Unsere Erfahrungen in
Bergedorf haben gezeigt, dass nach einer kurzen Eingewöhnungsphase das
Zusammenspiel von Busfahrern und Kunden hervorragend funktioniert. Das
erwarten wir auch im erweiterten Gebiet.“

Der Test für die Ausweitung des Modells auf das übrige HVV-Gebiet ist also
bestanden. Ab 5. März gilt der Einstieg vorn nun auf allen Buslinien – einzige
Ausnahmen sind die im Innenstadtbereich besonders stark belasteten Metrobuslinien
4, 5 und 6; hier gilt der Vorneeinstieg weiterhin erst ab 21 Uhr und am
Sonntag ganztägig. Außerdem können Fahrgäste mit Kinderwagen, Rollstuhl
oder Gehhilfen weiterhin auf allen Linien an den hinteren Türen einsteigen.

Die Fahrgäste werden – wie schon vor einem Jahr in Bergedorf und Harburg –
sehr gründlich durch Plakate, Aufkleber und Ansagen an Haltestellen und in
Fahrzeugen informiert. Schon einige Tage vor Start, ab 1. März, werden
80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Infoprospekte an die Fahrgäste verteilen, ab
5. März werden dann insgesamt 300 Servicekräfte (Promotionteams, Prüfdienste,
Betriebshofpersonal) eine Woche lang an wichtigen Busverkehrsknoten wie z.B.
Altona, Wandsbek, Billstedt informieren. Dasselbe geschieht erneut einige Tage
lang nach Ferienende. Insgesamt werden 120.000 Infoprospekte an die
Kundinnen und Kunden verteilt.

Auch für das Ausweitungsgebiet erwartet der HVV eine deutliche Senkung der
Schwarzfahrerquote und eine Einnahmesteigerung. Zusammen mit den weiteren
Maßnahmen des Fahrkartenprüfkonzepts rechnet der HVV mit einer Reduzierung
des Einnahmeverlusts von mindestens 6 Millionen Euro für das gesamte Gebiet.
Ebenso wie im Pilotgebiet wird im jetzt hinzukommenden Gebiet während des
ersten Jahres ein Vorher-Nachher-Vergleich die Veränderung der Schwarzfahrerquote
und Einnahmen sowie die Kundenmeinung dokumentieren.

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