Das heiße Eisen: STREIK!

ver.di-Podiumsdiskussion am Donnerstag, 6. Oktober 2016

Nahezu jeden Tag befinden sich Beschäftigte in Tarifkonflikten. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und/oder einen höheren Lohn, bzw. ein höheres Gehalt. „Für faire Arbeitsbedingungen muss man kämpfen, wenn nötig auch mit dem Mittel Streik. Sonst wären alle Forderungen ja bloße Bettelei,“ findet Olaf Könemann, Mitglied im Landesbezirksarbeiterausschuss.

Es gibt Tarifkonflikte, die gehen fast unmerklich vorbei. Die Tarifvertragsparteien einigen sich auf ein Ergebnis, dass von der Tarifkommission und den ver.di-Mitgliedern getragen wird. Doch immer mehr Arbeitgeber zeigen sich kompromisslos und sind unwillig zu verhandeln – Tarifkonflikte eskalieren, es kommt zum Arbeitskampf, es kommt zum Streik.

Im vergangenen Jahr erlebte ver.di zwei Tarifkonflikte und deren Eskalation auf eine besondere Art. Die üblichen Methoden, einen Arbeitskampf zu organisieren, funktionierten in dieser Umwelt nicht mehr – insbesondere im Dienstleistungssektor haben viele Unternehmen neue Strategien entwickelt.

Arbeitskämpfe 2015 bei der Post und den Sozial- und Erziehungsdiensten:

Warum haben die Postler gestreikt? Der durch die Medien erweckte Eindruck, die Postler wollen mehr Geld und weniger arbeiten, ist falsch. Zutreffend ist: Die Postler haben sich gegen Vertragsbruch und Einkommensklau durch Ausgliederung gewehrt. Große Teile der Paketzustellung wurden in 49 Töchter (DHL Delivery GmbH) ausgegliedert. Die Deutsche Post AG, sonst in früheren Tarifkonflikten bemüht, jene rasch beizulegen, ließ den Streik einfach laufen! Sie stellte sich der Machtprobe, mit bis dahin ungekannter Härte. Das Unternehmen, zu 21 Prozent Bundeseigentum, führte den Arbeitskampf gegen seine Beschäftigten durch Einsatz von Werkverträglern, Leiharbeitern als Streikbrecher, bis hin zu illegalen Arbeitseinsätzen am Sonntag. Dabei gehört die Post immerhin zu den Konzernen, in denen ver.di noch über einen hohen Organisationsgrad und entsprechend große Schlagkraft verfügt: Wenn dort die Zusteller die Arbeit niederlegen, dann bleibt der Briefkasten leer.

Tarifkonflikt im Rahmen der Aufwertungskampagne im Sozial- und Erziehungsdienst: Schwierig wird es freilich, wenn in Tarifkonflikten nicht um Geld, sondern um den „Wert der Arbeit“ gestritten wird. Das sah man am Konflikt beim Sozial- und Erziehungsdienst. Es ist das gute Recht der Beschäftigten, nach den vollmundigen Ankündigungen der Politik über die Bedeutung der frühkindlichen Bildung nun auch Taten – sprich mehr Geld und eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen – einer nachhaltigen Aufwertung von verschiedenen Berufen im sozial- und Erziehungsbereich sehen zu wollen. In der Öffentlichkeit wurden die sehr differenzierten Forderungen verkürzt auf eine Forderung nach 10% mehr Lohn. Auch hier ein Arbeitgeber, diesmal ein öffentlicher, der keinerlei Verhandlungsbereitschaft zeigte und es auf einen Machtkampf mit den Gewerkschaften ankommen ließ. Eine Auseinandersetzung in nicht gekannter Härte und Länge folgte, deren Folgen viele Familien zu spüren bekamen. Am Ende stand ein Kompromiss, der in die Mitgliedschaft auch aufgrund der vorangegangenen Härte der Auseinandersetzung und Polarisierung der Diskussion nur schwer zu vermitteln war.

Bemerkenswert ist bei diesen beiden Auseinandersetzungen, dass sich die Arbeitgeber so gut wie gar nicht bewegten. Es scheint beinahe, als ob hier ein Exempel statuiert werden sollte, das auf zukünftige Tarifauseinandersetzungen richtungsweisend wirken soll: Arbeit soll billig bleiben, nicht zuletzt wegen der immer wieder beschworenen Wettbewerbsfähigkeit. Outsourcing zum Zwecke des Lohndumpings und der Tarifflucht soll endgültig gesellschaftsfähig werden.

Diese beiden Arbeitskämpfe möchten wir zum Anlass nehmen, über bekannte Strategien selbstkritisch zu diskutieren, und sie gemeinsam zu erörtern.

– Wie können wir als ver.di auch zukünftig, im Interesse unserer Mitglieder, den Anforderungen und den Auseinandersetzungen im Dienstleistungsbereich gerecht werden?
– Ist es an der Zeit, traditionelle Strategien und Übereinkünfte zu überdenken?
– Mangelt es uns an Mut, Engagement, Solidarität, als Gewerkschaft neue Wege zu gehen?

In uns liegt die Kraft, Neues zu beginnen!

Podiumsdiskussion am Donnerstag, 6. Oktober 2016

18 Uhr im Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60, Raum St. Georg (Ebene 9)

Dr. Heiner Dribbusch, Wirtschaftswissenschaftler (WSI/HBS), referiert und diskutiert über Erfolge und Misserfolge aktueller Arbeitskämpfe und Streiks mit ver.di-Mitgliedern mit Sandra Goldschmidt, stellvertretende Landesbezirksleiterin, Lars-Uwe Rieck, Fachbereichsleiter Postdienste, Speditionen und Logistik und Hilke Stein, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales.

Wir freuen uns über eine rege Beteiligung von Mitgliedern von ver.di-Tarifkommissionen und -Vorständen aller Bereiche sowie weiterer Aktiver.

Anmeldungen erbeten: ressort1.hh@verdi.de

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