Containertransport wird elektrisch

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) verstärkt ihre Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität in der Stadt und unterstützt gleichzeitig die Energiewende. Batteriebetriebene Containertransporter sollen künftig auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) die Boxen zwischen den Schiffen und dem Lager bewegen. Durch den Verzicht auf Dieselantriebe und den Einsatz von Ökostrom werden dabei weder CO2 noch Stickoxid oder Feinstaub ausgestoßen.

Die Fahrzeuge sind dreimal effizienter als ihre dieselbetrieben Vorgänger. Ein weiterer positiver Effekt: Während ihres Aufenthalts an der Stromtankstelle können die Containertransporter durch die punktgenaue Entnahme oder Rückspeisung von Strom zur Stabilisierung des Netzes beitragen. Dieses innovative Energiewende-Projekt der HHLA fördert die Behörde für Umwelt und Energie mit ca. 8 Mio. Euro, welche die EU aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung stellt. Den Förderbescheid überreichte Umweltsenator Jens Kerstan heute an die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath.

Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg: „Die HHLA setzt in Altenwerder ein spannendendes Projekt um, das gleich drei positive Effekte hat: Es spart CO2 und hilft so beim Klimaschutz, es verringert den Stickoxidausstoß und mindert so die Luftbelastung. Und es dient obendrein als flexible Speicherlösung und bringt so die Energiewende voran. Der Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz schwankt mit Sonnenschein und Windstärke, deshalb brauchen wir innovative technische Lösungen für eine Zwischenspeicherung und Flexibilisierung des Stromverbrauchs. Die HHLA zeigt hier anschaulich, wie dies gelingen kann. Deshalb unterstützen wir dieses Projekt mit rund 8 Mio. Euro. Die Energiewende ist nur möglich, wenn alle Akteure und Komponenten im Energiesystem mit Hilfe von digitalen Prozessen intelligent vernetzt werden.“

Angela Titzrath, HHLA-Vorstandsvorsitzende: „Der CTA ist mit seinem hohen Automatisierungsgrad schon heute wegweisend für den Containerumschlag der Zukunft. Mit den durch Lithium-Ionen-Batterien angetriebenen Containertransportern leistet die HHLA einen weiteren Beitrag zur Umsetzung des vom Senat beschlossenen Luftreinhalteplans. Die HHLA ist sich ihrer Verantwortung für den Klima- und Lärmschutz im Hamburger Hafen bewusst und setzt seit vielen Jahren entsprechende Maßnahmen für einen effizienten und nachhaltigen Containerumschlag um. So wurde das selbstgesteckte Ziel einer Senkung der CO2-Emissionen je Container um mindestens 30 Prozent bezogen auf das Jahr 2008 vorzeitig erreicht. Wir werden uns neue Ziele setzen und dabei unternehmerische Weitsicht, soziale Verantwortung und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen verbinden.“
Ursprünglich kamen vor allem diesel-elektrisch angetriebene, automatische Containertransporter (Automated Guided Vehicle, kurz AGV) auf dem CTA zum Einsatz. Seit Herbst 2016 ist am CTA der Prototyp eines mit Lithium-Ionen-Batterien angetriebenen AGVs im Einsatz. Dieser wurde im Zusammenwirken mit einer Stromtankstelle erfolgreich getestet: Mittels eines vollautomatischen Lade-Arms wird das AGV mit dem am CTA verwendeten Ökostrom versorgt. Sechs dieser Stromtankstellen wurden mittlerweile in Altenwerder errichtet. In den nächsten Wochen werden auf dem CTA 25 mit Lithium-Ionen-Batterien angetriebene AGVs in Betrieb genommen.
Bis Ende 2022 wird die dann knapp 100 AGVs umfassende Flotte komplett auf Lithium-Ionen-Batterieantrieb umgestellt und es werden insgesamt 18 Stromtankstellen installiert. Dadurch werden ab dann jährlich rund 15.500 Tonnen CO2 und rund 118 Tonnen Stickoxid weniger ausgestoßen.
Betriebswirtschaftlich sind die mit Lithium-Ionen-Batterien angetriebenen AGVs auch deshalb attraktiv, weil bei ihnen das Verhältnis der eingesetzten Energie zur realen Antriebsleistung etwa drei Mal günstiger ist als bei Diesel-AGVs. Weitere Vorteile der Batterien sind ihre Ladezeit, die bei nur eineinhalb Stunden liegt, sowie ihre hohe Lebensdauer. Außerdem verringert sich das Gewicht im Vergleich von zwölf auf vier Tonnen. Hinzu kommt, dass Lithium-Ionen-Batterien anders als Blei-Säure-Batterien nicht gewartet werden müssen. Das reduziert Kosten und wartungsbedingte Ausfallzeiten.

Ein weiterer Pluspunkt: Stehen die Containertransporter beispielsweise bei einer Windflaute über der Nordsee an der Stromtankstelle, signalisiert eine Software, dass die Batterien Strom zurück ins Netz speisen sollen, um sofort die entstehende Lücke zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch auszugleichen. Steht dagegen mehr Windstrom zur Verfügung als nachgefragt wird, werden die Batterien zum Laden aufgefordert. Die HHLA bietet die Containertransporter also mittels intelligenter Vernetzung am Strommarkt als flexible Stromspeicher mit einer Leistung von rund 2 MW an. Da die Lithium-Ionen-Batterien Strom sekundenschnell aufnehmen und abgeben, tragen sie insbesondere zur notwendigen Stabilisierung der Netzfrequenz bei. Wie wichtig eine stabile Netzfrequenz ist, haben viele Menschen in den vergangenen Wochen erlebt, als auf Grund von Frequenzschwankungen ihre Radiowecker und Mikrowellenuhren plötzlich nachgingen.

Der EFRE in Hamburg
Das Projekt am HHLA Container Terminal Altenwerder wird von der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Förderprogramms „Energiewende in Unternehmen“ unterstützt. Der EFRE stellt Hamburg für die Förderperiode von 2014 bis 2020 rund 55 Mio. Euro zur Verfügung, um Investitionen in Wachstum und Beschäftigung zu stärken. Die BUE setzt davon rund 24 Mio. Euro für die Förderung von Projekten in Hamburg ein, die zusätzlich zur Steigerung der Energieeffizienz einen flexiblen, strommarktgeführten Betrieb technischer Anlagen ermöglichen. Unterstützt werden auch Investitionen von Unternehmen, die Abwärme für Wärmenetze außerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen erschließen. Die Höhe der Förderung bemisst sich an der für die Projekte prognostizierte CO2-Emissionsvermeidung.

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