Befristungen auf Höchststand – DGB: „Ketten-Jobberei beenden!“

Rund 3,15 Millionen oder 8,3 Prozent der Beschäftigten hatten im Jahr 2017 einen befristeten Arbeitsvertrag. Damit erreichten die Befristungen einen neuen Höchststand. Fast 1,6 Millionen Verträge waren laut betrieblichen Angaben sachgrundlos befristet, das ist etwa jeder zweite befristete Vertrag. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Fast jede zweite Neueinstellung erfolgt bereits befristet, Frauen und junge Menschen sind hier besonders benachteiligt. Das schafft große Unsicherheit bei den Beschäftigten und untergräbt Vertrauen in die Zukunft. Das Normalarbeitsverhältnis muss endlich wieder sicher, unbefristet, sozialversichert und tariflich entlohnt sein. Nur so sichern sich die Arbeitgeber Fachkräfte auf Dauer. Ihre Ketten-Befristerei muss beendet werden, es darf auch kein Ausweichen der Arbeitgeber auf Zeitarbeit oder Werkverträge zugelassen werden“, sagt Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord. Der Anteil der Befristungen an allen Arbeitsverträgen beträgt in Hamburg 9,7 Prozent, in Schleswig-Holstein 7,1 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern 8,9 Prozent.

Die Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag Zahl und Dauer der Befristungen beschränken. Der Anteil sachgrundloser Befristungen soll demnach bei Arbeitgebern auf 2,5 Prozent der Beschäftigten eingegrenzt und die Höchstdauer sachgrundloser Befristung von bisher 24 auf 18 Monate verkürzt werden. Die individuelle Höchstbefristungsdauer beim selben Arbeitgeber soll auf fünf Jahre beschränkt werden. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat angekündigt, in den kommenden zwölf Monaten dazu einen Gesetzentwurf vorzulegen.

Der Staat müsse hier mit gutem Beispiel vorangehen, forderte der DGB-Vorsitzende: „Eine Vielzahl von sachgrundlosen Befristungen betreffen den öffentlichen Dienst, insbesondere die Universitäten. Auch hier muss die Arbeit dringend neu geordnet werden.“ Auch für viel zu viele Auszubildende biete der Arbeitsmarkt nach dem erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung lediglich Befristungs-Warteschleifen an. Bund, Länder und Kommunen sollten Wirtschaftsförderungsmittel und die Vergabe öffentlicher Aufträge an Tariftreue und sichere Beschäftigung knüpfen.
Befristet Beschäftigte sind nach Untersuchungen des DGB auch materiell benachteiligt: Mehr als ein Viertel der befristet Beschäftigten unter 35 Jahren verdiente mit einer Vollzeittätigkeit weniger als 1.100 Euro. Unter den unbefristet Beschäftigten waren es nur gut 9 Prozent. Zwischen 10 und 15 Prozent der befristet Beschäftigten stehen ein Jahr später ohne Arbeit da bzw. sind nicht mehr erwerbstätig. In der Gruppe der unbefristet Beschäftigten liegt dieser Anteil nur bei 5 Prozent.

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