Schulreform: Immer mehr Zuspruch

Die Zahl der Schulreform-Befürworter wächst unaufhörlich. Immer häufiger melden sich jetzt auch Stimmen, die man vielleicht eher bei den Contras vermutet hätte. Heute: Das Walddörfer-Gymnasium, die Ida-Ehre-Gesamtschule und die Gesamtschule Süderelbe.

Aus dem Walddörfer Gymnasium, der Schule, die einst Ole von Beust besuchte, berichtet die Badische Zeitung:

„…..Das Walddörfer Gymnasium ist eine Schule, wie sie Kindern zu wünschen ist. In den oberen Stockwerken entsteht eine geräumige Bibliothek. Die Schule hat vier Orchester, zwei Big Bands, zwei Chöre, einen Yoga- und einen Flamenco-Kurs. Die Schüler können Englisch, Russisch, Spanisch, Latein, Chinesisch oder Französisch lernen; es gibt Schulfreundschaften mit London, Madrid, St. Petersburg, Schanghai und Warschau. Viele Kinder sind zweisprachig aufgewachsen – Türkisch ist aber selten darunter.

Annette Brandt-Dammann, die Schulleiterin, arbeitete fünf Jahre im brasilianischen São Paolo an der weltweit größten deutschen Auslandsschule mit 11 000 Schülern. Käme die Schulreform, hätte sie statt 1000 nur noch 700 Gymnasiasten. Die Lehrer für die fünften und sechsten Klassen würden nicht mehr gebraucht.

Dennoch ist die Schulleiterin über die Pläne der Beust-Regierung nicht erbost. „Wir sind der Reform gegenüber positiv eingestellt“, sagt die 51-Jährige. Oft stünden bereits Drittklässler unter enormem Leistungsdruck, bekämen Bauchweh, könnten nicht einschlafen. Annette Brandt-Dammann blickt nach Skandinavien. Auch dort lernen alle Kinder sechs Jahre gemeinsam, bevor sie auf Schulen aufgeteilt werden.

Genauso argumentieren auch Bürgermeister Ole von Beust und seine grüne Schulsenatorin Christa Goetsch. Überall in Europa werde sechs Jahre gemeinsam gelernt, nur in Deutschland und in einigen Teilen von Österreich nicht.

Die Einschätzung der Unterstufen-Betreuerin Beate Schüler fällt differenziert aus. Sie betreut und berät Fünft-, Sechst- und Siebtklässler sowie deren Eltern. Auch Schüler hält die Einführung einer sechsjährigen Primarschule für eine gute Lösung; schließlich hat sie im Alltag oft mit überforderten Kindern zu tun. Und mit ratlosen Eltern, die das Beste für ihr Kind wollen, aber nicht wissen, was das ist. Man könne die Entscheidung zwei Jahre später besser treffen, sagt sie.

Persönlich würde sie sogar für eine noch längere gemeinsame Lernzeit plädieren. Für ihre Karriere, aber das sagt sie nicht, würde die Reform vor allem Unsicherheit bringen. Wer braucht eine Unterstufen-Betreuerin, wenn es kaum noch Schüler in der Unterstufe gibt?…“

Hier der ganze Beitrag, in dem man auch lesen kann, was Klein-Ole so alles getrieben hat.

So äußert sich der Elternrat der Ida-Ehre-Gesamtschule:

Stellungnahme zur Schulreform

Der Elternrat der Ida-Ehre-Gesamtschule unterstützt die eingeleitete Schulreform und ermutigt den Hamburger Senat, auch nach dem Scheitern der Verhandlungen mit den Initiatoren des Volksbegehrens „Wir wollen lernen“ die Schulreform konsequent umzusetzen.

Dass dieser Prozess nicht immer und nicht in jeder Phase reibungslos ablaufen kann, liegt auf der Hand, und wir werden die Entwicklung kritisch und aufmerksam begleiten. Auch hätten wir uns gewünscht, dass alle Schülerinnen und Schüler mindestens bis Ende der neunten Klasse gemeinsam lernen können.

Dennoch sprechen wir uns nachdrücklich für die beschlossene Schulreform aus, da wir die Einführung der Primarschule als einen wichtigen, wegweisenden Schritt ansehen.

Die Vorteile der Reform sind u. a.:
– Ein gemeinsames, längeres Lernen in heterogenen Gruppen
– Die Individualisierung des Unterrichts und die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler
– Ein selbstverantwortetes Lernen
– Kleine Klassen bzw. Lerngruppen
– Der Verzicht auf Sitzenbleiben
– Kein Zwang zum Schulformwechsel ab Klasse sieben
– Bessere und von sozialer Herkunft unabhängige Bildungschancen
– Bessere schulische Integration von Kindern mit Migrationshintergrund

Die Umsetzung der Schulreform ist eine unverzichtbare Voraussetzung zur Sicherung der Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler. Wir erwarten vom Hamburger Senat, dass er wegen eines möglichen Zurückweichens vor einem Volksentscheid keine die Reform gefährdenden Kompromisse eingeht.

Damit die eingeleitete Schulreform wirksam werden kann, muss unserer Auffassung nach festgehalten werden an

– der sechsjährigen Primarschule für alle Schülerinnen und Schüler
– der flächendeckenden Einführung der Primarschule
– der Entscheidung über die weitere Schullaufbahn nach der sechsten Klasse
– an dem Grundsatz, dass es keinen Zwang zum Schulformwechsel ab der siebten Klasse gibt

Es ist wahrscheinlich, dass es im Sommer zu einem Volksentscheid kommt, der auch eine Richtungsentscheidung über die Hamburger Schulpolitik ist.

Damit Hamburg auf dem guten eingeschlagenen Weg bleibt, sollten alle Befürworter der Schulreform eindeutig Stellung beziehen und sich an diesem Vollksentscheid beteiligen.

Hier die Stellungnahme des Elternrats der Gesamtschule Süderelbe:

Wir sagen Ja zur Schulreform

Zahlreiche Meldungen und Berichte haben in den letzten Wochen und Monaten die Diskussion zur Schulreform begleitet.

Mehrere Bemühungen, eine Kompromisslösung zu dieser Reform zwischen Senat und der Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“ herbeizuführen, sind gescheitert. Die Hamburger Bevölkerung ist nun aufgerufen, im Sommer 2010 im Rahmen eines Volksentscheids über die Zukunft zahlreicher Schülergenerationen entscheiden zu müssen.

Der Elternrat der Gesamtschule Süderelbe bekennt sich klar zur Schulreform, weil

· bei gemeinsamem Lernen in einer sechsjährigen Primarschule insbesondere Schülerinnen und Schüler mit schwachen Leistungen gut gefördert werden,

· leistungsstarke Schülerinnen und Schüler nach diversen Studien und internationalen Erfahrungen nicht in ihrem Lernfortschritt beeinträchtigt werden,

· eine frühe Auswahl nach der vierten Klasse Schülerinnen und Schüler in einem Alter trennt, in dem notwendige Lebensformen und Verständigungsmöglichkeiten für ein späteres Zusammenleben in der Gesellschaft noch nicht eingeübt sind

· mehr Schülerinnen und Schüler von einem hochwertigen Bildungsangebot – und dies unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft – profitieren

· die Klassenstärke in den neuen Primar- und Stadtteilschulen auf maximal 25 Kinder begrenzt ist

· regelmäßige Lernentwicklungsgespräche zwischen SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen stattfinden

· sie durch praxisnahes Lernen unter Einbeziehung von Betrieben, Institutionen und Einrichtungen frühzeitige berufspraktische Erfahrungen ermöglicht

Hauptargument der Reformgegner ist, dass es ein Elternwahlrecht nach der 6. Klasse nicht mehr geben soll. Doch gab es das bisher? Dies ist nicht der Fall, denn auch bisher trifft die Zeugniskonferenz die Entscheidung, welche Schulform eine Schülerin und ein Schüler besuchen soll. Zukünftig soll diese Entscheidung nur noch sorgfältiger und unter verpflichtender Einbeziehung der Eltern getroffen werden.

Der Elternrat der Gesamtschule Süderelbe wird auch zukünftig die Entwicklungen der Schulreform aufmerksam und kritisch beobachten. Wir hoffen, dass der Volksentscheid eine eindeutige Mehrheit für die Schulreform bringt und somit die Verunsicherung von Eltern, Schülern und Lehrern ein Ende haben wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.