Auch CDU jetzt für „Nacht der Jugend“

Letztes Jahr hat die CDU – damals allein regierend – noch „Nein“ gesagt, jetzt fordern die Fraktionen von CDU und GAL gemeinsam, was auch SPD und LINKE wollen: Gegen das Vergessen und für mehr Toleranz soll es eine zweite Nacht der Jugend im Hamburger Rathaus geben.
In der gemeinsamen Presseerklärung von CDU und GAL* liest sich’s, als hätten die Frischvermählten die Sache gerade erfunden:

Nach dem Erfolg der ersten Nacht der Jugend im Jahr 2006 will die schwarz-grüne Koalition im nächsten Jahr erneut die Türen des Rathauses für junge Menschen öffnen und einen Beitrag gegen das Vergessen der Schrecken im Nationalsozialismus leisten. So sieht es ein gemeinsamer Antrag von CDU und GAL vor, der am Donnerstag in die Bürgerschaft eingebracht soll. Geboten wird den jugendlichen Besucherinnen und Besuchern eine Mischung aus Musik, Theater und Lesungen sowie eine Ausstellung und vor allem Diskussionen mit Zeitzeugen. Nicht zuletzt soll die Nacht der Jugend so auch ein Zeichen für mehr Toleranz setzen.

„Die Gefahr, dass die Schrecken der NS-Vergangenheit bei den Jugendlichen verblassen, ist einfach zu groß“, sagt die jugendpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Christiane Blömeke. Rechtsradikale Gruppierungen dürften nicht immer mehr Zuwachs von jungen Menschen erhalten. Die Jugendlichen müssten daher in ihrem Bewusstsein gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Gewalt gestärkt werden. Blömeke: „Wenn die Bürgerschaft dazu mit Rap-Musik und Hip-Hop im Rathaus beitragen können, dann ist das zwar ungewöhnlich, aber erfolgreich. Das hat die erste Nacht der Jugend vor zwei Jahren gezeigt!“

„Zum anderen“ ergänzt Stephan Müller, Experte für Kinder- und Jugendpolitik der CDU-Bürgerschaftsfraktion, „ist die Einladung zur Nacht der Jugend eine gute Gelegenheit, notwendige Brücken zwischen Politik und Jugend zu bauen. Wir Politiker benötigen den direkten Austausch mit der Jugend. Ich freue mich schon auf dieses Event und hoffe auf eine hohe Beteiligung.“

Im Jahr 2006 kamen rund 2.000 Jugendliche ins Rathaus zum begeisterten Feiern, aber auch zum Gedenken an die deutsche Geschickte. Besonders nachgefragt waren die Zeitzeugengespräche, bei denen Jugendliche und alte Menschen in einen intensiven Dialog traten. Höhepunkt der damaligen Nacht der Jugend: ein Auftritt des 92-jährigen Sylvin Rubinstein. In den fünfziger Jahren erlangte er als Flamenco-Travestiestar durch das Lied „Das machen nur die Beine von Dolores“ Berühmtheit. Während des Krieges war er im Widerstand. In Frauenkleidern verrichtete er Botengänge, Anschläge und Attentate. Nach Kriegsende zog Rubinstein nach Hamburg und begann wieder mit dem Tanzen.

Die Planungen für die Nacht der Jugend 2009 sollen von der Bürgerschaftskanzlei in enger Abstimmung mit dem Kinder- und Jugendausschuss erfolgen. Schulen und auch einzelne Jugendliche sind aufgefordert einzelne Programmpunkte mit zu gestalten – für eine Veranstaltung von Jugendlichen für Jugendliche gemeinsam gegen rechts.

* Peinlichkeit am Rande: Der hier genannte und zitierte Jugendfachmann Stephan Müller war Abgeordneter der Schillpartei in der Bürgerschaft, zum Schluss deren parlamantarischer Geschäftsführer.

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