Armut steigt – trotz Erwerbstätigkeit

Die amtliche Statistik bringt es wieder ans Tageslicht: Durch die Ausweitung des Niedriglohnsektors in Deutschland, durch immer mehr prekäre Beschäftigungsverhältnisse steigt die Armut trotz Erwerbstätigkeit.

Die amtliche Statistik deckt nach Ansicht des DGB Nord auch „den eklatanten Widerspruch zwischen der Scheinwelt der politischen Diskussion und der Realität des Erwerbslebens auf: Immer mehr Hartz IV-Bezieher arbeiten und haben trotzdem keine Chance, aus dem staatlichen Fürsorgesystem heraus zu kommen.“

Im Sommer des letzten Jahres gab es in Hamburg 143.601 erwerbsfähige Hilfebedürftige, von denen 33.707 erwerbstätig waren. Von diesen Erwerbstätigen waren 8.446 in Vollzeit und 7.963 in Teilzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Überdurchschnittlich hoch ist die Zahl derjenigen Arbeitnehmer/innen, die ergänzend auf staatliche Fürsorge angewiesen waren. In Hamburg mussten 20.488 (darunter 10.966 Frauen) von 586.672 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ergänzende Hartz IV-Leistungen beziehen. Das sind 3,5 % aller Beschäftigten.

Die tatsächliche Zahl der sogenannten Aufstocker wird von Wissenschaftlern doppelt so hoch eingeschätzt, da viele Anspruchsberechtigte aus Scham über ihre Armut oder aus Nicht-Wissen der möglichen Hilfeleistungen keine Anträge auf Unterstützung stellen.

„Wir haben es hier mit Niedriglöhnen zu tun, die durch den Sozialstaat aufgestockt werden müssen, weil sonst ihr Existenzminimum nicht gesichert ist. Sie zahlen von ihrem niedrigen Einkommen Sozialversicherungsbeiträge, können aber selbst von ihrer Arbeit nicht leben; trotz Vollzeitbeschäftigung. So darf das nicht weitergehen“, erklärt der DGB Nord Bezirksvorsitzende Uwe Polkaehn. „Wir brauchen einen Mindestlohn, damit staatlich subventioniertes Lohndumping beendet wird.“

Niedriglohn: Keine Lösung

Die amtliche Statistik zeigt auch auf, dass das Verarmungsrisiko in Mecklenburg-Vorpommern doppelt so hoch ist wie in Schleswig-Holstein. „Damit rächt es sich noch die nächsten Jahre, dass die Politik in Mecklenburg-Vorpommern lange Zeit auf Niedriglöhne setzte, weil sie glaubte, so Investoren anzulocken. Das war und ist ein Irrweg und muss dringend korrigiert werden“, so der DGB Nord.

Ausschließlich geringfügig Beschäftigte

in Schleswig-Holstein 159.780, darunter 23.691 ALG II-Bezieher/innen, davon 15.965 Frauen

in Hamburg 79.933, darunter 13.881 ALG II-Bezieher/innen, davon 9.568 Frauen

in Mecklenburg-Vorpommern 65.399, darunter 21.929 ALG II-Bezieher/innen, davon 14.437 Frauen

Schleswig-Holstein:

Höchster Anteil ALG II-Bezieher an allen Beschäftigten mit 4,4 % in Lübeck und Neumünster

Niedrigster Anteil ALG II-Bezieher an allen Beschäftigten mit 1,7 % im Kreis Stormarn

Mecklenburg-Vorpommern:

Höchster Anteil ALG II-Bezieher an allen Beschäftigten in Stralsund mit 7 % und in Neubrandenburg und Uecker-Randow mit jeweils 6,7 %

Niedrigster Anteil ALG II-Bezieher an allen Beschäftigten in Ludwigslust mit 3,2 %

2 Gedanken zu „Armut steigt – trotz Erwerbstätigkeit“

  1. so Arm sind die Deutschen aber nicht,
    versucht mal Eure „armut“ mit Leuten aus Ostländern zu vergleichen dann merkt Ihr daß hir gar nicht so schlim ist. Alles ist Vergleich- und Einstellungssache.

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