SPD will Klarheit über Lage der BallinStadt

Zehntausende Besucher aus aller Welt im Auswanderer-Museum BallinStadt am Rande der Veddel: So hatte der Senat die Entwicklung immer wieder prognostiziert. Eine Voraussage, die offenbar gründlich daneben gegangen ist – das Museum kämpft um seine Existenz.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat Senat und Verantwortliche der BallinStadt aufgefordert, Klarheit über die derzeitige Lage und die Perspektiven des Auswanderermuseums zu schaffen. „Die Zahlen müssen auf den Tisch. Es muss Schluss damit sein, dass sich Kulturbehörde und Betreiber gegenseitig die Verantwortung für die Misere zuschieben“, sagte der SPD-Kulturpolitiker Wilfried Buss am Dienstag. Er hat eine Kleine Anfrage an den Senat eingereicht (siehe unten).

„Die Kulturbehörde bemängelt das Konzept der Betreiber, die Betreiber werfen dem Senat mangelnde Unterstützung vor. – So lange nicht einmal die Kommunikation zwischen den Beteiligten funktioniert, kann es auch keine erfolgversprechenden Schritte geben“, mahnte Buss. Kultursenatorin Karin von Welck gebe auch in der Diskussion über die BallinStadt keine glückliche Figur ab. Noch in der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Kreativwirtschaft und Tourismus am 3. November habe Kultursenatorin Karin von Welck auf Fragen nach Lage und Perspektiven des Auswanderermuseums keine klaren Antworten geben können, sagte Buss. Wenige Tage später hält der Senat sogar eine Insolvenz und Schließung des Museums noch in diesem Jahr für möglich. „Das passt nicht zusammen. Ein neues Kompetenz- und Zuständigkeits-Chaos – wie zuletzt im Streit um das Gängeviertel – darf es nicht geben. Denn leidtragend wäre das Museum“, sagte Buss.

Hintergrund: Die Stadt Hamburg hatte sich an den Baukosten für das Museum, das im Sommer 2007 eingeweiht wurde, mit zwei Dritteln der Gesamtkosten von 9,5 Mio. Euro beteiligt. Der laufende Betrieb wird nicht bezuschusst. Sobald das Museum einen ausreichenden Ertrag erwirtschaftet, so die Vereinbarung zwischen Stadt und Betreibern, solle die BallinStadt GmbH eine Pacht an die Stadt entrichten.

In seiner Kleinen Anfrage will Buss wissen:

1. Wie haben sich die monatlichen Besucherzahlen des Museums seit seiner Einweihung entwickelt? Bitte für alle Monate bis heute die jeweilige Zahl nennen.

a. Wie hoch waren jeweils die Zahl und der Anteil von Besuchern, die aus dem Ausland kamen? Wenn möglich, bitte auch die jeweilige Zahl von Besuchern aus den USA nennen.

2. Wie haben sich im Zeitraum seit Einweihung der BallinStadt die Besucherzahlen des konkurrierenden Auswandererhauses in Bremerhaven entwickelt? Bitte analog zu Frage 1 darstellen, auch mit den Angaben zu Besuchern aus dem Ausland, soweit möglich.

3. Wie haben sich die monatlichen Besucherzahlen der anderen historischen Museen in Hamburg in diesem Zeitraum entwickelt? Bitte für die einzelnen Häuser analog zu Frage 1 darstellen.

4. Den Presseberichten ist zu entnehmen, dass es im Senat bzw. der zuständigen Behörde Kritik an Konzeption und Umsetzung des Museums BallinStadt gibt. Trifft dies zu?

a. Wenn ja: Worin besteht diese Kritik, wann und in welcher Weise wurde sie den Betreibern gegenüber zum Ausdruck gebracht, und was tut die zuständige Behörde, um die kritisierten Sachverhalte in ihrem Sinne zu verbessern?

b. Wenn ja: Welche konzeptionellen und/oder operativen Änderungen hat die zuständige Behörde gegenüber den Betreibern eingefordert?

c. Wenn ja: Sieht die zuständige Behörde in den von ihr kritisierten Punkten die Ursache für die Tatsache, dass die Besucherzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurück bleiben? Welche weiteren Ursachen sieht die zuständige Behörde für diese Tatsache?

d. Wenn nein: Welche Gründe sieht die zuständige Behörde für die Tatsache, dass die Besucherzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurück bleiben?

5. Den Presseberichten zufolge hat es seit Einweihung des Museums „Anpassungen der Museumsinhalte“ gegeben, die nach Absprache zwischen den Betreibern und der zuständigen Behörde vorgenommen wurden. Trifft dies zu? Wenn ja: Welcher Art waren diese Anpassungen?

6. Den Presseberichten zufolge haben die Betreiber auf die niedrigen Besucherzahlen mit „Preisanpassungen und internen Restrukturierungsmaßnahmen“ reagiert.

a. Wie haben sich die Eintrittspreise seit Bestehen des Museums verändert? Wie lauten sie aktuell?

b. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Museum beschäftigt, und welche Aufgaben nehmen sie dort wahr (bitte in absoluten Zahlen sowie in Vollarbeitszeitäquivalenten darstellen)? Wie hat sich deren Zahl seit Bestehen des Museums verändert?

c. Ist die aktuelle Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Ansicht der zuständigen Behörde ausreichend, um den Ansprüchen an die Qualität und die Attraktivität des Museums gerecht zu werden?

7. Den Presseberichten ist zu entnehmen, dass die Betreiber die nicht zufriedenstellenden Besucherzahlen wesentlich auf mangelnde Unterstützung durch den Senat bzw. die zuständigen Behörden in Bezug auf die Entwicklung des umliegenden Stadtteils sowie des Standortmarketings zurückführen.

a. Teilt der Senat bzw. die zuständige Behörde diese Ansicht ganz oder in Teilen?
i. Wenn ja: Was wird er unternehmen, um Abhilfe zu schaffen?
ii. Wenn nein: Warum nicht?

b. In welcher Weise betreiben der Senat bzw. die zuständigen Behörden Marketing für die das BallinStadt-Museum? Welches Budget wird hierfür verwandt?

c. Welche Zusagen bezüglich eines unterstützenden Marketings wurden den Betreibern im Vorwege der Museums-Gründung oder seitdem seitens der Stadt gegeben? Welche diesbezüglichen Unterstützungsleistungen wurden vereinbart?

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