Schule: Jetzt sollen endlich auch Eltern lernen

Die trauen sich was in der Schulbehörde: Nachdem die Primarschule angeschoben ist, sollen jetzt endlich auch die Eltern fit gemacht werden. Was das Landesinstitut den Schulleitungen zu diesem Thema schreibt, kann man allerdings auch mißinterpretieren: Dann wird daraus ein weiterer Versuch, zu testen, wie weit Hamburgs CDU bei der neuen Schulpolitik wohl mitgehen mag. Die Anti-Primarschul-Initiative errichtet bereits Barrikaden…

Wenn Eltern und Lehrkräfte sich in Inhalten oder Methoden vollkommen widersprechen, kann Erziehung nur schwer gelingen. Auf Privatschulen lässt sich das Problem relativ einfach lösen: WAS dort WIE gelehrt wird, steht fest, die Eltern können sich vorher informieren, und notfalls kommt auch von der Schule ein klares „Nein!“, wenn’s denn partout nicht passt.

Einen ähnlichen Stil pflegen zwar angeblich auch ein paar Hamburger Gymnasien – aber im Grundsatz funktioniert solch ein Vorgehen an allgemeinbildenden öffentlichen Schulen natürlich nicht. Und so prallen denn im Kopf des Schülers oft unvereinbare Gegensätze aufeinander – politische, kulturelle, menschliche und viele andere mehr.

Damit Lehrerinnen und Lehrer lernen, damit besser umzugehen, gibt es gesteigerte Anstrengungen bei der Lehrerfortbildung. Aber das kann natürlich nicht alles sein: Jetzt sind auch die Eltern an der Reihe. Ziel ist ja schließlich nicht, dass die Schule bis zur Unkenntlichkeit flexibilisiert an die zum Teil vom gesellschaftlichen Konsens stark abweichenden Vorstellungen einzelner Mütter und Väter angepasst wird. Wenn eine demokratische Gesellschaft eine teure Schulausbildung finanziert, dann kann sie auch erwarten, dass IHRE Werte vermittelt werden.

Jetzt soll es also losgehen mit der Eltern-Fortbildung. Im Brief an die Schulleitungen heißt es (hier Auszüge; der ganze Brief zum Download als PDF) :

„Vor einigen Jahren wurde in Berlin damit begonnen, nach einem speziell auf Elternarbeit bezogenem Konzept Seminare für Eltern in den Schulen ihrer Kinder anzubieten. Ziel dieser Arbeit ist es, die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken und die Kommunikation zwischen Schule und Eltern zu verbessern.

Der konstruktive Dialog zwischen Eltern und Lehrkräften in diesen Seminaren fördert den Abgleich der Erziehungsziele zwischen Schule und Elternhaus und unterstützt in den Familien die Entwicklung eines positiven Verhältnisses zu Schule und Unterricht. …

In Berlin haben bereits 46 Schulen aller Schulformen diese Seminare für Eltern in ihren Schulen eingeführt. Hierfür haben Lehrkräfte der jeweiligen Schule vorab eine Qualifizierung erhalten. Die Berliner Erfahrung zeigt, dass diese Investition das Lehrerhandeln unterstützt und damit erleichtert.“

So weit, so klar. Aber dann geht es weiter:

„In Berlin gibt es eine Schule, in der der vorherige Besuch der Elternseminare Bedingung für die Einschulung der Schüler in die 7. Klasse ist. In allen anderen beteiligten Schulen werden die Seminare mit den Eltern erst nach der Einschulung der Schülerinnen und Schüler durchgeführt. Es gilt in allen Schulen die Regel, dass die Eltern regelmäßig an den Seminaren teilnehmen müssen.

Die Verbindlichkeit wird über die Schulleitungen hergestellt. Zur Motivation der Eltern finden ggf.
auch Hausbesuche statt, auf denen nachdrücklich für die Teilnahme geworben wird.“

Was da in Berlin abläuft, kann man wohl schon ein wenig als „Zwang“ interpretieren. Und wenn es im Hamburger Brief als Beispiel zitiert wird, mag es Überlegungen geben, die in eine ähnliche Richtung gehen.

Überlegungen – weder Beschlüsse noch Verordnungen oder Gesetze. Aber der Aufschrei wird dennoch riesig ausfallen. Ich bin bereit, darauf zu wetten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.