NoBNQ will Bernhard-Nocht-Quartier kaufen

Auf St. Pauli wir am System gerüttelt: Nach monatelangem Widerstand ist die Interessengemeinschaft NoBNQ mit den Investoren Köhler und von Bargen über einen Verkauf des gesamten Geländes im Gespräch. NoBNQ will die Häuser unter dem Dach des „Mietshäusersyndikats“ aus dem Markt nehmen.

Einiges hat NoBNQ bereits erreicht: Die bestehenden Mietverträge bleiben erhalten, für vier Häuser haben die Investoren eine Mietpreisbindung auf 10 Jahre zugesagt, denn sie sollen mit öffentlichen Mitteln saniert werden. Die Bernhard Nocht Str. 65 soll zwar weiterhin abgerissen werden, aber zumindest sollen dort nun Sozialwohnungen entstehen.

Jedoch: Die zwei größten Häuser, Erichstr. 29 / 35, fallen aus der Regelung heraus, hier gibt es keine Mietgarantien. Sämtliche Flachbauten sollen abgerissen, und, wie die Freiflächen und Innenhöfe, mit 67 Eigentumswohnungen vollgebaut werden. So wird aus Sicht von NoBNQ die Aufwertungs-, Umwandlungs- und Verdrängungsspirale weiter getrieben.

Eine Delegation aus dem Viertel hat sich nun mit Köhler und von Bargen getroffen.

Bei dieser Gelegenheit wurden der Initiative die Erdgeschosse von zwei alten und zwei neu zu bauenden Häusern zur „kulturellen Nutzung“ und zum „Mitplanen“ angeboten.

Daran wollen sich die Initiativler aber unter den angebotenen Bedingungen nicht beteiligen – und zwar aus zwei Gründen: Zum einen soll die Beteiligung den Investoren Ruhe und Akzeptanz im Viertel bringen. Zum anderen lassen sich die Eigentumswohnungen rund um ein kulturell belebtes Ministück noch besser vermarkten.

In einer Erklärung von NoBNQ heißt es: „Uns geht es darum, hier exemplarisch eine ganz andere Planungskultur zu entwickeln, in der Nachbarschaft und mit den MieterInnen abgestimmt. Dazu möchten wir ein Planungsbüro vor Ort eröffnen. Das an über 50 Projekten erprobte Modell des Mietshäusersyndikats schaltet eine Vermarktung der Häuser systematisch aus. Das sichert langfristig niedrige Mieten. Wir sehen es als unsere Aufgabe, diesen besonderen Stadtteil zu schützen, billigen Wohnraum auf St. Pauli zu erhalten, vielleicht neu zu schaffen, und alte Bausubstanz mit neuen Ideen zu beleben.“

Genau an dieser Stelle bestehe die Chance, ein Modell zu schaffen, wie eine neue, sozial gerechte und erfinderische Stadtplanung aussehen könnte.

NoBNQ hat deshalb Interesse am Erwerb der Grundstücke und Häuser angemeldet – Köhler und von Bargen haben ihre grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft signalisiert.

Mehr Informationen: www.syndikat.org und www.no-bnq.org

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.