Methode Scheuerl: Verleumden und entschuldigen

Falsche oder verunglimpfende Behauptungen in die Welt setzen, um sie ein paar Tage später zurückzunehmen und sich mit warmen Worten zu entschuldigen: Das ist offenbar Teil der „Methode Scheuerl“. Ähnlich wie bei der teilweise durchsichtig-dummen Anti-Schulreform-Polemik bleibt dabei die Wahrheit gern auf der Strecke. Und wenn’s nicht die ist, dann wenigstens Anstand und Moral.

Öffentliche Aufmerksamkeit bekam der Scheuerl-Vorstoß vom Montag, mit dem er die Politik der Schulsenatorin in die Nähe nationalsozialistischer Politik rückte. Dafür wurde er von taz bis Abendblatt öffentlich zurechtgewiesen und von CDU-Fraktionschef Schira auf dem CDU-Parteitag gerüffelt. Es mag ihn gewundert haben – sein erster Vergleich in diese Richtung, als er der Hamburger Schulpolitik eine „Gleichschaltung“ vorwarf, blieb öffentlich noch ohne Echo.

Aber auch sonst ist der Schulkämpfer wenig zimperlich. So verglich er im Eltern-Forum, einer Diskussionsseite der Elternkammer, das Eulen-Symbol der Initiative PROSchulreform mit einer Hamburger Schulleiterin im Latex-Kostüm, unterstellte einem Gründungsmitglied derselben Initiative, er habe für die LINKE für die Bezirksversammlung Eimsbüttel kandidiert und konstruierte daraus eine Verschwörungstheorie, in der Ex-Schulsenatorin Rosemarie Raab und Ex-SPD-Vorsitzender Mathias Petersen die Rolle einer Art fünften Kollonne der LINKEN in der SPD spielen sollten.

Alle diese Behauptungen und Äußerungen hat Scheuerl später zurückgenommen – immer mit dem Ausdruck größten persönlichen Bedauerns und der Bitte um Entschuldigung, oft auch verbunden mit einer Rechtfertigung (siehe unten). Aber ob ihm das noch jemand glaubt?

Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,
liebe Eltern und Großeltern, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrkräfte, liebe Schulleitungen,

ich habe am Montag Nachmittag in einer Info-Mail einen Link zu einem Bericht in der taz vom 5.10.2009 versandt, der sich mit der Unterstützung des NS-Regimes durch den Pädagogen Peter Petersen befasst und dessen Forderungen nach einer mindestens sechsjährigen Grundschule, Abschaffung von Noten und jahrgangsübergreifendem Lernen befasst.

In der Hektik der Ereignisse am Montag (wir hatten wenige Stunden zuvor die Information erhalten, dass das Primarschul-Gesetz schon am Mittwoch in Erster und Zweiter Lesung beschlossen werden sollte) habe ich diesen taz-Bericht in der Weise kommentiert, dass die Primarschul-Pläne eine Tradition in der Pädagogik von Peter Petersen hätten.

Diese Bezugnahme und den damit verbundenen Vergleich zwischen dem Primarschul-Modell und Peter Petersen möchte ich hiermit widerrufen und ausdrücklich zurücknehmen. Ich habe beim Versenden dieser Mail niemanden persönlich angreifen wollen.

Alle, die sich durch meine Mail persönlich betroffen fühlen, möchte ich hiermit aufrichtig um Entschuldigung bitten.

Herzliche Grüße,
Walter Scheuerl

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