Billstedt: Bald 2.000 Schüler auf der Straße?

Wenn man Hamburgs Schülerinnen und Schüler entsprechend den vorgegebenen Klassengrößen auf Primarschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien verteilen will, finden derzeit 7.700 Kinder keinen Platz. Wenn man nicht extrem lange Schulwege in Kauf nehmen will, sind es sogar über 11.000. Allein in Billstedt gibt es keinen Raum für 2.000 Schülerinnen und Schüler.

Die Auswertung ist ein „Nebenprodukt“ der gerade abgeschlossenen Runde der sogenannten Regionalen Schulentwicklungskonferenzen (RSK). Die dafür von der Schulbehörde vom Statistischen Landesamt angeforderten Zahlen ergeben, dass für mindestens 7.700 Schüler keine Unterrichtsräume mehr vorhanden wären. Nicht, weil die Schulformen verändert werden, sondern weil die Klassenfrequenzen gesenkt werden sollen. Kleinere und folglich mehr Klassen benötigen nicht nur mehr LehrerInnen, sondern auch mehr Räume.

Die Volksinitiative „’Wir wollen lernen!’“ für den Erhalt der Hamburger Gymnasien und weiterführenden Schulen ab Klasse 5“ hat das Statistikmaterial zusammengetragen: Es gibt in den Hamburger Schulgebäuden keine Klassenräume für alle Schüler, falls man die Schüler tatsächlich im August 2010 auf Primarschulen des neuen Zuschnitts, Stadtteilschulen und Gymnasien aufteilen würde. Wie es in den einzelnen Stadtteilen aussieht, hier als PDF.

Etwas irreführend ist hierbei, wenn einfach Über- und Unterkapazitäten saldiert werden.

Kein Platz für 77 Züge (entspr. 7.700 SchülerInnen) gilt stadtweit saldiert. Aber was haben die Kinder in Harburg, den Walddörfern, Billstedt oder Wandsbek davon, dass es in Bergedorf, Barmbek oder Poppenbüttel Überkapazitäten gibt? Betrachtet man die Versorgung regional, so fehlen auf der einen Seite Räume für 114 Züge (entspr. ca 450 Klassenräume), auf der anderen Seite gibt es überzählige Räume für 37 Züge (entspr. ca. 140 Klassenräume).

Wenn man davon ausgeht, dass sich die Gesamtzahl der Kinder nicht entscheidend verändert, so gibt die Bedarfs- und Versorgungssituation bei Einführung der neuen Schulformen auch Auskunft darüber, wie gedrängt oder wie großzügig die Kinder heute untergebracht sind. Das Ergebnis ist durchaus überraschend – schauen Sie sich die Karte an (als PDF), die die Volksinitiative coloriert hat: Grün für jede Menge Platz, gelb für gerade ausreichend, rot für unterversorgt.

Ausführlichere Zahlen aus den regionen auf der Internetseite der Volksinitiative.

2 Gedanken zu „Billstedt: Bald 2.000 Schüler auf der Straße?“

  1. Schade das „Wir wollen lernen“ diese Seite für ihre Propaganda benutzt.

    Es geht denen nicht ums Lernen sondern um die Beibehaltung der Auslese nach sozialer Herkunft.

    Anm.d.Red.: Wir teilen diese Einschätzung mehrheitlich, denken aber, dass Hinweise auf offenbar gravierende organisatorische Probleme dennoch nützlich sind.

  2. Länger gemeinsam lernen ist ganz sicher das richtige Ziel. Aber es wäre auf Jahrzehnte diskreditiert, wenn es mit einem organisatorischen Chaos begänne. Kein Schülerjahrgang darf da zu „Versuchskaninchen“ gemacht werden – entweder alles klappt, oder der Start muss verschoben werden. Und wenn im geschilderten Ausmaß Räume fehlen, dann muss schnell ein Plan auf den Tisch, wie das zu handlen ist!

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