SPD für besseren Schwimmunterricht

Mehr Kinder sollen schwimmen lernen, meint die SPD und hat ein Konzept für mehr und besseren Schwimmunterricht in Hamburg vorgelegt.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat ein Konzept für einen besseren Schwimmunterricht in Hamburgs Schulen vorgelegt. Mit ihrem Zehn-Punkte-Programm will die SPD unter anderem sicherstellen, dass bis zum Beginn des Schuljahres 2010 alle Hamburger Schulkinder am Ende der 6. Klasse das bronzene Schwimmabzeichen erworben haben. Ferner will die SPD erreichen, dass bis zum Schuljahr 2010 rund 90 Prozent der Hamburger Grundschulkinder am Ende der vierten Klasse schwimmen können – mindestens jedoch alle Grundschulkinder das „Seepferdchen“ erreicht haben.

Weiter sollen mehr Schülerinnen und Schüler das Jugendschwimmabzeichen in Gold erhalten. Gemeinsam mit der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) soll ein Konzept entwickelt werden, damit mehr Kinder das Rettungsschwimmer-Abzeichen machen.

Hamburgs DLRG-Vizepräsident Heiko Mählmann sagte, die Zahl der Kinder, die in Hamburg schwimmen können, müsse gesteigert werden. „Die derzeitigen Zahlen sind ein Armutszeugnis für eine Stadt am Wasser. Wir müssen zusehen, dass unsere Kinder am Wasser sicherer werden“, sagte Mählmann.

Die Eltern müssten weiter dafür sensibilisiert werden, dass das Spielen am Wasser eine der größten Gefahren für Kinder ist. „Die Aufklärung über Gefahren am Wasser muss so erfolgen wie etwa die Aufklärung über Gefahren im Straßenverkehr.“ Nach Zahlen der DLRG seien im vergangenen Jahr 15 Menschen bei Badeunfällen in Hamburg ums Leben gekommen. 2006 seien es 17 gewesen, 2005 noch neun.

Der Schulexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Ties Rabe, sagte, es habe dem Senat in der Vergangenheit beim Thema Schulschwimmen schlicht am Problembewusstsein gefehlt. „Es ist jetzt Gelegenheit, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren“, sagte Rabe.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion sieht sich in ihrer skeptischen Haltung durch offizielle Zahlen des Senats bestätigt. stützen die SPD in ihrer Kritik am des Senats. Nach einer Auswertung des 2006 eingeführten Schulschwimm-Konzepts durch die Schulbehörde im Oktober 2007 können 31 Prozent der Kinder am Ende der vierten Klasse und 16 Prozent der Kinder am Ende der sechsten Klasse noch nicht schwimmen.

„Die so genannte Neukonzeption des Schulschwimmens hat den Schwimmunterricht in der Grundschule sowie in der 6. Klasse um ein Viertel reduziert“, kritisierte Rabe. Während früher Schwimmen mit einer wöchentlichen Wasserzeit von 30 Minuten über ein ganzes Schuljahr unterrichtet, so erstreckt sich der Schwimmunterricht nach dem neuen Konzept jeweils über ein Schulhalbjahr in 18 Wasserzeiten zu jeweils 45 Minuten. Es bleibe den Kindern weniger Zeit um das Schwimmen zu erlernen, sagte Rabe.

Gleichzeitig bleibe der Senat hinter den Zielen zurück, die er mit der Neukonzeption des Schulschwimmens verbunden hatte: In den Grundschulen sollten 95 Prozent dass Seepferdchen und 75 Prozent das Jugendschwimmabzeichen in Bronze erlangen. Tatsächlich haben aber nur 82,9 das Seepferdchen und 69 Prozent das Bronzeabzeichen erreicht. Am Ende der sechsten Klasse sollten 95 Prozent der Schulkinder das bronzene Leistungsabzeichen erlangen, geschafft haben es jedoch nur 84 Prozent.

Rabe verwies darauf, vor allem Kinder in ärmeren Stadtteilen lernten in der Schule nicht das Schwimmen. „Während die beim Schulschwimmen erfolgreichen Schulen meist in wohlhabenden Stadtteilen liegen, liegen die weniger erfolgreichen Schulen meist in den ärmeren Stadtteilen. Die soziale Spaltung der Stadt lässt sich auch hier nicht leugnen“, betonte der SPD-Schulpolitiker. Beispielsweise könnten in Wilhelmburg rund 70 Prozent der Kinder nach Klasse vier noch nicht schwimmen. Umgekehrt erreichten in Volksdorf und Sasel rund 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler das Jugendschwimmabzeichen in Bronze.

Weiter schwierig ist, Begleitpersonen zu finden, die die Schulklasse zum Schwimmunterricht und wieder zurück bringen. „Verständlicherweise trauen sich viele Eltern nicht zu, 25 bis 30 Kinder auf dem Weg allein zu beaufsichtigen. In Folge sind vermehrt vierte Klassen ohne Aufsicht zum Schwimmunterricht unterwegs“, sagte Rabe.

Die SPD schlägt unter anderem vor, den Schwimmunterricht wieder auf ein ganzes Schuljahr zu verteilen, damit die Schülerinnen und Schüler mehr Lehreinheiten absolvieren können. So könnte möglicherweise kürzere aber mehr Einheiten angeboten werden. Ferner solle der Schwimmunterricht insbesondere an Schulen intensiviert werden, in denen die angestrebten Ziele beim Schulschwimmen weitestgehend verfehlt werden. Ferner sei es wünschenswert, Schwimmprojekte wie etwa „Schwimmen lernen in den Schulferien“ mehr als bisher zu fördern.

In einem Bürgerschaftsantrag fordert die SPD-Fraktion den Senat auf, eine Hamburger Schulschwimm-Offensive mit folgenden Punkten zu starten:

1. Sicherzustellen, dass bis zum Beginn des Schuljahres 2010 in jedem Stadtteil alle Hamburger Schulkinder am Ende der 6. Klasse schwimmen können, d.h. das bronzene Schwimmabzeichen erworben haben (Ausnahme: Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen).

2. Sicherzustellen, dass bis zum Schuljahr 2010 in jedem Stadtteil 90 Prozent der Hamburger Grundschulkinder am Ende der 4. Klasse schwimmen können, d.h. das bronzene Schwimmabzeichen erworben haben, mindestens jedoch alle Grundschulkinder das „Seepferdchen“ erreicht haben (Ausnahme: Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen).

3. Anzustreben, dass mehr Schülerinnen und Schüler das goldene Schwimmabzeichen erhalten.

4. Zusammen mit dem DLRG ein Konzept zu entwickeln, mit dem Ziel, dass mehr Kinder das Rettungsschwimmer-Abzeichen machen.

5. Ein Konzept zu erstellen, wie der Schwimmunterricht so gestaltet werden kann,
a. dass mehr Schülerinnen und Schüler das Schwimmen erlernen sowie
b. dass insbesondere Schülerinnen und Schüler in Kess 1 und Kess 2-Schulen gefördert werden, das Schwimmen zu erlernen.

6. Durch eine Bestandsaufnahmen bis Ende 2008 festzustellen, welche Schwimmfähigkeiten Hamburger Schülerinnen und Schüler haben und dabei anzugeben
a. wie viele Hamburger Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Jahrgängen welche Schwimmabzeichen und welche Schwimmfähigkeiten haben
b. die Kapazitäten der Hamburger Schwimmbäder daraufhin zu überprüfen, dass o.g. Ziele erreicht werden.

7. Die Begleitung der Grundschulkinder zu den Schwimmbädern zu optimieren.

8. Für eine ausreichende Betreuung in den Umkleidekabinen zu sorgen.

9. Die Hamburger Lehrschwimmbecken zu erhalten.

10. Der Bürgerschaft bis Ende 2008 über die Erfahrungen der Neuordnung des Schulschwimmens zu berichten sowie eine Folgeabschätzung der Auslagerung des Schulschwimmens zur Bäderland GmbH vorzulegen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.