NoBNQ bietet „Alles oder Nichts“!

Es mutet vielleicht etwas martialisch an, ist aber durchaus ernst gemeint: Um künftige Auseinandersetzungen auf der Straße zu vermeiden, bietet die Interessengemeinschaft „NoNBQ“, die sich gegen die geplante Umgestaltung des Bernhard-Nocht-Quartiers wendet, dem potenziellen Investor einen alles entscheidenden sportlichen Wettkampf an. Die Anwohner fordern die Investoren zu einem Boßel-Turnier heraus – wer gewinnt, bestimmt die Zukunft des Viertels.

Das ist die schriftliche Herausforderung von „NoBNQ“:

Sehr geehrte Köhler & von Bargen OHG,

Sportsgeist, Fairness und Risikobereitschaft – zählt das noch was in der Hansestadt? Hiermit fordern wir, die Interessengemeinschaft NoBNQ, Sie, die aktuellen Besitzer des „Bernhard-Nocht-Quartiers“, zum Boßeln heraus. Der Wettbewerb findet am Sonntag, den 23. Januar statt. Das Turnier beginnt im Gängeviertel, geht einmal quer durch die Stadt und endet in der Bernhard-Nocht-Straße mit einem Grünkohlessen in der Volxküche der Hafenstraße.

Die Einsätze:

– Sollten wir, die Interessengemeinschaft NoBNQ, unterstützt von Läden, Kneipen und Kaschemmen aus der Nachbarschaft und Freunden aus dem „Recht auf Stadt“-Netzwerk, gewinnen, verkaufen Sie uns das gesamte Gelände des „Bernhard-Nocht-Quartiers“ zum Einkaufspreis abzüglich der bisher von Ihnen verursachten Schäden.

– Sollten Sie, die Köhler und von Bargen OHG, das Turnier gewinnen, helfen wir den neuen Nachbarn und Eigentumswohnungsbesitzern, sich in die Nachbarschaft zu integrieren.

Sie denken vielleicht, wir scherzen. Wir können Ihnen versichern: Das ist nicht der Fall. Uns ist überhaupt nicht zum Spaßen zumute. Denn wir sind täglich Zeugen der von Ihnen betriebenen Abrisspolitik auf St. Pauli.

Wir sind darüber hinaus Zeugen ihres Wortbruchs: So hatten Sie noch 2009 in Ihrer „Informationsveranstaltung“ in der St. Pauli Schule angekündigt, jeder Mieter bekomme eine Umsetzwohnung angeboten und könne später in seine renovierte Wohnung zurückkehren. Die damals anwesenden rund 250 Projektgegner haben das ganz genau gehört – ebenso wie der Politiker Andy Grote und der Bezirksamtsleiter Markus Schreiber. Zur Bekräftigung schrieben Sie das Gleiche in eine „einseitige Verpflichtungserklärung“ und schickten diese der Presse.

Doch nun heißt es: Rausschmiss. Mit allen Mitteln. Im Advent lässt der Bagger in der „Pension Flehmig“ die Wände erzittern. Das denkmalwürdige Haus von 1830: seit zwei Wintern ohne Dach. Und plötzlich heißt es: Einsturzgefahr. Herr Flehmig, Pächter der Pension seit den 50er Jahren, und die pflegebedürftige Dame, um die er sich gekümmert hat: sofort raus. So sparen Sie sich jahrelanges Prozessieren. Abfindung: keine. Nun geht es den Mieterinnen in der Bernhard-Nocht-Straße 65 a/b an den Kragen: Kündigung, so hören wir, zum 31. Januar. Umsetzwohnung: Fehlanzeige.

Uns drängt sich der Eindruck auf, Sie wollten die Gunst der Stunde nutzen und in diesem politischen Schwebezustand eines handlungsunfähigen Senats auf kostengünstige Weise Tatsachen schaffen. Ein derartiges Vorgehen wird eine friedliche und einvernehmliche Lösung hier im Viertel unmöglich machen.

Doch so einfach, wie Sie sich das jetzt vorstellen, wird das nicht ablaufen.

Dies ist ein Angebot, wie Sie sich ohne Gesichtsverlust aus der Affäre ziehen können: Treten Sie zum Boßelturnier an.

Bitte teilen Sie uns bis Mittwoch, 13. Januar schriftlich mit, ob Sie bereit sind, unter Annahme dieser Bedingungen teilzunehmen und das Reglement des Urban Boßeling zu akzeptieren. Die Entscheidungen der Schiedsrichter sind nicht anfechtbar. Mit Ihrer Zusage tritt ein Moratorium in Kraft: Alle Kündigungen werden rückgängig gemacht und sämtliche Abrissarbeiten eingestellt, bis die Spielentscheidung gefallen ist.

Mit sportlichen Grüßen

NoBNQ

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