HafenCity: Vom Langeweile- zum Vorzeigeobjekt?

Die Welt meldet heute, dass der Senat in zwei bis drei Monaten einen neuen „Masterplan HafenCity“ vorlegen werde. Es gebe Unzufriedenheit über die gegen¬wärtige Entwicklung dieses neuen Quartiers, das „zu wenig lebendig, zu wenig und zu teuer Wohn¬raum biete und viel zu stark als Standort für hochpreisige Büroflächen ausgerichtet sei“. Stadtent¬wicklungssenatorin Anja Hajduk wird mit diesen Worten zitiert: „Die Hafencity wollen wir weiter zu einem städtebaulichen und ökologischen Vorzeigeprojekt entwickeln.“

Dr. Joachim Bischoff, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, erklärt dazu: „Wer auch nur einen Bummel durch die HafenCity unternimmt, erkennt auf den ersten Blick, wie unwirtlich dieser neue Stadtteil wirkt, und das nicht erst seit gestern! Von Anfang an hat der Senat – jenseits aller politischen Mitwirkungsstrukturen auf Bezirks und Bürgerschaftsebene – ein Konzept verfolgt, mit dem er einige vorgebliche ‚architektonische Highlights‘ in die Welt setzt. Von der völlig aus dem Ruder gelaufenen Elbphilharmonie bis zu einem geradezu obszönen „Millionärsturm“, die vielleicht vorübergehend Besucherscharen anziehen, die aber mit einem lebenswerten Quartier nicht das Geringste zu tun haben.“

Mehr Schein als Sein ist die Maxime gewesen. Zugleich ist hier ein Stadtteil entstanden, der auf Grund der Vorgaben und Grundstückspolitik nichts anderes als ein langweiliges Reichen- und Büro¬quartier ist. Und das, obwohl der Senat großspurig verkündet, gegen die voran schreitende Soziale Spaltung in der Stadt aktiv zu werden und obwohl über eine Million Quadratmeter Büroraum bereits leer stehen. Wie schädlich diese Entwicklung ist und wie teuer sie die SteuerzahlerInnen kommt, zeigt sich nicht nur an der – gemessen an der Ausgangsplanung – drei bis vier Mal so kostspieligen Elbphilharmonie. Es erweist sich jüngst auch in der Anordnung, dass das Bezirksamt Hamburg-Mitte vom Klosterwall in die HafenCity umziehen muss. Ohne Not werden damit jährlich drei Mio. Euro jährlich aus dem Fenster geworfen, weil die zukünftige Miete das Bezirksamt statt wie bisher acht Euro nunmehr 15 Euro betragen wird. So bezahlen wir die Fehlentwicklungen gleich doppelt: Erst eine an dem Bedarf der Stadt und der Ausrichtung einer modernen, gemischten Metropole vorbeige¬henden Planung, dann noch einmal über die erhöhten (Büro-)Mieten.

Wenn jetzt ein neuer Masterplan vor allem für den östlichen Bereich der Hafen-City in Szene gesetzt wird, zeigt dass, wie sehr das westliche, bisher entstandene Areal als bereits abgeschriebenes Nega¬tiv-Beispiel gelten darf. Doch trotz aller vollmundigen Ankündigungen, zumindest für den verbleiben¬den Teil eine andere soziale Mischung durch genossenschaftliche und Sozialwohnungsplanungen anzuvisieren, bleibt Skepsis angesagt. Denn solange der Senat und die von ihm beauftragte Hafen¬City GmbH diese Riesenfläche als Vorbehaltsgebiet betrachten und gestalten, bleibt die Entwicklung dem städtebaulichen Diskurs und der politischen Mitwirkung durch die Bezirksversammlung und die Bürgerschaft nahezu vollkommen entzogen. Das gehört sich nicht für eine demokratische Metropole der Gegenwart.

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