Gebraucht werden 61.000 Unterschriften

Heute, um 10.30 Uhr, hat die Volksinitiative „Eine Schule für Alle“ das Volksbegehren im Hamburger Rathaus angemeldet. Diesmal muss es den Mitgliedern gelingen, im Zeitraum vom 19. September 2008 bis zum 9. Oktober 2008 rund 61.000 gültige Unterschriften zu sammeln.

„Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen, weil wir große Unterstützung seitens der Gewerkschaften und vieler Schulen haben“, meint GEW-Chef Klaus Bullan, einer der Sprecher.
Während des letzten Bürgerschaftswahlkampfes hat die Volksinitiative in ihrem ersten Schritt über 15.000 Unterschriften in kürzester Zeit gesammelt.

Damals bestimmte die bildungspolitische Auseinandersetzung das Konzept der CDU. Ihr sogenanntes 2 Säulen-Modell stand dem Konzept „9machtklug“ der GAL gegenüber, die im Übrigen die Volksinitiative aktiv unterstützt hat.

Nun liegt ein Schwarz-Grüner Koalitionsvertrag vor, in dem die Hauptziele der Initiative, nämlich Chancengleichheit durch gemeinsames Lernen bis Klasse 10 ohne Abschulen und Sitzenbleiben, keine Berücksichtigung finden, denn er sieht ab dem Schuljahr 2010 lediglich die Einführung der 6-jährigen Primarschule vor.

„Dieses neue Schulmodell greift in unseren Augen zu kurz, weil es das 2-Klassen-System nun nach Klasse 6 installiert. Dies lehnen wir grundsätzlich ab, denn warum sollte sich die Entscheidung über den weiteren Schulverlauf im Alter der Pubertät – und dann allein von der Primarschule getroffen – als gerechter und zielführender herausstellen?“, befindet Karen Medrow-Struß, Sprecherin der Volksinitiative.

„Unsere große Befürchtung ist zudem, dass wir durch die Koppelung der Primarschulen an Gymnasien dann sogar schon mit der Einschulung eine soziale Selektion erleben werden“, urteilt auch Simon Völker, SchülerInnenkammer-Vertreter und ebenfalls Sprecher der Volksinitiative.

„Dieses Modell führt dazu, dass die Eltern nur mit der Wahl der Grundschule darüber befinden können, wohin der Weg ihres Kindes gehen soll. Das ist schwierig. Deshalb bieten wir den Eltern unseren Weg an, nämlich den des verlässlichen, längeren Lernens in einer Schule, die jedes Kind bis Klasse 10 im selben Klassenverband lässt und dort individuell fördert“, meint Karen Medrow Struß. –
Die Volksinitiative „Eine Schule für Alle“, ist ein breites Bündnis von Eltern, Lehrern, Erziehern und an Bildung interessierten Hamburger BürgerInnen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Hamburger Schulen zu verbessern. Sie fordert Förderung statt Auslese, gemeinsames Lernen statt Ausgrenzung, eine ausreichende Ausstattung der Schulen und das Offenstehen aller Schulabschlüsse für alle Kinder, also unabhängig von sozialer Herkunft. Dabei dient das Skandinavische Schulmodell als Vorbild. Der Kern ist also „Eine Schule für Alle“.

Die erste Phase des Volksentscheids ist abgeschlossen: Am 7. Januar 2008 konnten 15.550 Unterschriften der Verwaltung im Hamburger Rathaus übergeben werden. Da nicht von vornherein davon auszugehen ist, dass die Bürgerschaft positiv auf den Antrag reagiert, bereitet die Initiative bereits jetzt – gewissermaßen vorbeugend – den nächsten Schritt, also die Durchführung eines Volksbegehrens vor, das vom 19. September 2008 bis zum 9. Oktober 2008 geplant ist. Die Hürde des Volksbegehrens ist dabei höher als im ersten Schritt, denn es gilt diesmal als zustande gekommen, wenn es von einem Zwanzigstel der Wahlberechtigten unterstützt wird, das entspräche rund 61.000 Stimmen. Die Initiative ist optimistisch auch diese zweite Stufe des Verfahrens zu schaffen.

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