Dem Ehrenbürger zum Geburtstag

Je länger sie nicht mehr aktiv Politik machen, desto mehr Wertschätzung genießen sie: Das ging schon vielen Sozialdemokraten so. Zum Geburtstag von Hamburgs Ehrenbürger Helmut Schmidt, der morgen, am 23.12.2008, 90 Jahre alt wird, gratuliert der Vorsitzende der Hamburger SPD, Ingo Egloff, im Namen der Partei. Wir dokumentieren.

„Staatsmann, Weltökonom, „Schmidt-Schnauze“, Ehrenbürger, Bundeskanzler a.D. – aber vor allem ist er ein Sohn unserer Stadt. Helmut Schmidt wird am 23. Dezember 90 Jahre alt. Für die Hamburger SPD ist dies ein ganz besonderer Tag.

Hamburg sollte immer der Lebensmittelpunkt des 1918 in Barmbek geborenen Staatsmannes Helmut Schmidt bleiben. Sein Wirken für Hamburg und seine Bedeutung für die Bundesrepublik Deutschland sind von unschätzbarem Wert.

Noch heute holen sich viele Politiker den Rat und den Sachverstand von Helmut Schmidt ein, bevor sie sich dem politischen Tagesgeschehen zuwenden, in dem die Schlagzahl der Entscheidungen, die zu treffen sind, sehr hoch ist.

An einer Stelle – in noch jüngeren Jahren – irrte Schmidt jedoch in seiner Einschätzung. Dieser Irrtum sollt sich aber als Glücksfall herausstellen: Nach seinem Abitur stellte sich Schmidt nach eigenen Aussagen „innerlich auf den Beruf des Städtebauers, auch des Architekten“ ein. Es kam, wie wir wissen, anders: 1946 wurde er Mitglied der SPD, und 1947/1948 war er Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS). 1953 wurde Helmut Schmidt erstmals in den Bundestag gewählt. Ab 1957 war er Mitglied des Fraktionsvorstands und galt nicht nur wegen seiner rhetorischen Begabung bald als einer der profiliertesten Vertreter der jüngeren Generation im Bundestag.

Für uns Hamburgerinnen und Hamburger bleibt Helmut Schmidts Leistung als Krisenmanager bei der Sturmflutkatasrophe 1962 in unvergesslicher Erinnerung. Mit Führungsstärke und Tatkraft hat er als damaliger Polizeisenator Rettungs- und Hilfemaßnahmen organisiert, die etlichen Menschen das Leben gerettet und das Leid vieler Tausend Menschen gelindert haben. Weil er nicht bürokratisch danach fragte, ob der Einsatz von Soldaten der Bundeswehr und alliierter Streitkräfte zur Bekämpfung dieser Katastrophe eindeutig verfassungsgemäß war oder nicht. Weil er beherzt handelte. Durch seine Tatkraft und Festigkeit hat er in der Stunde der Not bei den arg gebeutelten Menschen in Hamburg Vertrauen geschaffen.

Schmidts Kanzlerschaft von 1974-82 hat ihm alles abverlangt, was ein Staatsmann mitbringen muss. Helmut Schmidt ist ein Macher, der sich von seinen Überzeugungen nicht hat abringen lassen – auch nicht von der eigenen Partei. Und auch Unfrageergebnisse oder Stimmungen haben ihn nicht beeindruckt, er stand immer für seine Überzeugungen. Er kämpfte für die heftig umstrittenen Notstandsgesetze und den von ihm mit initiierten NATO-Doppelbschluss, als Hunderttausende auf die Straße gingen und dagegen protestierten. Beides Themen, die die SPD vor Zerreißproben stellte. Aber der Macher setzte sich durch.

Helmut Schmidt ist ein Politiker, der die innere Freiheitlichkeit der Bundesrepublik Deutschland verteidigt hat, als sie der blutige Terror der RAF im Herbst 1977 herausforderte. Und er tat dies unter Einsatz seines Amtes.
Schmidt hat 1978, also mitten im Kalten Krieg , das Europäische Währungssystem EWS geschaffen. Damals war es ein mutiger Schritt, seiner Zeit weit voraus. Viele haben ihn schlicht nicht verstanden. Heute wissen wir: Dieser Schritt führte uns Jahrzehnte später zur europäischen Gemeinschaftswährung, dem Euro.

Als Direktkandidat des Wahlkreises Bergedorf gehörte Helmut Schmidt noch bis 1987 dem Deutschen Bundestag an. Auf dem SPD-Parteitag in Essen verabschiedete er sich im Mai 1984 aus der Parteispitze, blieb ihr aber in wohlwollend-distanzierter Position verbunden.

Für uns bleibt er als Kanzler des Volkes, als sachkundige Führungsperson und als hervorragender Krisenmanager in Erinnerung – und als ein großer, international angesehener Weltpolitiker, der 1918 in Barmbek geboren wurde.

Ich wünsche ihm und seiner Frau Loki alles Gute, beste Gesundheit und noch viele spannende und ereignisreiche Jahre.“

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