ABC und Stay Alive bald in der Virchowstraße

Die Bezirksversammlung Altona hat den Umzug der Suchthilfeeinrichtungen ABC und Stay Alive in die Virchowstraße 15 einstimmig befürwortet. In ihrem Beschluss haben sich die Fraktionen von CDU, SPD, GAL, FDP und Die Linke dafür ausgesprochen, die beiden Beratungsstellen bei der Erfüllung des gesetzlichen Anspruchs von suchtkranken Menschen auf gesundheitliche Hilfe und soziale Integration am Standort Virchowstraße zu unterstützen. Bei einigen Anwohnern regt sich Widerstand.

„Über den Beschluss im Bezirk freuen wir uns sehr,“ sagt Christine Tügel, Vorstand von Jugendhilfe e.V.. Damit werde der Notwendigkeit Rechnung getragen, suchtkranken Einwohnern Altonas und angrenzender Stadtteile ein lebenswertes Leben ohne illegale Suchtmittel zu ermöglichen – in modern ausgestatteten Räumen mit qualifizierter Beratung, Ausstiegs- und Eingliederungshilfen, ärztlicher Behandlung, hygienischen Drogenkonsumräumen sowie Lebenshilfen und –training. Die zur Zeit noch genutzten Räume in der Großen Bergstraße und der Davidstraße würden für eine optimale Versorgung nämlich nicht mehr ausreichen.

Beschlossen wurde von der Bezirksversammlung auch die Entwicklung eines Konzeptes zur Prävention von Beschaffungskriminalität und Drogenhandel im Umfeld der beiden Einrichtungen unter Mitwirkung von Jugendhilfe e.V., Polizei und Bezirksamt. Darüber hinaus wird ein Runder Tisch mit Anwohnern, einem Amtsvertreter, einem Vertreter der Bezirksversammlung, einem Sachverständigen aus dem Suchtbereich, Polizei und Jugendhilfe e.V. eingerichtet, an dem aktuell auftretende Fragen oder Probleme besprochen und gelöst werden können. Christine Tügel: „ Wir tragen diese Entscheidung aktiv mit und werden alles tun, um sie wirkungsvoll umzusetzen. Für Anregungen von Anwohnern sind wir jederzeit offen.“

Zum Streit um die Drogenhilfeeinrichtung sagt der Paritätische:

Der PARITÄTISCHE fordert mehr Toleranz gegenüber suchtkranken Menschen

Als alarmierendes Signal und große Gefahr für den Zusammenhalt der Gesellschaft bezeichnet der PARITÄTISCHE Hamburg die Diskussion um die Umzugspläne der Drogenhilfeeinrichtung Stay Alive in die Virchowstraße nach Altona. Es sei bedenklich, dass sich immer wieder Nachbarn in Bürgerbegehren zusammenschließen, um die Ansiedlung von Einrichtungen für Kinder, Jugendliche oder suchtkranke Menschen zu verhindern. Der Verband fordert mehr Toleranz gegenüber den Betroffenen.

„Wir dürfen suchtkranke Menschen nicht ausgrenzen, sondern haben die soziale Verantwortung, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Wir müssen den Menschen eine Chance geben, die in Einrichtungen wie Stay Alive Beratung und Unterstützung beim Ausstieg aus der Sucht suchen“, sagt Joachim Speicher, Geschäftsführer des PARITÄTISCHEN Hamburg.

Es sei verständlich, dass Eltern Angst davor hätten, dass ihre Kinder mit Drogen, Alkohol und Kriminalität konfrontiert oder sogar damit in Berührung kommen. „Um sie davor zu schützen, müssen wir sie in den Familien und Schulen stärken und aufklären“, so Speicher weiter. „Wir wissen aus unseren Einrichtungen der Suchtarbeit und Drogenhilfe, dass Kinder und Jugendliche ihre ersten Begegnungen mit Rauschgiften und Alkohol in Diskotheken, im Freundeskreis, in Kneipen, aber auch in den eigenen Familien erleben. Dass sie im Umfeld von Drogenberatungsstellen erste Erfahrungen mit Drogen oder Alkohol machen, ist eine durchaus verbreitete, aber paradoxe Vorstellung.“

Der Verein Jugendhilfe e.V. und der Bezirk nehmen die Sorgen der Nachbarn, Eltern und Ladenbesitzer ernst. Daher hat die Bezirksversammlung Altona gestern Abend nicht nur beschlossen, die Ansiedlung der Einrichtung zu unterstützen, sondern auch einen Runden Tisch einzurichten, um Fragen der Anwohner zu beantworten und deren Sorgen zu nehmen. Darüber hinaus werden das Bezirksamt, der Träger Jugendhilfe e.V. und die Polizei gemeinsam ein Konzept zur Prävention von Beschaffungskriminalität und Drogenhandel im Umfeld der Einrichtung entwickeln.

Jugendhilfe e.V. ist ein anerkannter und erfahrener Träger in Hamburgs Suchtkrankenhilfe. Der Verein arbeitet seit 40 Jahren in Hamburg erfolgreich in der Beratung, Betreuung, Behandlung und Therapie von drogenabhängigen Menschen.

DIE GAL meint: Unterstützung aus allen Fraktionen

Die Suchtberatungsstelle Stay Alive und das Assessment- und Behandlungscenter des Jugendhilfe e.V. planen in die Altonaer Altstadt umzuziehen. Beide betreuen ca. einhundert suchtkranke Klienten. „Alle Fraktionen der Bezirksversammlung stimmten der Ansiedlung von Stay Alive in der Altonaer Altstadt zu,“ sagt Gesche Boehlich, Fraktionsvorsitzende der GAL in der Bezirksversammlung Altona, „die suchtkranken Menschen brauchen gesundheitliche Hilfe und müssen integriert werden. Wir in Altona stellen uns der Verantwortung.“

Der Umzug von Stay Alive war notwendig geworden, weil die bisher genutzten Räumlichkeiten in St. Pauli nicht mehr ausreichten. „Wir können die Ängste der Anwohner in der Virchowstraße verstehen,“ sagt Boehlich, „daher werden zahlreiche Maßnahmen getroffen.“ Die Ansiedlung in Altona stellten die Fraktionen unter die Bedingungen, dass bauliche Veränderungen vorgenommen werden und es zu einer Einfriedung des Hofgeländes kommt. Etwa fünfunddreißig Mitarbeiter werden einzig in der Woche maximal einhundert Suchtkranke betreuen.

Wir haben uns darüber hinaus für die Einrichtung eines Runden Tisches aus Trägerverein und Anwohnern, Polizei und Bezirksamt, Bezirksversammlungsvertretern und Sachverständigen ausgesprochen, um den Bedenken der Bevölkerung Rechnung zu tragen,“ sagt Gesche Boehlich, „wir werden regelmäßig über den Fortgang der Umsiedlung von Stay Alive und über den Beratungs- und Behandlungsbetrieb informiert werden. Im Falle von Besch