Angesichts der Auftragslage und der guten wirtschaftlichen Situation bei Airbus warnen die IG Metall Küste und der Airbus-Gesamtbetriebsrat vor der Umsetzung von wesentlichen Punkten von Power8. „Airbus ist in seiner heutigen Struktur hoch effizient und erfolgreich. Leider kann man dies von den Po-wer8-Plänen nicht sagen“ kritisierte Jutta Blankau, Bezirksleiterin der IG Metall Küste, heute auf einer Pressekonferenz in Hamburg.
Die Arbeitnehmervertreter legten eine Zwischenbilanz in der Auseinandersetzung mit dem Airbus-Management zu Power8 vor. Mit vielen Aktivitäten wie spontane Arbeitsniederlegungen, nationale und europäische Aktionstage, vielen betrieblichen Aktionen haben die Belegschaften bewiesen, dass sie gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall bereit sind, für die Zukunft von Standorten und Arbeitsplätzen zu kämpfen.
In der seit nunmehr über neun Monaten andauernden Auseinandersetzung haben wir schon einiges erreicht:
– der Standort Hamburg wird Single Aisle Zentrum für Airbus; die Flügelausrüstung bleibt in Bremen; der Bereich Rumpf/Kabine wird verantwortlich aus Deutschland geleitet;
– betriebsbedingte Kündigungen sind durch den Tarifvertrag „SiduFlex“ bis 2012 ausgeschlossen;
– der Standort Buxtehude steht nicht mehr zum Verkauf;
– die derzeitige Arbeitsaufteilung der A380 bleibt;
– Deutschland wird zu 35% an der Arbeitsaufteilung der A350XWB beteiligt.
„Dies war nur möglich durch die Aktionsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen aus allen Airbus-Standorten und mit großer Unterstützung durch Politik und Öffentlichkeit“, so Rüdiger Lütjen.
Airbus ist kein Sanierungsfall! Airbus hat eine hervorragende Zukunft. In den letzten Jahren wurden Millionen € in die gesamte Luftfahrtindustrie und in die Airbusstandorte investiert, auch mit politischer Unterstützung und Steuergeldern.
Dennoch will das Airbus Management 10.000 Stellen, davon 3455 Stellen in Deutschland, abbauen und die Airbusstandorte Varel, Nordenham und Laupheim (mit den Beschäftigten) verkaufen. „Dies wird auch weiterhin auf den Widerstand der Beschäftigten und der Arbeitnehmervertreter stoßen“ so Jutta Blankau (IG Metall Bezirksleiterin Küste)
Nach wie vor ist weder der wirtschaftliche Vorteil der Standortveräußerungen vom Airbus-Management belegt, noch ist der geplante Personalabbau in den Overhead – Bereichen mit den als Begründung he-rangezogenen „Benchmarks“ nachvollziehbar dargestellt worden. Die jüngsten Verkaufserfolge zu dem bereits heute stattlichen Auftragsbestand lassen die Summe auf über 260 Milliarden € anwachsen. „Dieses ernorme Auftragsvolumen und die Zeitpläne dahinter lassen keinen Personalabbau zu, die Flugzeuge müssen ja auch alle gebaut werden“ so Rüdiger Lütjen. Bis heute ist das Airbus-Management nicht in der Lage zu sagen, auf welche Leistung es verzichten will.
IG Metall Küste und Gesamtbetriebsrat werden weiterhin für den Verbleib der Airbusstandorte Varel, Nordenham und Laupheim im Airbusverbund sowie gegen den geplanten Personalabbau streiten. Wir treten entschieden dafür ein, dass die Wertschöpfung der A350XWB auch in den deutschen Airbusstandorten ankommt.
Bevor das Airbus-Management aus ideologischen Gründen dennoch die Standortverkäufe oder Partnerschaften vorantreibt und damit Fakten schafft, die langfristig negative Auswirkungen auf die Standorte und Belegschaften haben, ist es unsere Pflicht rechtzeitig wesentliche Anforderungen an die möglichen Investoren und an Airbus zu stellen. Dazu gehören u.a. eine langfristige Arbeitsplatz- und Standortgarantie sowie eine direkte Beteiligung von Airbus an den Standorten, das Bewahren der arbeits- und sozialrechtlichen Standards und die Fortführung der tariflichen Regelungen.
Dies ist aus unserer Sicht nur zu erreichen, wenn die betroffenen Standorte an den neuen Programmen und Technologien (z.B. A350XWB und dem Nachfolger der heutigen A320 Familie) beteiligt werden, eine Laufzeitgarantie von Airbus für die Herstellung der bestehenden Arbeitspakete über die gesamte Lebensdauer in den heutigen Programmen gegeben wird sowie ein finanzstarker, industrieller Investor ein Konzept vorlegt, das eine langfristige Zukunftsperspektive für die Standorte bietet.
„Airbus ist und bleibt in der Verantwortung für alle Beschäftigten und alle Werke!“ so Lütjen. Louis Gallois hat gesagt, dass Ausgliederungen nur realisiert werden, wenn ein wirtschaftlicher und industrieller Vorteil für Airbus nachgewiesen werden kann. „Daran werden wir ihn und das Airbus-Management messen“, so Lütjen weiter. Zum derzeitigen Kenntnisstand sieht die Interessenvertretung den von Louis Gallois argumentierten wirtschaftlichen Vorteil an keiner Stelle.
Jutta Blankau, die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, fordert eine aktivere Rolle der Politik zur Sicherung der deutschen Interessen für eine starke Luft- und Raumfahrtindustrie.
Eine vom Gesamtbetriebsrat in Auftrag gegebene wirtschaftliche Untersuchung bei Airbus Deutschland habe eindeutig die Wettbewerbsfähigkeit von Airbus gegenüber Boeing belegt. Die Finanzkraft von EADS sei nach wie vor hervorragend trotz der erheblichen Belastungen bei Airbus, die für 2006 auf über 4 Mrd. € beziffert wurden. EADS verfüge über eine enorme Nettoliquidität, deren mittel- und lang-fristige Gefährdung bisher nicht nachvollziehbar sei. Bezogen auf wirtschaftliche Fundamentaldaten sei EADS eine erheblich solidere Investition als Boeing. „Ob bezüglich Eigenkapital, EBIT-Quote oder Forschung und Entwicklung – Airbus ist solide aufgestellt. Wir sollten uns fragen, ob Airbus nicht dem falschen Modell hinterherläuft“, so Lütjen.
Die Präsentation kann ab 12.00 Uhr auf der Metaller-Homepage www.igmetall-kueste.de abgerufen werden.