Zahnärzte-Test: Ein Drittel durchgefallen

„Wenn Sie diese Zahnlücke nicht behandeln lassen, fallen Ihnen bald alle Zähne aus!“ Die Verbraucherzentrale hat Sprüche wie diesen nachgeprüft: Von 30 Hamburger Zahnärztinnen und Zahnärzten berieten nur vier sehr gut oder gut, elf fielen ganz durch.

Das ist das Ergebnis eines Tests der Verbraucherzentrale Hamburg. Je zweimal gab es sehr gut und gut, siebenmal befriedigend, achtmal ausreichend und elfmal ungenügend.

Eine Patientin mit Zahnlücke hatte im Herbst 2012 in drei Hamburger Stadtteilen je zehn Zahnärzte aufgesucht, um sich untersuchen und beraten zu lassen. Die Befunde bewertete die Verbraucherzentrale mit Hilfe dreier Referenzzahnärzte nach anerkannten Fachkriterien, insbesondere: Aufklärung über Behandlungsrisiken, wirtschaftliche Aspekte, Materialwahl beim Zahnersatz und Beachtung der individuellen Wünsche der Patientin.

Die Ergebnisse zeigen nach Auffassung der Verbraucherzentrale nicht nur Mängel in der zahnärztlichen Beratung, sondern weisen auch auf Systemfehler hin. So fehlten offizielle Leitlinien, wie eine gute Erstuntersuchung auszusehen hat, und die Heil- und Kostenpläne seien häufig für einen Angebotsvergleich ungeeignet.

Nach Stadtteilen erreichten die Zahnärzte in Rotherbaum die Durchschnittsnote befriedigend, in Wilhelmsburg ausreichend und in Poppenbüttel ungenügend. Es bestätigte sich die Vermutung, dass in „reichen“ Stadtteilen eher teurere Behandlungen empfohlen werden als in „armen“. Obwohl die Patientin nicht den ausdrücklichen Wunsch zur Schließung der Zahnlücke äußerte und diese auch nicht medizinisch indiziert war, rieten in Poppenbüttel acht von zehn Zahnärzten, die Zahnlücke mit Implantat oder Brücke zu schließen. Zitat eines Arztes: „Wenn Sie diese Zahnlücke nicht behandeln lassen, fallen Ihnen bald alle Zähne aus!“ Dagegen schnitt Poppenbüttel bei der Kariesdiagnostik relativ am besten ab. In dem „armen“ Stadtteil Wilhelmsburg erreichte ein Zahnarzt die Bestnote. Zudem waren die Wilhelmsburger Zahnärzte in der allgemeinen Beratung zum Zahnersatz etwas besser als die Poppenbütteler.

Die Verbraucherzentrale fordert von der Zahnärzteschaft erstens Leitlinien zur Erstuntersuchung, Diagnose, Aufklärung und Behandlung, zweitens Indikatoren zur Überprüfung der Qualität von Untersuchung, Aufklärung und Behandlung, und drittens die Ermittlung und Berücksichtigung der Patientenpräferenzen.

Die Untersuchung ist veröffentlicht unter www.vzhh.de.

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