Winterfahrplan: Weniger Züge

Anlässlich des Fahrplanwechsels bei der Deutschen Bahn kritisiert Robin Wood die Streichung von Zugverbindungen und die zum Jahreswechsel angekündigten Preiserhöhungen. Bahn und Verkehrspolitik müssten dafür sorgen, mehr Verkehr zu fairen Preisen auf die Schiene zu bringen. Protestaktionen sind auch in Hamburg vorgesehen.

Zum 10. Dezember findet bei der Deutschen Bahn der jährliche Fahrplanwechsel statt. Der geplante Börsengang der Bahn wirft seine Schatten bereits voraus: Trotz Rekordgewinnen des Konzerns sollen Anfang 2007 die Fahrpreise im Nahverkehr um 3,9 Prozent und im Fernverkehr sogar um 5,6 Prozent steigen. Damit liegen die Erhöhungen klar über dem Anstieg der Mehrwertsteuer.

„Offenbar sollen die Bahnkunden tief in die Tasche greifen, damit Bahnchef Mehdorn eine attraktive Bilanz für die Börse präsentieren kann“, kommentiert Jürgen Mumme, Verkehrsreferent bei der Umweltorganisation Robin Wood.

In einer repräsentativen Umfrage von EMNID hatten sich im November 71 Prozent der Befragten für den Verbleib der Deutschen Bahn in öffentlichem Besitz ausgesprochen. Das ist nicht verwunderlich, schließlich hätte ein Börsengang der Bahn neben erhöhten Preisen noch weitere Nachteile: Chaos durch nicht aufeinander abgestimmte Fahrpläne und Tarife verschiedener Anbieter, noch mehr Verspätungen und die Streichung von Verbindungen. Zudem würde der Klimaschutz torpediert.

Ein Gutachten im Auftrag der Bundesregierung hatte ergeben, dass ein Börsengang den Verkehrsanteil der umweltfreundlichen Bahn am gesamten Verkehrsaufkommen senken und den Ausstoß klimaschädlicher Gase steigern würde. Dennoch soll Bundesverkehrsminister Tiefensee bis Ende März ein Privatisierungsgesetz erarbeiten. „Das ist gegen jede Vernunft und gegen den erklärten Willen der Bevölkerung“, kritisiert Mumme. Dieser Auftrag ist jedoch noch keine Entscheidung für den Börsengang; darüber wird der Bundestag erst im Sommer nächsten Jahres entscheiden.

Besonders bedroht von einem Börsengang sind Intercity-Verbindungen und der Regionalverkehr. Zu befürchten sind weitere Streichungen mit der Folge, dass vor allem mittlere und kleinere Orte schlechter mit der Bahn zu erreichen wären.

Verkehrsminister Tiefensee forderte im Zusammenhang mit den steigenden Ticket-Preisen, die Bahn müsse alles tun, um einen Zusammenhang zwischen Teilprivatisierung und zusätzlicher Belastung der Kunden zu widerlegen.

Dieser Zusammenhang ist nach Ansicht von Robin Wood, Mitglied im Bündnis „Bahn für Alle“, jedoch nicht zu leugnen: „Eine privatisierte Bahn hat vor allem die Rendite im Blick. Wer mehr Verkehr zu fairen Preisen auf die Schiene bringen will, muss dafür sorgen, dass die Bahn in öffentlicher Hand bleibt und nicht an branchenfremde Konzerne verhökert wird“, fasst Mumme zusammen. „Die Abgeordneten sollten den Willen der Bevölkerung umsetzen und im Sommer gegen den unsinnigen Börsengang stimmen.“

Das Bündnis „Bahn für Alle“ wird getragen von Attac, ROBIN WOOD, BUND, „Bürgerbahn statt Börsenbahn“, „Bahn von unten“, UMKEHR, den NaturFreunden Deutschlands sowie dem VCD Brandenburg und setzt sich ein für eine verbesserte Bahn in öffentlicher Hand.

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