Der Hamburger Landespflegeausschuss (LPA) unterstützt eine Entbürokratisierung der Pflegedokumentation, damit mehr Zeit für die Pflege und Betreuung von pflegebedürftigen Menschen zur Verfügung steht.
Eine spezielle Arbeitsgruppe soll die flächendeckende Einführung einer vereinfachten Pflegedokumentation in Hamburg koordinieren und begleiten. In der Arbeitsgruppe werden die Verbände der Leistungsanbieter, die Landesverbände der Pflegekassen, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung und die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz vertreten sein.
„Eine einfachere Pflegedokumentation wird dazu beitragen, dass Pflegekräfte künftig mehr Zeit für die direkte Betreuung der ihnen anvertrauten Menschen haben“, so Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. „In die auf Bundesebene entwickelte vereinfachte Pflegedokumentation sind bereits Elemente aus dem Konzept eingeflossen, das in Hamburg erarbeitet wurde. Deshalb ist es konsequent, dass sich der Hamburger Landespflegeausschuss weiter bei der bundesweiten Einführung engagiert.“
Durch die vereinfachte und auch im Ansatz veränderte Pflegedokumentation lässt sich der Dokumentationsaufwand deutlich reduzieren. Einrichtungen, die an einem Praxistest teilgenommen haben, reduzierten ihre Dokumentation pro Pflegebedürftigem von zirka 20 auf zehn Seiten. Die vereinfachte Dokumentation besteht übersichtlich aus fünf Themenblöcken, die aufeinander abgestimmt und bezogen sind. Die Wünsche und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen stehen dabei im Mittelpunkt. Regelmäßig wiederkehrende Tätigkeiten beispielsweise werden nun in Tages- und Wochenplänen zusammengefasst. Abweichungen werden hingegen einzeln dokumentiert.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat die Entwicklung dieser vereinfachten Pflegedokumentation unterstützt und finanziell gefördert. Sie wurde mit großem Engagement erfolgreich von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie den Medizinischen Diensten der Krankenversicherung getestet. Das BMG hat entsprechend die bundesweite Implementierung dieser vereinfachten Dokumentation beschlossen und die Länder gebeten, zur Koordinierung geeignete Gremien auf Landesebene einzurichten. Diese sollen das zuständige Bundesgremium unterstützen und zu einer bundesweit möglichst einheitlichen Implementierung beitragen. Dazu wurde in Hamburg die Arbeitsgruppe des LPA eingesetzt.
Martin Sielaff, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft: „Die Hamburgische Pflegegesellschaft hat gerne die Federführung für die Arbeitsgruppe des Landespflegeausschusses zur flächendeckenden Einführung der vereinfachten Pflegedokumentation übernommen. Für die Pflegebetriebe und die Pflegekräfte ist die bisherige Pflegedokumentation seit vielen Jahren ein Ärgernis: belastend, fachlich fragwürdig, aufwendig und bürokratisch. Es wurde höchste Zeit, dass grundsätzliche Verbesserungen der Pflegedokumentation vorgenommen werden. Sobald alle Informationen der Bundesebene zur qualitätsgeleiteten Einführung der entbürokratisierten Pflegedokumentation vorliegen, werden wir uns in Hamburg an der Implementierungsstrategie des Bundes beteiligen. Alle gewinnen durch diesen Entbürokratisierungsschritt: Die Menschen, die gepflegt werden, erhalten mehr unmittelbare Pflegezeit, die Pflegekräfte können ihrer Qualifikation besser gerecht werden und die Pflegebetriebe können entbürokratisierter arbeiten.“
Kathrin Herbst, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hamburg: „Die Erprobung hat gezeigt, dass eine vereinfachte Pflegedokumentaktion die erwarteten Effekte zur Übersichtlichkeit, Zeitersparnis und Mitarbeitermotivation hat. Auch mit einer sinnvoll reduzierten Dokumentation lassen sich die fachlichen Standards einhalten und die Kommunikation aller Beteiligten zur Situation des Pflegebedürftigen gewährleisten. Das ist uns wichtig.“
Ulrich Pannen, Geschäftsbereichsleiter Pflege der AOK Rheinland/Hamburg: „Die ersten Erfahrungen zeigen, dass sich die Dokumentation sinnvoll begrenzen lässt und die Pflegekräfte dadurch Zeit für die praktische Pflege gewinnen. Die AOK Rheinland/Hamburg sieht in diesen ermutigenden Zeichen einen Schritt in die richtige Richtung.“
Hintergrund
Im Hamburger Landespflegeausschuss beraten Vertreter der Verbände der Pflegeeinrichtungen, der Pflegekassen, des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung, der privaten Krankenversicherung, der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, der Bezirksämter, des Landes-Seniorenbeirates, der Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen und der bezirklichen Pflegekonferenzen sowie ohne Stimmrecht weitere Expertinnen und Experten unter Vorsitz von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks regelmäßig über aktuelle Fragen der Pflege. Der Ausschuss kann Anregungen und Empfehlungen zur gesundheitlichen Versorgung und Entwicklung pflegerischer Versorgungsstrukturen abgeben.