„Interessiert“ nimmt der der DGB Hamburg die erfreulichen Ergebnisse der IAB-Untersuchung zum Hamburger Kombilohn zur Kenntnis, mahnt aber an, den Hinweis auf den positiven Effekt der Qualifizierungsgutscheine ernst zu nehmen und lehnt die Einführung eines flächendeckenden Kombilohns weiterhin ab.
Erhard Pumm, Vorsitzender des DGB Hamburg: „Der gezielte Einsatz des Hamburger Kombilohnmodells kann einigen Langzeitarbeitslosen offenbar die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt ermöglichen, das ist erfreulich. In der Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA wurde jedoch auch deutlich, dass gerade diejenigen gute Chancen hatten, die den Qualifizierungsgutschein für Weiterbildung nutzten. Diesen Fakt sollte Senator Uldall sich zu Herzen nehmen, seine Blockadehaltung gegenüber Qualifizierungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose aufgeben und den Betroffenen
endlich Förderung über sinnvolle und passgenaue Weiterbildung angedeihen
lassen.“
Noch im August hatte Wirtschafts- und Arbeitssenator Uldall in einem Interview gesagt, dass „irgendwelche Kurse und Bewerbertrainings“ Arbeitssuchenden nicht bei der Integration in den Arbeitsmarkt helfen.
“ ,Irgendwelche‘ Qualifizierungsmaßnahmen helfen in der Tat nicht“, so Hamburgs DGB-Vorsitzender. „Man muss schon Kontakt aufnehmen mit den Arbeitslosen, um herauszufinden, welche Kompetenzen sie über eine Weiterbildung ausbauen könnten. Doch das geschieht oft nicht, weil ALG II-Empfänger vor Unterzeichnung einer Eingliederungsvereinbarung, in der so
etwas vereinbart werden könnte, häufig noch nicht mal ihren ARGE-Sachbearbeiter zu Gesicht bekommen, sondern den ,Vertrag‘ nach Hause geschickt bekommen. Erst heute wurden dem DGB Hamburg erneut zwei solcher Fälle gemeldet.“
Selbst wenn die Wirtschaftsbehörde mehr Bereitschaft zeigen würde, mehr für die Qualifizierung Arbeitsloser zu tun, bliebe viel aufzuholen: In den vergangenen Jahren wurde die Hamburger Weiterbildungslandschaft systematisch zerstört – statt intensiver mehrmonatiger Qualifizierungsmaßnahmen finden fast nur noch Bewerbungstrainings statt, die wenig bringen.
Erhard Pumm: „Vernünftige Qualifizierung kann man nicht im Kurzdurchlauf und mit finanziell ausgedünnten Trägern erledigen, die fast nur noch mit prekär beschäftigten Honorarkräften arbeiten. Ernst gemeinte Weiterbildung kostet zunächst Geld, würde aber vielen Arbeitslosen aus der Abhängigkeit staatlicher Transferleistungen verhelfen.“
Kombilohnmodelle, die nur auf Lohnsubvention der Arbeitgeber setzen und gar keine Qualifizierungsanteile enthalten, lehnen die Gewerkschaften weiterhin ab, so Hamburgs DGB-Vorsitzender. Auch dem Hamburger Modell gegenüber bleibe eine Skepsis: Denn ob es insgesamt zu mehr Beschäftigung führt, sei fraglich.
Das IAB macht in seiner Untersuchung deutlich, dass auch mit dem Hamburger Kombilohnmodell Substitutions-, Mitnahme- und Drehtüreffekte einhergehen könnten.