90 Prozent der erwerbstätigen Männer haben eine Vollzeitstelle. Unter den Frauen lag die Quote mit 54 Prozent deutlich niedriger und erreicht nicht einmal den EU-Durchschnitt. In Hamburg sind nur 36.807 Männer teilzeitbeschäftigt – aber 124.478 Frauen.
Der Deutschen Gewerkschaftsbund Nord (DGB Nord) fordert eine Neuverteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern und einen Rechtsanspruch auf Rückkehr zur Vollzeitarbeit für alle Beschäftigten, die während einer Berufsphase ihre Arbeitsstunden reduzieren und vorübergehend in einer Teilzeitbeschäftigung tätig sind. Der DGB Nord reagiert damit auf die jüngste Statistik des Statistischen Bundesamtes, der zufolge in Deutschland Frauen bei der Vollzeitarbeit besonders benachteiligt sind.
Das Statistische Bundesamt hatte ermittelt, dass Männer weiterhin deutlich häufiger erwerbstätig sind als Frauen. Und 90 Prozent der erwerbstätigen Männer in Deutschland haben demnach eine Vollzeitstelle – unter den Frauen lag die Quote mit 54 Prozent deutlich niedriger. Im EU-Durchschnitt arbeiteten 91 Prozent der Männer und 68 Prozent der Frauen in Vollzeit.
„Deutschland ist ein gleichstellungspolitisches Entwicklungsland, was die Teilhabe der Frauen an sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeitsplätzen betrifft. Ihre Quote liegt hier deutlich unter dem europäischen Durchschnitt – das ist ein Armutszeugnis, für die Bundesregierung, aber auch die Unternehmen. Die nächste Bundesregierung muss Gleichstellung wieder auf die Top 10 der Prioritätenliste setzen. Frauen, die vollzeitbeschäftigt sein wollen, müssen die Möglichkeit dazu erhalten“, so Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord. Zu den nötigen Maßnahmen gehörten gleiche Löhne für gleiche Arbeit, Frauenförderung in den Betrieben, attraktive vollzeitnahe Teilzeitangebote für Männer und Frauen, ein Rechtsanspruch auf Rückkehr auf eine Vollzeitstelle ebenso wie steuerliche Maßnahmen und der Ausbau von Ganztagsschulen und –betreuung. Polkaehn: „Das Betreuungsgeld von Ministerin Schröder hält Frauen dagegen nicht nur von Kitas fern, sondern auch vom Arbeitsmarkt.“
Frauen seien viel zu oft als Minijobberin und Teilzeitkraft tätig – nötig sei eine neue Verteilung der Arbeit zwischen Mann und Frau, so der DGB-Vorsitzende: „Männer sind häufig gezwungen, den Ernährer zu spielen – das können Frauen aber auch, wenn man ihnen faire Löhne zahlen würde. Die Familien brauchen echte Wahlfreiheit, was den Job der Eltern betrifft.“
Die Zahlen für den Norden:
Hamburg
Vollzeitbeschäftigt: 410.964 Männer, 261.832 Frauen
Teilzeitbeschäftigt: 36.807 Männer, 124.478 Frauen
Gesamt: 447.771 Männer, 386.310 Frauen
Schleswig-Holstein
Vollzeitbeschäftigt: 409.301Männer, 241.542 Frauen
Teilzeitbeschäftigt: 32.534 Männer, 157.922 Frauen
Gesamt: 441.835 Männer, 399.464 Frauen
Mecklenburg-Vorpommern
Vollzeitbeschäftigt: 237.360 Männer, 186.304 Frauen
Teilzeitbeschäftigt: 18.150Männer, 86.940Frauen
Gesamt: 255.510 Männer, 273.244 Frauen
2011 gingen in Deutschland 81 % der Männer, aber nur 71 % der Frauen von 20 bis 64 Jahren einer Erwerbstätigkeit nach. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Weltmännertages am 3. November mit und veröffentlicht dazu Ergebnisse aus dem gleichzeitig erschienenen Indikatorenbericht „Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt – Deutschland und Europa“.
Auch in allen anderen EU-Staaten lagen die Erwerbstätigenquoten der Männer höher als die der Frauen. Laut Eurostat, dem Statistikamt der Europäischen Union (EU), wies Malta 2011 den EU-weit größten Unterschied zwischen den Geschlechtern auf. Dort waren 79 % der Männer, aber nur 43 % der Frauen erwerbstätig. Weitgehend ausgeglichen waren hingegen die Quoten in Litauen, wo 68 % der Männer und 67 % der Frauen arbeiteten. Im EU-Durchschnitt gingen 75 % der Männer und 62 % der Frauen einer Arbeit nach.
Auch bei der Wochenarbeitszeit gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. So hatten 90 % der erwerbstätigen Männer von 15 bis 74 Jahren in Deutschland eine Vollzeitstelle. Unter den Frauen lag die Quote mit 54 % deutlich niedriger. Im EU-Durchschnitt arbeiteten 91 % der Männer und 68 % der Frauen Vollzeit. Die Differenz zwischen den Geschlechtern war damit nicht ganz so groß wie in Deutschland.
Der Indikatorenbericht beleuchtet die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern in den Bereichen Erwerbsbeteiligung, Beruf und Qualifikation, Arbeitsbedingungen und Verdienste, Familie und Beruf sowie den Übergang in den Ruhestand. Jeder Indikator stellt dabei die Situation in Deutschland dar und vergleicht sie mit der in den anderen EU-Staaten.
Die Broschüre steht auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de > Publikationen > Thematische Veröffentlichungen > Arbeitsmarkt > „Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt – Deutschland und Europa“ als Download zur Verfügung.